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Coronavirus Die Corona-Krise trifft Tourismusaktien mit voller Wucht

Ein Paar sitzt mit Mundschutz am Swimmingpool des Hotels H10 Costa Adeje Palace. Das Hotel wurde wegen Coronavirus-Fällen unter Quarantäne gestellt.
Ein Paar sitzt mit Mundschutz am Swimmingpool des Hotels H10 Costa Adeje Palace. Das Hotel wurde wegen Coronavirus-Fällen unter Quarantäne gestellt.
© dpa
Das Coronavirus macht der Tourismusbranche besonders stark zu schaffen. Die Aktienkurse von Reiseanbietern, Hotelkonzernen und Fluggesellschaften sind überdurchschnittlich tief gefallen – und könnten noch weiter sinken

„Die Nacht-Kreuzfahrt wird Ihr Herz stehlen mit der beleuchteten Akashi-Kanal-Brücke und dem Blick auf das nächtliche Kobe“, so wirbt der japanische Kreuzfahrtanbieter Luminous Cruising noch immer auf seiner Homepage. Dazu französische Küche und frisch gegrillte Steaks, auf Wunsch vom berühmten Kobe-Rind. Buchen kann man die Aussichts- und Restaurant-Touren indes nicht mehr: Luminous Cruising hat vor einigen Tagen Insolvenz angemeldet und alle Kreuzfahrten ausgesetzt. Grund dafür ist dem Unternehmen zufolge eine Flut von Stornierungen, die auf den Ausbruch des Coronavirus zurückzuführen ist.

Die Coronavirus-Epidemie setzt dem Tourismus hart zu. Am dramatischsten ist die Lage in Asien, wo Teile der sonst so reiselustigen chinesischen Bevölkerung unter Quarantäne stehen und dem Rest offenbar nicht nach Auslandsurlaub zumute ist. Aber auch bei Touristikunternehmen in Deutschland wächst die Sorge vor Umsatzeinbußen. „Wir sehen uns einem sehr herausfordernden Jahr gegenüber“, sagt Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV). „Je länger es dauert, das Virus in den Griff zu bekommen, umso stärker wird die Reisewirtschaft betroffen sein.“ Reiseveranstalter und Reisebüros meldeten bereits, dass Kunden sich mit Buchungen spürbar zurückhielten. „Entscheidend ist, wie sich das Buchungsverhalten in nächster Zeit entwickeln wird“, sagt Fiebig.

Aktienkurse rauschen in die Tiefe

An den Aktienbörsen, wo Erwartungen gehandelt werden, haben die Anleger bereits entschieden: Sie gehen davon aus, dass die Lage erst noch schlimmer wird, bevor Besserung in Sicht ist. Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Travel & Leisure ist seit Ende Februar um rund 20 Prozent abgestürzt und hat damit fast doppelt so stark nachgegeben wie der sektorübergreifende Euro Stoxx 50. Das Branchenbarometer enthält Aktien von Hotelketten wie Accor und Intercontinental, Touristikkonzernen wie Tui, Fluggesellschaften wie Ryanair und Lufthansa sowie Restaurantbetreibern wie Whitbread, dem unter anderem die Ketten Pizza Hut und Maredo gehören.


TUI Aktie


TUI Aktie Chart
Kursanbieter: L&S RT

Erholung wird Zeit brauchen

Können sich risikofreudige Investoren jetzt über Kaufkurse freuen? Auf den ersten Blick ja: Gemessen am europäischen Branchenindex sind Aktien aus dem Tourismus- und Reisesektor jetzt so günstig wie seit fünf Jahren nicht mehr. Auf den zweiten Blick hat die Corona-Krise allerdings das Potenzial, die Kurse noch ein ganzes Stück weiter nach unten zu schicken. So könnten die jüngsten Reise-Stornierungen erst die Spitze des Eisbergs sein. Schließlich nimmt die Zahl der Infektionen weltweit – außer in China – derzeit noch zu.

Ist die Krise erst überstanden, wird sich der Tourismus wohl auch nicht so rasch erholen wie etwa der Konsum. „Wahrscheinlich nimmt er langsamer wieder an Fahrt auf als Besuche im Supermarkt um die Ecke“, sagt Colin Moore, Chefanlagestratege beim Fondsanbieter Columbia Threadneedle.

Die Branche ruft nach Hilfe

Vor allem aber dürfte der Tourismus kaum von Zinssenkungen profitieren. Die sind momentan das liebste Mittel der Zentralbanken, wenn es darum geht, die Wirtschaft vor den Folgen der Coronavirus-Epidemie zu bewahren. So hat die US-Notenbank Fed am vergangenen Dienstag (3. März) überraschend den Leitzins in den Vereinigten Staaten um 0,5 Prozentpunkte gesenkt, er bewegt sich nun in einem Korridor zwischen 1,0 und 1,25 Prozent.

Dieser Schritt hilft in erster Linie der Finanzierung von Verbrauchern und Unternehmen, sagt Christian Scherrmann, Volkswirt bei der DWS. Er dürfte hingegen kaum jemanden dazu bewegen, ausgefallene Restaurantbesuche oder Urlaubsreisen nachzuholen. Das sehen offenbar auch die Reiseveranstalter so: „Wenn es in absehbarer Zeit keine Veränderungen im Buchungsverhalten gibt, sollte die Branche Teil eines von der Bundesregierung angekündigten Konjunktur- und Stützungsprogramms sein“, fordert DRV-Präsident Fiebig.

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