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Anlegen in Krisenzeiten Auf welche Aktien die Börsenprofis jetzt setzen

Kapitalmarktexperten mit Überblick: Volker Schilling, Petra Ahrens und Jens Ehrhardt (von rechts)
Kapitalmarktexperten mit Überblick: Volker Schilling, Petra Ahrens und Jens Ehrhardt (von rechts)
© Felix Schmitt
Krieg, Krisen, Klimawandel – für Anleger sind die Zeiten rau. Selbst gestandene Vermögensverwalter kämpfen mit der schlechten Stimmung. Doch jede Baisse bietet auch Einstiegschancen
Anlegen in Krisenzeiten: Auf welche Aktien die Börsenprofis jetzt setzen

Im nächsten Jahr wird es ein halbes Jahrhundert her sein, dass Jens Ehrhardt seine eigene Vermögensverwaltung gegründet hat. Man könnte meinen, dass jemand mit seiner Markterfahrung so ziemlich alles schon einmal erlebt hat. Doch am Donnerstag bekannte Ehrhardt, dass 2023 auch für ihn neu gewesen sei: Eine derart pessimistische Stimmung wie zu Jahresanfang sei „eine Situation, die auch ich so noch nicht gekannt habe“.

Wie schlimm ist die Lage wirklich? Und bringt nicht jede Baisse auch ihre Einstiegschancen mit sich? Das waren die Leitfragen des Abschlusspanels „Krieg, Krisen, Klimawandel – Anlagestrategien für unsichere Zeiten“ auf dem diesjährigen Vermögensaufbau-Gipfel von Capital, auf dem Ehrhardt, Vorstandsvorsitzender der DJE Kapital AG, mit den Branchenkollegen Petra Ahrens (Maiestas Vermögensmanagement) und Volker Schilling (Greiff Capital Management) diskutierte.

Alle drei Panelisten zeichneten für die nächsten Monate ein eher düsteres Bild. Sollten die Zinsen 2024 dauerhaft hoch bleiben, sei die Wahrscheinlichkeit groß, dass es wirtschaftlich „ziemlich übel“ werde, prognostizierte Ehrhardt. Die Folgen der geopolitischen Krisen seien bisher nicht abschätzbar, ergänzte Ahrens. „Der Job der Fed ist noch lange nicht getan.“ Sie gehe daher „mit keiner allzu großen Zuversicht in die nächsten Monate“. Und Schilling konstatierte: „Wir leben in einer Phase der Dauerkrisen.“ Er sagte aber auch: „Wir beschäftigen uns zu viel mit Krise.“ Und es gebe „nur Veränderungen, wenn Krisen entstehen“.

Und so konnte der Greiff-Vorstand der Zinswende auch etwas Positives abgewinnen: „Geld hat endlich wieder einen Wert. Wir fördern keine sinnlosen Projekte mehr, nur weil es billig ist, Geld aufzunehmen.“ Ehrhardt sekundierte: „Ich bin froh, dass Zinsen höher sind, damit kann man wieder etwas damit anfangen. In Zeiten der Niedrigzinsen war das schwer kalkulierbar.“ Dank der gestiegenen Zinsen mache auch das 60/40-Portfolio für Anleger wieder Sinn, so Ahrens.

Profis geben Aktien-Tipps

Und was gehört nun ins Portfolio? „Bei Unternehmen muss man auf die solide Finanzsituation achten, auf eine hohe Ertragsstabilität und gute Wachstumschancen“, empfahl die Maiestas-Vorständin. Sie schaue sich „gute Unternehmen“ aus der Konsumgüter- und Gesundheitsbranche an – und sie mahnte an, nicht mehr sklavisch auf ein niedriges KGV von 14 oder 15 zu achten. „Davon muss man sich lösen. Für gute Unternehmen ist auch ein KGV von 30 okay.“

Greiff-Mann Schilling würde tendenziell bei Energieunternehmen zugreifen sowie bei Rohstofffirmen, die für die Energiewende wichtige Rohstoffe fördern. Einige Minengesellschaften hätten „sehr niedrige KGV von um die 3“, gab Schilling dem Publikum als Tipp mit. Eine Aktie aber dürfte bis auf weiteres nur schwer günstig zu erwerben sein: die der gehypten Chipfirma Nvidia. „Ich würde eine Nvidia liebend gerne wieder kaufen, wenn die Bewertungen wieder etwas runtergehen“, so Schilling. „Ich glaube, dass das einer der Profiteure in der Zukunft sein wird. Wir leben in einer neuen digitalen Revolution, die vergleichbar mit der industriellen Revolution ist.“

Es war dann wiederum Marktveteran Ehrhardt, der das Phänomen der auseinander klaffenden Bewertungen auf den Punkt brachte: „Es ist erstaunlich, wie die Märkte auseinander streben.“

Mitarbeit: Laura Eßlinger

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