Global anlegende Aktienfonds verlieren offenbar das Vertrauen in eine Fortsetzung der Rally bei den großen US-Techwerten. Stattdessen setzen das Management immer stärker auf Titel aus Asien, wie Berechnungen einer Gruppe von UBS-Anlaysten zeigt. Zu den Favoriten zählen aber auch zwei französische Luxuskonzerne, Volkswagen und zwei weitere deutsche Unternehmen.
Das siebenköpfige UBS-Team hat für seine Studie Daten zu den Aktienbeständen global anlegender Aktienfonds untersucht (Stand: 7. Mai) und mit dem Aktienindex MSCI All Countries World (MSCI AC) verglichen. Dieser enthält rund 3000 Unternehmen aus Industrie- und Schwellenländern und ermöglicht dadurch eine sehr breite Risikostreuung. Am Montag vergangener Woche erreichte er ein Rekordhoch von 711,94 Punkten. Dominiert wird der Index von US-Techwerten, größte Titel sind laut dem Indexanbieter MSCI aktuell die Aktien von Apple (Anteil 3,5 Prozent), Microsoft (2,8 Prozent) und Amazon (2,3 Prozent). Unter den Top Ten finden sich acht US-Werte (einschließlich der beiden Aktienklassen von Alphabet) und zwei aus Asien, nämlich Taiwan Semiconductor und Tencent aus der Volksrepublik China.
In der Studie untersuchten die Analysten, wie stark die aktiven Fonds vom Index abweichen, einzelne Werte also über- oder untergewichten. Letzteres heißt nicht, dass die Fonds in die Aktien nicht investieren, sondern nur, dass ihr Anteil geringer als im Index ist.
Diese genannte Zusammensetzung kaufen Anlegerinnen und Anleger mit einem ETF auf den MSCI AC-Index. Global agierende aktive Fondsmanager weichen davon deutlich ab und setzen andere Schwerpunkte, und zwar jenseits der USA und der Technologie-Branche.
Aktien aus Asien dominieren
Unter den zehn von ihnen übergewichteten Aktien aus aller Welt finden sich keine US-Techtitel und insgesamt nur zwei in den USA beheimatete Unternehmen, nämlich der Finanzdienstleister Visa und das Bergbau-Unternehmen Southern Copper. Letzteres befindet sich zu knapp 90 Prozent im Besitz von Groupo Mexiko, dem weltweit drittgrößten Kupferproduzenten. Der Kupferpreis war jüngst stark angestiegen. Ein wichtiger Terminkontrakt an der Börse Schanghai kletterte bis auf 78.270 Yuan je Tonne, das sind umgerechnet 10.020 Euro.
Aktien aus Asien dominieren die Übergewichtungen bei globalen Aktienfonds. Das größte Übergewicht entfällt laut der UBS auf den IT- und Beratungskonzern Tata Consultancy aus Indien. Seine Aktie hat in den globalen Aktienfonds einen Anteil von durchschnittlich 0,36 Prozent und weicht damit um 0,3 Prozentpunkte von Index ab. Mit dem Erdöl- und Industriekonzern Reliance setzen die Fondsmanager Akzente bei einem weiteren indischen Unternehmen. Tencent (Übergewicht 0,21 Prozentpunkte) ist der einzige Top Ten-Wert aus dem MSCI AC, den die Fondsmanager übergewichten. Zu ihren Favoriten zählen aus Asien zudem Agricultural Bank of China und Saudi Basic Industries.
Europa ist mit drei Werten unter den am stärksten übergewichteten Aktien vertreten. Das sind die beiden französischen Luxuskonzerne LVMH und Hermes sowie Volkswagen. Die Niedersachsen haben sich jüngst wegen seiner hohen Investitionen in Elektromobilität zum Investoren-Liebling unter den Autokonzernen gemausert.
