Vor fünf Tagen ging Vantage Towers an die Börse. Sehr zur Freude des Vodafone-Mutterkonzerns: Über 2,3 Mrd. Euro brachte der IPO (Initial Public Offering) ein . Damit sollen zunächst die Schulden des Unternehmens zurückgezahlt werden. Vantage Towers ist nur eins der Unternehmen, die dieses Jahr den Schritt an die Börse wagen.
Mehr Börsengänge als letztes Jahr
Die Zahl der Börsengänge schwankt von Jahr zu Jahr: 175 Börsengänge gab es in Deutschland im Jahr 1999 - ein Topjahr für IPO-Aktivitäten hierzulande. Nach dem Platzen der Dotcom-Blase war allerdings Schluss mit der Börseneuphorie. 2019 waren es gerade einmal drei und im vergangenen Jahr auch nur fünf IPOs in Deutschland. Global rechnen Analysten für 2021 wieder mit mehr Börsengängen. Zum Teil liegt das auch an Unternehmen, die wegen der Coronapandemie im vergangenen Jahr die geplante Erstnotiz ihrer Aktie an der Börse abgebliasen hatten. Ein Überblick der wichtigsten IPOs weltweit:
Diese Unternehmen haben ihren Börsengang in 2021
Knapp zwei Monate liegt der Börsengang von Mytheresa zurück. Der Onlineshop für Luxusmode feierte am 21. Januar sein Börsendebüt in New York. Kurz vor Ende der Zeichnungsfrist stieg die Nachfrage stark an: 24 bis 26 US-Dollar pro Aktie. Zuvor waren es 16 bis 18 Dollar. Das Unternehmen wird damit mit 2,2 Mrd. Dollar bewertet. Mit den Einnahmen aus dem Börsengang werden Schulden getilgt. Mytheresa gehörte dem US-Einzelhandelskonzern Neiman Marcus, der im Mai 2020 Insolvenz anmelden musste. Finanzinvestoren hatten den Luxusmodehändler mit einem Darlehen in Höhe von 200 Mio. Dollar davor bewahrt, in Mitleidenschaft gezogen zu werden.
Die Tochtergesellschaft vom Softwareunternehmen SAP ging am 28. Januar an die Börse. Bereits im Vorfeld hob Qualtrics die Preisspanne für die Aktie mehrfach an. Schlussendlich begann der Anbieter für Marktforschungs-Software mit dem Handel an der Nasdaq für 41,85 US-Dollar je Aktie. SAP hatte das Unternehmen Ende 2018 für 8 Mrd. US-Dollar gekauft, beim IPO wurde es fast doppelt so hoch bewertet (15 Mrd. US-Dollar). 16 Prozent der Anteile wurden abgegeben, der deutlich größere Teil blieb in SAP-Besitz (84 Prozent). Mittlerweile notiert Qualtrics-Aktie weit unter dem Ausgabepreis bei knapp unter 30 Dollar.
Am 4. Februar fand der Börsengang der Auto1 Group statt. 2012 gründeten Christian Bertermann und Hakan Koç den Online-Gebrauchtwagenhandel. Zusammen halten die beiden 30 Prozent der Anteile der Firma. Aktuell ist die Auto1 Group in über 30 Ländern aktiv. In Deutschland ist das Unternehmen vor allem durch die 120 Filialen von Wirkaufendeinauto.de bekannt. Der Umsatz stieg seit Gründung rasant an. Durchschnittlich verdoppelte sich dieser jährlich zwischen 2014 und 2019. Zur Zeit des IPO wurde das Berliner Unternehmen mit etwa 8 Mrd. Euro bewertet. Die Preisspanne pro Aktie lag am oberen Ende bei 38 Euro. Der Börsengang brachte 1,8 Mrd. Euro ein. Mittlerweile notiert der Titel bei knapp 49 Euro.
Ein starkes Börsendebüt legte die US-amerikanische Datingplattform Bumble hin. Am 11. Februar startete das Unternehmen an der Nasdaq mit 76 US-Dollar pro Aktie und lag damit fast 77 Prozent über den Ausgabepreis. Dabei schrieb das Unternehmen 2020 rote Zahlen. Trotzdem war die Nachfrage so groß, dass statt 35 Millionen 50 Millionen Papiere angeboten wurden. Die Gründerin Whitney Wolfe Herd, die bereits zuvor beim Konkurrenten Tinder mitwirkte, ist nun die jüngste Vorstandschefin eines größeren US-Unternehmens an der Börse. Die Datingplattform wurde beim IPO mit über 8 Mrd. US-Dollar bewertet.
