Anzeige

Aktien Cannabis, Tesla, Wirecard - wer schreibt die beste Aktienstory?

Händler an der New Yorker Börse
Händler an der New Yorker Börse
© Getty Images
Für viele Anleger war 2018 ein schlechtes Börsenjahr. Selbst Aktien von Highflyer wie Wirecard und Cannabis-Unternehmen sind kräftig eingebrochen. Bei Tesla dagegen ging es aufwärts – ein gutes Omen für 2019?

Darauf haben einige Apple-Fans schon länger gewartet: Vor kurzem wurde das Bezahlsystem Apple Pay in Deutschland eingeführt. Auf die Meldung hin hat die Wirecard-Aktie zugelegt und gehörte damit an der Börse München zu den beliebtesten Aktien im gesamten Jahr 2018. „Die Kooperation mit Apple Pay ist ein wichtiger Schritt und sollte einen starken Start in 2019 ermöglichen“, schrieben die Analysten der DZ Bank bezogen auf Wirecard.

Trotz der leichten Erholung notiert die Aktie um rund 30 Prozent unter dem Rekordhoch vom September und damit in der Nähe des Sechs-Monats-Tiefs. Dabei hat Wirecard zuletzt einen optimistischen Ausblick auf das laufende Jahr abgegeben. So soll der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auf 740 bis 800 Mio. Euro nach oben schießen, ist doch der Konzern ein großer Profiteur des Booms im Onlinehandel. Die Schätzungen der Analysten liegen bei 770 Mio. Euro. Gegenüber der zuletzt erneut angehobenen Prognose für 2018 entspräche das einem Anstieg von knapp 40 Prozent.

Allerdings wird das Wirecard-Papier durch die Talfahrt der US-Technologiewerte mit nach unten gezogen, dazu war sie zuvor mit reichlich überzogener Fantasie ausgestattet. Die Investoren weltweit haben Sorge, dass sich das Umsatzwachstum vieler US-Tech-Firmen deutlich abschwächen wird. So ist das Erlösplus von Amazon von rund 40 Prozent für das zweite Quartal auf rund 30 Prozent im dritten zurückgegangen. Für das vierte Quartal sagen Analysten einen Anstieg von nur mehr knapp 20 Prozent voraus. Offensichtlich können sich selbst Riesenunternehmen wie Amazon, seit kurzem nach Börsenwert das wertvollste Unternehmen der Welt, nicht von der deutlichen Abkühlung der Weltwirtschaft abkoppeln.

Umso wichtiger ist die weitere Entwicklung im Handelsstreit zwischen den USA und China wie Jochen Stanzl, Chefstratege beim britischen Broker CMC Markets, meint: „Sollte es zu einer Einigung zwischen den zwei größten Volkswirtschaften der Welt kommen, würden sich die Perspektiven für die Weltwirtschaft aufhellen. Das sollte auch die Aktien der US-Techs und damit jene von Wirecard beflügeln. Eskaliert der Handelsstreit dagegen, dürfte die Talfahrt bei den Papieren weitergehen.“

Bei Tesla sollten Anleger die Anleihen im Auge behalten

Im Gegensatz dazu nimmt die Tesla-Aktie ein Rekordhoch ins Visier. Zum Stimmungsumschwung bei Investoren hat entscheidend beigetragen, dass der Konzern im dritten Quartal einen Gewinn von 312 Mio. Dollar und einen positiven Free Cashflow von 881 Mio. Dollar erwirtschaftet hat – genau das hatte Vorstandschef Elon Musk zuvor wochenlang in Aussicht gestellt: einen Profit und einen positiven Cashflow. Der Free Cashflow wird errechnet, indem man vom Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit die Investitionsausgaben abzieht. Bei der Vorlage der Neun-Monats-Zahlen hat Musk zudem prognostiziert, dass der E-Autobauer auch im vierten Quartal einen Gewinn und einen positiven Cashflow erreichen werde.

Bedenklich ist allerdings, dass im Gegensatz zur Tesla-Aktie die Anleihen des Unternehmens sich kaum erholt haben. Sorgen bereitet Investoren der Schuldenberg von 9,7 Mrd. Dollar, weshalb das Rating der Ratingagentur Moody’s tief im Bereich High Yield-Anleihen (Ramschanleihen) liegt. Damit ist beispielsweise das Zertifikat ( WKN A19M7D ) hochspekulativ und birgt erhebliche Ausfallrisiken, wie der Zins von 8,0 Prozent unmissverständlich zeigt. Die Unsicherheit hat allerdings auch einen Vorteil bei der Produktauswahl wie Dirk Heß, Derivate-Experte bei Citigroup erklärt: „Je höher die Kursschwankungen in einer Aktie oder einem anderen Basiswert sind, desto größer fällt der Sicherheitspuffer zum Beispiel bei Discount-Zertifikaten aus.“ Durchaus ein Vorteil bei so volatilen Aktien wie Tesla, allerdings sollten Anleger beachten, dass die Gewinnchancen bei Discountern etwa dem Papier HW9MZK und Aktienanleihen ( WKN VA5W2W ) begrenzt sind. Die Renditechance bis zur Fälligkeit liegt bei beiden genannten Papieren bei knapp 30 Prozent per anno. Für große Tesla-Pessimisten könnte ein Put auf fallende Kurse durchaus attraktiv sein – WKN ST32BD .

Kursprung bei den Cannabis-Aktien

Noch deutlich spekulativer als ein Engagement bei Tesla ist eines bei den Aktien der Cannabis-Hersteller, wie Tilray oder Canopy Growth. Nach dem die Papiere in den vergangenen Monaten auf Talfahrt waren, haben sie zuletzt einen Kursprung gemacht. Grund war die Meldung, dass der US-Tabakriese Altria für 1,8 Mrd. Dollar einen 45-Prozent-Anteil an dem viertgrößten kanadischen Marihuana-Hersteller Cronos Group gekauft hat. Das ist der erste Einstieg eines bedeutenden Tabakherstellers in den Cannabis-Markt und war quasi ein Ritterschlag für die Branche.

Allerdings zahlt Altria für den Einstieg in den möglicherweise stark wachsenden Markt einen enormen Preis: So liegt die Bewertung von Cronos beim 25-Fachen des 2019er-Umsatzes – eine irrwitzige Bewertung. Wenn eine Biotechfirma ein Blockbuster-Medikament entwickelt hat, wird das Unternehmen mit dem 10- bis 15-Fachen des Umsatzes an der Börse bewertet. Da ist dann gigantisches Wachstum auf Jahre hinaus eingepreist. Der Kaufpreis für den Cronos-Anteil dürfte daher darauf hindeuten, dass dem Management von Altria die Sinne etwas vernebelt sind. Daher bleibt abzuwarten, wie lange die Erholung der Cannabis-Aktien anhalten wird. Sollte der weltweite Aktienmarkt schwächeln, sollten die Cannabis-Aktien überdurchschnittlich stark sinken, sind sie doch überdurchschnittlich riskant.

Neues Jahr, neues Glück, das dürfte das Motto für viele Anleger sein. Dabei könnten gerade die Aktien von Wirecard und Tesla weiterhin stark im Fokus stehen. Wie sich die Papiere und jene der Cannabis-Firmen entwickeln, werden die nächsten Monate zeigen.

Daniel Saurenz betreibt das Investment- und Anlageportal Feingold Research. Der Journalist hat unter anderem für Börse Online und die Financial Times Deutschland geschrieben

Mehr zum Thema

Neueste Artikel

VG-Wort Pixel