Unter den europäischen Aktien (gemessen am Index MSCI Europe) übergewichten die globalen Fonds außerdem Siemens Healthineers und Beiersdorf, während sie sich bei Allianz, SAP und BASF im Vergleich zum Index zurückhalten. Unter den europäischen Werten gilt dies auch für Nestlé, Roche, ASML, Unilever, HSBC, Novo Nordisk und Air Liquide.
Im globalen Maßstab untergewichten die Fondsmanager vor allem US-Techwerte und da wiederum mit Apple das weltweit wertvollste börsennotierte Unternehmen. Die Fonds halten im Schnitt 2,99 Prozent ihrer Mittel in Apple-Aktien, das sind 1,12 Prozentpunkte weniger als im MSCI AC. Zurückhaltend sind die Manager auch bei Taiwan Semiconductor, Amazon, Tesla, Nestlé, Microsoft, Exxon Mobile, Berkshire Hathaway (Holding von Warren Buffett), Commenwealth Bank of Australia und Roche.
Diese Aktien werden am stärksten übergewichtet:
Diese Aktien werden in globalen Fonds übergewichtet
Die Abkürzung Sabic steht für Saudi Basic Industries Corporation. Größter Anteilseigner ist der Ölriese Saudi Aramco. Sabic übernimmt die Weiterverarbeitung von Öl und Gas in Saudi-Arabien. Das Unternehmen ist aber auch in Europa aktiv unter anderem in Gelsenkirchen (Foto). Dort werden die Kunststoffe Polypropylen und Polyethylen hergestellt. Der Umsatz des Konzerns war zuletzt stark rückläufig: 2020 wurden 25,4 Mrd. Euro erlöst nach 32,1 Milliarden im Vorjahr.
Der mexikanische Bergbaukonzern hat zuletzt vom starken Anstieg des Kupferpreises profitiert. Das Unternehmen ist der größte börsennotierte Kupferproduzent der Welt. Daneben fördert das Unternehmen von CEO Oscar Gonzalez Rocha aber auch Silber und Zink.
Die Aktie des deutschen Autobauers hat nach dem Corona-Crash eine beeindruckende Aufholjagd hingelegt. Der chinesische Markt und die konsequente Ausrichtung auf die Elektromobilität machen sich bezahlt. Das erste Quartal war das beste in der Geschichte Volkswagens. Die Aktie hat ihren Sturmlauf mittlerweile allerdings beendet.
Das Kreditkartenunternehmen Visa ist der einzige US-Vertreter in der Liste. Mit einer Marktkapitalisierung von rund 500 Mrd. Dollar war Visa Ende 2020 das wertvollste Unternehmen aus der Finanzbranche. Knapp 22 Mrd. Dollar erlöste Visa im vergangenen Jahr.
Reliance Industries ist ein indisches Industriekonglomerat. Der Konzern von Mukesh Ambani gilt als das wertvollste Unternehmen des Subkontinents. Petochemie und Textilien sind die Hauptgeschäftsfelder von Reliance. Der Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr belief sich auf umgerechnet 70 Mrd. Dollar.
Die Aktie des französischen Luxusgüterkonzerns LVMH hat den Corona-Crash längst verdaut. Das Papier notiert derzeit über 625 Euro. Dabei hat die Pandemie eine deutliche Delle in der Bilanz hinterlassen: Umsatz und Gewinn sind deutlich geschrumpft. Doch LVMH ist mit seinem breiten Markenportfolio wieder optimistisch, wobei die Hoffnungen vor allem auf China ruhen.
Bei Tata Consultancy Services handelt es sich um ein indisches Beratungs- und IT-Dienstleistungsunternehmen, das weltweit agiert. Auch große deutsche Unternehmen gehören zu den Kunden des Konzerns. Im Geschäftsjahr 2019/2020 erzielte TCS einen Umsatz von etwas mehr als 22 Mrd. Dollar - ein Wachstum von sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das operative Ergebnis lag bei 4,5 Mrd. US-Dollar