Stellen Sie sich vor, Sie spazieren durch eine lebhafte Einkaufsstraße in der Innenstadt, vorbei an eleganten Schaufenstern und angesagten Boutiquen. Ihr Blick bleibt an einem beeindruckenden Paar Designer-Schuhe hängen, deren Preisschild Ihnen den Atem raubt. Obwohl Ihr Verstand und auch Ihr Kontostand Ihnen klare Signale senden, fühlen Sie sich magisch zu den Schuhen hingezogen. Sie verkörpern etwas, wovon Sie (unterbewusst) träumen: Luxus, Status und mehr. Auch wenn wir es vielleicht nicht gerne zugeben, lebt ein kleiner Snob in jedem von uns. Willkommen in der faszinierenden Welt des Veblen-Effekts.
Glaubt man dem Veblen-Effekt, sind rationale Überlegungen selten der Grund für unsere individuellen Kaufentscheidungen. Ein ehrlicher Blick in Ihren Kleider-, Schuh- oder Taschenschrank genügt, um dies zu verstehen.
Unser Konsumverhalten wird laut Veblen-Effekt eher durch soziale Signale und das Streben nach Status bestimmt als durch rationale Überlegungen zum tatsächlichen Nutzen eines Produkts. Wie viele Schuhe braucht man wohl zum Überleben?
Teuer = gut oder besser?!
Der Veblen-Effekt, benannt nach dem amerikanischen Ökonomen Thorstein Veblen, beschreibt das Phänomen, dass Menschen einem Produkt manchmal größeren Wert beimessen, nur weil es teurer ist. Umgekehrt gilt auch: „Was nichts kostet, taugt nichts“. So wird ein kostenloses Webinar oft als weniger qualitativ angesehen im Vergleich zu einer kostenpflichtigen Veranstaltung. Dasselbe gilt für Markenprodukte, die gekauft werden, obwohl No-Name-Alternativen denselben Nutzen oder die gleiche Optik bieten können. Diese verzerrte Wahrnehmung kann unser Konsumverhalten und unsere Entscheidungsfindung beeinflussen.
Der Veblen-Effekt ist nicht nur eine ökonomische Theorie, sondern hat auch tiefgehende psychologische Wurzeln. Der Drang, sich über den Besitz von teuren Gütern zu definieren, ist eng mit dem Wunsch nach sozialer Anerkennung und Zugehörigkeit verbunden. In einer Gesellschaft, in der Statussymbole oft als Maßstab für Erfolg und Wert betrachtet werden, kann der innere Druck, diesen Standards zu entsprechen, enorm sein. Die Neurowissenschaften haben gezeigt, dass das Belohnungszentrum im Gehirn aktiviert wird, wenn wir teure und exklusive Produkte kaufen. Diese Befriedigung ist jedoch meist nur kurzfristig und führt oft zu weiteren, ähnlichen Käufen. Sie befinden sich schnell in einer Konsum-Spirale.
Kampf dem inneren Snob!
Damit Sie dem Veblen-Effekt nicht so leicht auf den Leim gehen, haben wir vier Tipps für Sie, wie Sie Ihrem inneren Snob ein Schnippchen schlagen können.
Tipp 1: Bewusstsein schaffen
Gestehen Sie sich ein, dass auch Sie, wie wir alle, vom Veblen-Effekt betroffen sind und reflektieren Sie, wie Preisgestaltung, Werbung und soziale Signale Ihr Kaufverhalten beeinflussen.
Tipp 2: Qualität statt Quantität
Setzen Sie so gut es geht auf Qualität statt Quantität. Investieren Sie in Produkte, die echten Wert bieten und Ihnen langfristig Freude bereiten, anstatt sich von überteuerten Marken oder Statussymbolen blenden zu lassen.
Tipp 3: Individualität betonen
Leben Sie Ihre Individualität, anstatt sich von sozialen Erwartungen leiten zu lassen. Finden Sie Ihren eigenen Stil und entdecken Sie Ihre eigenen Vorlieben, unabhängig davon, was gerade als trendy oder en vogue gilt. Indem Sie authentisch bleiben, können Sie sich von oberflächlichen Trends lösen und bewusster konsumieren.
Tipp 4: Warten Sie 48 Stunden ab
Wenn Sie etwas kaufen möchten, warten Sie 48 Stunden, bevor Sie den Kauf tätigen. Wenn Sie es nach zwei Tagen immer noch haben möchten (und es sich leisten können), dann kaufen Sie es. Viele spontane Kaufimpulse verlieren ihre Dringlichkeit, wenn Sie eine Nacht darüber schlafen. So vermeiden Sie nicht nur den Veblen-Effekt, sondern auch andere irrationale Kaufimpulse.
Wir alle haben einen kleinen Snob in uns – und das ist auch in Ordnung. Es ist menschlich. Doch er sollte nicht die Oberhand gewinnen, und wir sollten ihn regelmäßig in seine Schranken weisen.