Starke Verluste in Höhe von 253 Mio. US-Dollar wies die Spieleplattform Roblox für 2020 aus. Der Umsatz stieg jedoch um mehr als 80 Prozent auf knapp 924 Mio. Dollar. Das Unternehmen hat sich für ein sogenanntes „Direct Listing“ seiner Anteilsscheine entschieden. Dabei werden Unternehmensanteile in Aktien umgewandelt, die anschließend an der Börse gehandelt werden. Die Roblox-Aktie startete am 10. März mit 64,50 Dollar je Anteilsschein, womit das Unternehmen am Aktienmarkt mit 35 Mrd. Dollar bewertet wird.
Der südkoreanische Online-Händler feierte seinen IPO am 11. März. Der Börsengang von Coupang ist der größte nicht-US-amerikanische Börsengang seit Alibaba im Jahr 2014. Die Erstnotiz lag bei 61,50 Dollar und damit deutlich über dem Ausgabepreis von 35 Dollar. Das Unternehmen, das im vergangenen Jahr einen Verlust von 475 Mio. Dollar einfuhr, wird damit mit 114 Mrd. Dollar an der Börse bewertet.
Am 18. März wagte sich Vantage Towers an die Börse. Über 80.000 Funkmasten in Europa betreibt das Unternehmen, das zur Vodafone Group gehört. Dem Mutterkonzern spülte der IPO 2,3 Mrd. Euro in die Kassen. Damit ist der Börsengang der aktuell größte deutsche in diesem Jahr und löste Auto1 von dieser Spitzenposition ab. Ursprünglich peilte man bis zu 29 Euro pro Aktie an, zuletzt lag die Preisspanne zwischen 24 und 25 Euro. Bewertet wurde das in Düsseldorf sitzende Unternehmen mit 12,6 Mrd. Euro.
Der Online-Lieferdienst plant seinen IPO an der Londoner Börse. Am 22. März wurde die Preisspanne bekannt gegeben: 4,54 bis 5,35 Euro pro Aktie teilte das international agierende Unternehmen mit. Insgesamt will Deliveroo 385 Millionen Aktien ausgeben. Der geschätzte Börsenwert liegt zwischen 8,8 und 10,2 Mrd. Euro. Das Bestellvolumen von Deliveroo erhöhte sich im Corona-Jahr um rund 66 Prozent. Zuletzt war das 2013 gegründete Unternehmen vor allem durch die geringe Bezahlung der Fahrerinnen und Fahrer in der Kritik. Ende 2019 stellte Deliveroo seine Dienste in Deutschland ein.
Ende März plant die Kryptobörse Coinbase den Börsengang an der Nasdaq. Geschätzt wird der Börsenwert des US-amerikanische Unternehmens aktuell auf 90 bis 100 Mrd. US-Dollar – bei einem Umsatz von 1,1 Mrd. US-Dollar. Coinbase profitiert vor allem von der wachsenden Popularität von Kryptowährungen. Besonders abhängig ist Coinbase vom Handel mit Bitcoin, auf den der größte Teil des Handelsvolumens entfällt. Ebenso wie bei Roblox ist eine Direktplatzierung geplant.
Ende März will auch Friedrich Vorwerk sein Börsendebüt feiern. Der Börsengang soll am 25. März erfolgen. Die Preisspanne der Papiere sollte ursprünglich zwischen 41 und 56 Euro pro Aktie liegen, der endgültige Angebotspreis wurde auf 45 Euro festgelegt. Somit rechnet man bei dem Energieinfrastruktur-Anbieter mit einem Börsenwert von 900 Mio. Euro. Friedrich Vorwerk gehört zur Beteiligungsgesellschaft MBB.
Das Private Equity-Unternehmen Cinven übernahm Synlab vor sechs Jahren. Aufgrund der hohen Investorennachfrage im Gesundheitssektor plant Cinven den IPO von Synlab nach Ostern. Es wird mit einem Börsenwert von 6 Mrd. Euro für das Münchener Unternehmen gerechnet. Synlab, die unter anderem Labordienstleistungen anbieten, erlangte große Aufmerksamkeit durch ihre Corona-Tests. Der europäische Fußballverband Uefa orderte bei Synlab Tests.
Daimler plant seine Aufspaltung: Die Lkw-Sparte soll an die Börse gebracht werden. Der IPO von Daimler Truck ist für das vierte Quartal 2021 vorgesehen, kann sich aber unter Umständen auch auf 2022 verzögern. Es wird mit einer Bewertung des Unternehmens von 35 Mrd. US-Dollar gerechnet. Mit dem Spin-off soll Daimler Truck mehr Beinfreiheit erhalten, denn momentan steht das Lkw-Geschäft nicht im Zentrum des Daimler-Konzerns. Problem sind aber die niedrigen Margen, die Daimler mit dem Verkauf von Trucks erzielt.