Anzeige

Jackson Hole Powell deutet Zinssenkung an – Dow Jones mit Rekordstand

Fed-Chef Jerome Powell bei seiner Ankunft in Jackson Hole
Fed-Chef Jerome Powell bei seiner Ankunft in Jackson Hole
© Jim Urquhart/Reuters
In den USA stehen nach einer Rede von Fed-Chef Jerome Powell die Zeichen auf fallenden Zinsen. Während Aktienkurse steigen, fällt der Dollar

Am 17. September könnte es so weit sein: Die US-Notenbank Federal Reserve könnte an diesem Tag in Reaktion auf schwache Arbeitsmarktdaten ihren Leitzins senken. In diese Richtung äußerte sich US-Notenbankchef Jerome Powell während seiner mit Spannung erwarteten Rede beim jährlichen Notenbank-Symposium in Jackson Hole im Bundesstaat Wyoming. Die Geldpolitik bedürfe der Anpassung, betonte Powell. 

Nach Powells Rede bildete der Geldmarkt eine Wahrscheinlichkeit von 90 Prozent für eine Zinssenkung im September ab. Zuvor hatte der Wert nur bei 75 Prozent gelegen. In der Folge sank die Rendite für zweijährige US-Staatsanleihen und lag zehn Basispunkte tiefer bei 3,7 Prozent. Die Rendite kurzlaufender Staatsanleihen – auch kurzes Ende genannt – gilt als Indikator für Zinserwartungen. Zu Monatsbeginn lag die Rendite hier noch bei rund vier Prozent und sackte in Reaktion auf schwache Arbeitsmarktdaten ab. Sinkende Anleiherenditen gehen mit steigenden Kursen einher, wovon unter anderem US-Präsident Donald Trump profitieren dürfte. Laut amtlichen Unterlagen hält er in seinem Wertpapierdepot kurzlaufende US-Staatsanleihen.

In Reaktion auf sinkende US-Renditen fiel der Dollar. Das erhöht für die USA Inflationsrisiken, weil Importe sich in Dollar gerechnet verteuern. Der Euro stieg um ein Prozent auf 1,17232 Dollar, was wiederum für Bewohner der Eurozone Einfuhren etwa von Rohöl billiger macht.

Powell: Risiken am Arbeitsmarkt

Aktuell liegt der US-Leitzins Fed Funds Rate in der Spanne von 4,25 bis 4,5 Prozent. Ihr Mandat verpflichtet die Fed dazu, die Beschäftigung hoch und die Inflation niedrig zu halten. Powell war zuletzt immer wieder von Trump zu Zinssenkungen aufgefordert worden. Dem Fed-Chef zufolge wollte die Notenbank erst mehr Klarheit darüber gewinnen, wie sich die Zollerhöhungen auf die Inflation und den Arbeitsmarkt auswirken. 

Powell wies nun in seiner Rede auf wachsende Risiken für den Arbeitsmarkt hin, betonte aber auch die Gefahr einer hartnäckigeren Inflation. Der Arbeitsmarkt scheine zwar im Gleichgewicht zu sein, sagte er. „Es ist jedoch ein ungewöhnliches Gleichgewicht, das aus einer deutlichen Verlangsamung sowohl des Angebots an als auch der Nachfrage nach Arbeitskräften resultiert.“ Die Situation deute darauf hin, dass die Gefahren für die Beschäftigung zunehmen. „Sollten sich diese Risiken verwirklichen, kann dies schnell geschehen“, sagte er.

Zölle als Inflationsrisiko

Powell warnte aber auch vor den Inflationsrisiken, die von Zöllen ausgingen. „Es ist jedoch auch möglich, dass der Aufwärtsdruck auf die Preise durch Zölle eine dauerhaftere Inflationsdynamik auslösen kann“, sagte er. „Das ist ein Risiko, das bewertet und mit dem umgegangen werden muss.“ 

Die nun vom Markt erwarteten Zinssenkungen sind daher keinesfalls sicher, so Laura Cooper, leitende Makrostrategin bei Nuveen. „Trotz des leichten Signals für eine Wiederaufnahme der Zinssenkungen im nächsten Monat hielt Powell sich jedoch alle Optionen für den künftigen geldpolitischen Kurs offen, indem er betonte, dass über September hinaus nur begrenzte Dringlichkeit für aggressive Zinssenkungen bestehe.“

Nach Einschätzung von Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz hat Powell signalisiert, „dass die Zinsen bald gesenkt werden könnten“. Das Powell sich vorsichtig geäußert habe, sei eher mit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte als um 50 Basispunkte zu rechnen. 

Die zentrale Aussage Powells sei gewesen: „Angesichts der restriktiven Geldpolitik könnten der Ausblick und die sich verändernden Risiken eine Anpassung unseres geldpolitischen Kurses erforderlich machen.“ Vereinfacht gesagt: Für den schwachen Arbeitsmarkt ist der Zins einfach zu hoch und selbst nach einer Senkung bleibt er restriktiv genug angesichts der Inflationsgefahren, die von den Zöllen ausgehen.

„Niemals abweichen“

Powell sprach den Namen Donald Trumps nicht aus und ging auch nicht konkret auf die Forderungen des Weißen Hauses nach niedrigeren Zinsen ein. Er wies jedoch auf die Bedeutung der Unabhängigkeit der Fed hin.

„Die Mitglieder des Offenmarktausschusses werden diese Entscheidungen ausschließlich auf der Grundlage ihrer Bewertung der Daten und deren Auswirkungen auf die Wirtschaftsaussichten und die Risiko-Einschätzung treffen. Von diesem Ansatz werden wir niemals abweichen“, erklärte er.

Börse: S&P 500 steigt, Rekord beim Dow Jones

Am Aktienmarkt führte die Aussicht auf sinkende US-Leitzinsen zu Kursanstiegen. Der US-Leitindex S&P 500 legte 1,6 Prozent auf 6475 Punkte zu. Der für Investoren unwichtigere Dow Jones Industrial Average („Dow Jones“) erreichte sogar ein Rekordhoch von 45691,18 Punkten. Anleger aus Europa haben jedoch wenig vom Kursanstieg, weil sie von der Dollar-Abwertung aufgefressen wird.

Fallende Zinsen erhöhen den Gegenwartswert künftiger Unternehmensgewinne. Und weil Aktienkurse im Kern abdiskontierte künftige Gewinne abbilden, führt die Erwartung fallender Zinsen bei konstanter Bewertung eben zu einem höheren fairen Wert einer Aktie. Zudem verbilligen niedrigere Zinsen die Unternehmensfinanzierung, was die Gewinne steigern und zu mehr Wachstum führen kann. 

Mit Reuters

Mehr zum Thema

Neueste Artikel

VG-Wort Pixel