Viele Anleger lieben Dividenden. Dabei betrachten sie vornehmlich die Dividendenrendite, bei welcher die aktuellen Dividenden mit den aktuellen Kursen ins Verhältnis gesetzt werden. Diese Kennzahl greift aber vielfach zu kurz, da das absehbare Wachstum der Dividenden in Zukunft ausgeblendet wird. Dies lässt sich an einem einfachen Beispiel verdeutlichen: Hätten Anleger vor 20 Jahren in die Apple-Aktie investiert, würden sie heute, bezogen auf den ursprünglichen Einsatz, eine Dividendenrendite von mehr als 200 Prozent im Jahr erzielen. Denn die aktuelle Dividende ist mehr als doppelt so hoch wie der Aktienkurs von damals.
Bei der Berechnung einer nachhaltigen Dividendenrendite muss folglich auch das Wachstum der Dividenden abgebildet werden. Mit ein wenig Finanzmathematik ist dies problemlos möglich. Aus einer Prognose der zukünftigen Dividenden lässt sich bezogen auf den aktuellen Aktienkurs ein interner Zinsfuß ermitteln, der die nachhaltige Dividendenrendite repräsentiert. Die nachhaltige Dividendenrendite ergibt sich demnach aus der aktuellen Dividendenrendite zuzüglich der zukünftigen Wachstumsrate der Dividenden.
Diese modifizierte Dividendenrendite (inklusive Wachstum) ist anderen Kriterien zur Auswahl attraktiver Dividendenaktien überlegen. Die Berechnung macht deutlich, dass die klassische Kennzahl Dividendenrendite die nachhaltige Dividendenrendite regelmäßig unterschätzt, nämlich genau um zukünftige Wachstumsraten der Dividenden. Die statische Kennzahl Dividendenrendite führt deshalb häufig dazu, dass eher in stagnierende Unternehmen mit mäßigen Perspektiven investiert wird. Attraktive Wachstumswerte in den USA und in Asien fallen dabei regelmäßig durchs Raster.
Dividendenaristokraten – ein Blick in die Vergangenheit
Viele Anleger bevorzugen bei der Aktienselektion auch sogenannte Dividendenaristokraten, die eine möglichst lange Historie steigender Dividenden aufweisen. Bei der Betrachtung von Dividendenaristokraten handelt es sich aber um einen Blick in die Vergangenheit, das Dividendenwachstum ist hingegen nach vorn gerichtet. Hinzu kommt, dass zyklische Unternehmen (z.B. aus der Automobilindustrie) nur selten eine lange, saubere Dividendenhistorie aufweisen. Die Geschäftsmodelle von zyklischen Unternehmen müssen deshalb aber nicht grundsätzlich schlecht sein.
Das absehbare Dividendenwachstum geht Hand in Hand mit dem erwarteten Ertragswachstum der Unternehmen. Es ist deshalb kaum verwunderlich, dass bei der modifizierten Dividendenrendite (inklusive Wachstum) insbesondere chinesische Unternehmen die Nase vorn haben (siehe Tabelle unten). Aber auch zahlreiche deutsche Unternehmen schaffen es nach den jüngsten Kursrückgängen in diese Rangliste. Bei Unternehmen aus der Automobil- (Schaeffler, BMW) und der Immobilienbranche (TAG Immobilien) können aktuell sehr hohe nachhaltige Dividendenrenditen erwartet werden. Erstaunlicherweise haben es die dynamisch wachsenden US-Unternehmen nicht in diese Rangliste geschafft. Die Konsolidierung der Kurse am dortigen Aktienmarkt ist offenbar noch nicht so weit fortgeschritten, dass man attraktive Einstiegsniveaus beobachten kann.
Man sollte beachten, dass auch die nachhaltige Dividendenrendite nur ein Mosaikstein unter vielen bei der Aktienauswahl sein kann. So sollte man bei der Betrachtung von Dividendenrenditen immer auch die Ausschüttungsquote (Payout Ratio) im Blick haben. Das Maximum sollte bei 100 Prozent liegen, sonst geht es an die Substanz. Je niedriger der Wert, desto mehr wird vom Gewinn einbehalten und in zukünftiges Wachstum investiert – die zukünftigen Dividenden sollten demzufolge umso höher ausfallen. Vor diesem Hintergrund sind die Dividendenrenditen der chinesischen Unternehmen (Payout Ratios nur ca. 30 Prozent) besonders beeindruckend. Es gibt noch viel Luft nach oben.
Bei jedem Aktienkauf sollte man auch die Risiken der einzelnen Unternehmen vor Augen haben. Sehr praktikabel können hierbei die Ratings der Unternehmen herangezogen werden. Die etablierten Ratingagenturen analysieren detailliert und kenntnisreich jegliche Risiken, welche die zukünftige Zahlungsfähigkeit der Unternehmen beeinflussen können. Die aktuell guten Ratings der chinesischen Unternehmen (und auch der deutschen Automobilunternehmen) lassen schnell erkennen, dass die Risiken der Anlage in diesen Werten überschaubar sind. Zahlungsausfälle werden als sehr unwahrscheinlich eingeschätzt (BBB-Rating entspricht einer Ausfallwahrscheinlichkeit von circa fünf Prozent) und folglich sollten auch die Dividendenzahlungen gewährleistet sein.
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