Diese Ruhe muss man erst einmal haben: Die Börsen zitterten in den vergangenen Wochen so heftig auf und ab, wie selten. Zuerst erlebten sie den euphorischen Höhenflug, dann knickten sie angesichts der US-Zölle um rund 17 Prozent ein, seitdem sind Tag für Tag Zickzackkurse zu bestaunen. Und wie kommentiert der wohl bekannteste Investor der Welt das alles? „Was in den vergangenen 45 Tagen passiert ist, ist wirklich nichts“, sagt Warren Buffett, Investorenikone und Noch-Chef von Berkshire Hathaway, dem größten Firmenkonglomerat der USA gemessen an der Marktkapitalisierung. Was sind schon Verluste von knapp 20 Prozent?
Auch Buffetts eigene Aktien verloren übrigens in der Spitze 6 Prozent seit dem Wochenende und schlossen mit rund 3 Prozent Minus auf Wochensicht. Hauptgrund für den Kursknick war die überraschende Ankündigung Buffetts, er werde sich zum Jahresende aus dem Tagesgeschäft zurückziehen – mit immerhin 94 Jahren. Bis dahin hatten seine Anhänger gehofft, er werde den Posten papstgleich bis zum Lebensende bekleiden. Doch auch wenn Buffett die Unternehmensführung nun – wie bereits lange eingefädelt – an Greg Abel übergibt, bleibt er trotzdem Vorsitzender des Berkshire-Verwaltungsrats. Und man darf davon ausgehen, dass er dort noch kräftig weiter mitreden wird. Denn Buffett ist kein Mann der wenigen Worte. Er erklärt seinen Zuhörern gerne die Welt. Und sie können noch immer viel von ihm lernen.
#1 Bleibe ruhig, wenn alle panisch werden
Die wohl wichtigste Lektion: Ruhig bleiben, wenn die Märkte beben. Wie wichtig das ist, unterstreicht er wieder einmal, indem er die 20-Prozent-Ausschläge der Kurse als „nichts“ bezeichnet. Gerade solche Kurseinbrüche haben ihm selbst im Laufe der Zeit die besten Einstiegsmöglichkeiten beschert. Denn dann packte er sich selbst Aktien von Unternehmen ins Depot, deren Geschäftsmodell ihn überzeugte und die er nach solchen Kursabstürzen für stark unterbewertet hielt. Und natürlich fällt jemandem wie Buffett das Ruhigbleiben und Abwarten leichter. Er dürfte einer der wenigen Investmentprofis sein, der schon zu Zeiten der großen Depression in den 1930er-Jahren auf der Welt war. Gemessen an den verheerenden Zuständen nach dem damaligen Börsencrash wirken viele Markteinbrüche von heute nur wie eine kleine Fußnote in den Kurscharts.
Vor allem aber steht Buffett bereits seit 60 Jahren an der Spitze von Berkshire. Und er ist noch etwas länger im Investmentbusiness: Buffett kaufte schon Aktien, bevor er die ehemalige Textilfirma übernahm. Und einige Aktien in seinem Depot hält er beinahe schon genauso lange, wie er Berkshire Hathaway leitet. Eine seiner wichtigsten Tugenden nämlich ist das Dabeibleiben. Er selbst drückte das einmal so aus: „Eine Aktie, die Du nicht mindestens für zehn Jahre halten willst, solltest Du nicht einmal für zehn Minuten besitzen.“