Vor zehn Jahren hat Michael Trauth es gewagt – den Sprung vom sicheren Job bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) in die Selbstständigkeit. In einer Branche, in der Größe angeblich alles ist, war das ein Wagnis: Mit einigen Kollegen aus der Bank gründete Trauth im Oktober 2013 eine eigene Fondsgesellschaft: Tresides Asset Management. „Nach zehn Jahren kann ich sagen: Es funktioniert“, sagt Trauth, nicht ohne Stolz in der Stimme.
Tatsächlich kann sich seine Bilanz sehen lassen, nicht nur als Gründer und Unternehmer: Die Fondsgesellschaft, die heute mit drei Fonds am Markt ist und insgesamt rund 2,5 Mrd. Euro an Kundengeldern verwaltet, ist zwar ein Winzling gegenüber Branchenriesen wie Blackrock oder auch deutschen Anbietern wie Deka und Union Investment. Aber in der großen Auswertung der besten Fondsboutiquen Deutschlands, die Capital in diesem Jahr erstmals mit dem Institut für Vermögensaufbau (IVA) anstellte, holten Trauth und sein Team immerhin den Gesamtsieg.
Tresides ist damit ein Paradebeispiel für erfolgreiche kleine Fondsanbieter, die nur wenige Fonds im Angebot haben, dafür aber oft mit besonderer Expertise und einem guten Gespür ihr Spezialgebiet bearbeiten. Diese Szene kleiner Anbieter ist in Deutschland vielfältig und teilweise sogar unübersichtlich. Doch es finden sich zugleich zahlreiche Perlen in diesem Universum, in das Capital zusammen mit dem IVA aus München erstmals Licht bringt und die besten Fondsboutiquen in Deutschland auszeichnet.
Dafür wurden 179 Anbieter ausgewählt, die bestimmte Anforderungen an Regulierung, Höchstzahl an Fonds und Mindestanlagesumme erfüllen mussten. Die Methodik der Untersuchung orientierte sich am bewährten Capital-Fonds-Kompass, der die großen Universalisten und (immer noch vergleichsweise großen) Spezialanbieter erfasst. Der große Markt der ganz kleinen Anbieter, der sogenannten Fondsboutiquen, fiel dabei stets durch den Rost. „Wir haben viele spannende Gesellschaften identifiziert, die einen richtig guten Job machen“, sagt IVA-Vorstand Christian Apelt, der die Untersuchung leitete.
Ziemlich bunte Mischung
Wichtig war in der Untersuchung der Boutiquen, dass die Gesellschaften durch die deutsche Finanzaufsicht Bafin beaufsichtigt werden und unabhängig von großen Finanzdienstleistern sind. Deshalb fehlen einige in den Medien oft erwähnte sogenannte Promi-Fonds.
Das IVA bewertete die Anbieter in drei Segmenten: Qualität der Fonds sowie Management und Service. Dabei wurde nicht zwischen den Schwerpunkten der kleinen Fondsanbieter unterschieden: Während einige nur einen oder zwei spezialisierte Fonds anbieten, sind andere mit Aktien-, Renten- und Mischfonds am Markt. Die in der Liste stark vertretenen unabhängigen Vermögensverwalter bieten ihre Strategie oft auch in Form eines oder mehrerer Fonds dem breiten Publikum an. Hinzu kommt die Rubrik Spezialitäten, welche typische Depotbeimischungen wie spezielle Aktienthemen umfasst, etwa Nahrungsmittel, Technologie, Rohstoffe oder auch Derivatestrategien.
Gesamtsieger Tresides schaffte seinen Spitzenplatz mit Topbewertungen in allen drei Kategorien. Apelt bescheinigt dem Unternehmen „richtig gutes Handwerk, das ist aller Ehren wert“. Trauth selbst ist davon überzeugt, dass die Überschaubarkeit seines Unternehmens nicht unbedingt ein Nachteil ist: „Natürlich kann ein großer Assetmanager im Vertrieb mehr PS auf die Straße bringen“, sagt er. „Ein kleines Haus ist aber flexibler und kann schneller reagieren. Ein Fonds mit einem Volumen von 10 Mrd. Euro ist sehr viel schwerer zu steuern als einer mit vielleicht 200 Mio. Euro.“