Anzeige

Börsen Archegos Capital: Block Trades gegen die Schieflage

Vor allem die Aktien von Viacom CBS und Discovery sackten angesichts des Block Trades deutlich ab
Vor allem die Aktien von Viacom CBS und Discovery sackten angesichts des Block Trades deutlich ab
© IMAGO / Pacific Press Agency
Auf einen Schlag verkaufte der angeschlagene Hedgefonds Archegos Capital Management Aktien im Wert von 20 Mrd. Dollar – und sorgt damit für Unruhe in der Finanzwelt. Welche Aktien von den Block Trades betroffen sind und womit Analysten zum Wochenstart rechnen

Gebannt blicken die Anleger weltweit zum Wochenstart auf den Handelsstart an den Börsen, nachdem am Freitag eine außergewöhnliche Welle von Block Trades im Wert von 20 Mrd. Dollar viele Investoren aufgeschreckt hat. Hinter den milliardenschweren Trades, bei denen Aktien von chinesischen Tech-Giganten und US-Medienkonglomeraten abgestoßen wurden, steckt der Hedgefonds Archegos Capital Management von Bill Hwang, wie zwei Personen berichten, die direkt mit den Geschäften der Gesellschaft vertraut sind.

Während einige der Aktien, die Teil der von Goldman Sachs und Morgan Stanley durchgeführten Block Trades waren, sich schon am Freitag kurz vor Börsenschluss wieder erholt hatten, hinterließ die Aktion bei den Kursen von Viacom CBS und Discovery deutliche Spuren; beide verzeichneten ihre bisher größten Tagesverluste.

Am Freitag hatte Morgan Stanley Aktien für rund 13 Mrd. Dollar verkauft, darunter Farfetch, Discovery, Baidu und GSX Techedu. Goldman Sachs stieß Aktien von Baidu, Tencent und Vipshop im Wert von 6,6 Mrd. Dollar ab – und veräußerte daraufhin ein weiteres Paket von Viacom CBS und Iqiyi im Wert von 3,9 Mrd Dollar. Das geht aus einer E-Mail an Klienten hervor, die Bloomberg einsehen konnte.

„Die Investoren werden an den Bildschirmen kleben“

Morgan Stanley kaufte am Sonntag ein großes Paket von Viacom-CBS-Aktien, so eine mit der Angelegenheit vertraute Person. Etwa 45 Millionen Aktien wurden im Namen eines ungenannten Investors angeboten, sagte die Person.

Sharif Farha, ein in Dubai ansässiger Portfoliomanager bei Safehouse Global Consumer Fund, rechnet damit, dass sich Viacom CBS und Discovery am Montag tatsächlich erholen werden und merkt an, dass die grundlegenden Kennzahlen des Marktes intakt seien. Farha erwartet eine harmlose Preisaktion für den Wochenstart, aber die Erwartungen an die Markteröffnung bleiben hoch. „Die Investoren wissen, was passiert ist, und werden an den Bildschirmen kleben“, sagte er.

Quelle: BLOOMBERG
Quelle: BLOOMBERG

Unterdessen fielen am Montag die Tech-Aktienkurse in Hongkong, allein der Hang Seng Tech Index – der viele chinesische Konzerne umfasst – verlor bis zu 2,7 Prozent. Baidu rutschte um bis zu 5,1 Prozent ab. Analysten der Citigroup sagten allerdings, dass der massive Ausverkauf der in den USA notierten Aktien chinesischer Tech-Unternehmen nicht mit deren Geschäftsdaten zusammenhänge – und damit die Kaufchancen erhöhe.

Neben den veräußerten Aktien ziehen die Block Trades bereits weitere Kreise: In Japan stürzte der Finanzdienstleister Nomura Holdings um einen Rekordwert ab, nachdem ein „signifikanter“ möglicher Verlust aus seinem US-Geschäft bekannt wurde. Der Nikkei 225 stieg dagegen um 0,7 Prozent. Juni-Kontrakte auf den S&P 500 waren um 15:34 Uhr (Ortszeit) in Tokio um 0,6 Prozent gefallen. Die Futures auf den Nasdaq 100 fielen um 0,8 Prozent.

Am Montag meldete auch die Schweizer Investmentbank Credit Suisse, dass sie im ersten Quartal möglicherweise einen erheblichen Verlust im Zusammenhang mit einem ungenannten US-Hedgefonds-Kunden erleiden werde, der seinen Margenforderungen nicht nachkomme. Die in Zürich ansässige Bank sagte, dass es zwar noch zu früh sei, um die genaue Höhe des Verlustes zu beziffern. Gleichzeitig hieß es in der Erklärung vom Montag, dass der Verlust „sehr signifikant und wesentlich für unser Ergebnis im ersten Quartal sein könnte“.

Rallys erwartet

Die Aussicht auf weitere Block Trades dürfte die Stimmung an den Märkten in den kommenden Tagen weiterhin beherrschen, während die traditionellen Kursschwankungen zum Quartalsende zu stärkeren Ausschlägen bei besonders hoch gehandelten Aktien beitragen können.

Viacom CBS und Discovery haben ihre Rally bereits hinter sich. „Die meisten Leute haben anscheinend übersehen, dass sich die Aktienkurse dieser beiden Unternehmen seit Oktober letzten Jahres fast vervierfacht haben“, sagte Michael Hewson, leitender Marktanalyst bei CMC Markets UK, in einer Notiz am Sonntag zu den beiden Medienunternehmen.

Der Ausverkauf bei den Viacom CBS und Discovery begann Anfang vergangener Woche: Nachdem die Aktie auf einem Rekordhoch geschlossen hatte, meldete Viacom CBS ein Angebot in Höhe von 2 Mrd. Dollar. Die Aktie fiel am folgenden Tag um 9,1 Prozent. Am Freitag verstärkten eine Herabstufung durch Wells-Fargo-Analysten und die großen Block Trades den Verkaufsdruck weiter.

Quelle: BLOOMBERG
Quelle: BLOOMBERG

Letztlich schloss Viacom CBS zum Ende der Woche um 27 Prozent niedriger bei 48,23 Dollar – nach einem Höchststand von 100,34 Dollar am Wochenanfang am 22. März. Discovery brach ebenfalls um 27 Prozent auf 41,90 Dollar ein, am 19. März hatte der Kurs noch bei 77,27 Dollar gelegen. Die Aktien anderer Medienunternehmen setzen ebenfalls zum Sinkflug an: AMC und Fox gaben jeweils um 6,4 Prozent und 6,2 Prozent nach.

Die Kurse von Viacom CBS und Discovery spiegeln damit auch die Entwicklung einer Vielzahl von Unternehmen wider, deren Kurse vor allem im Lockdown besonders angezogen haben, darunter die Zillow Group und Peloton. Auch für das zuletzt boomende Geschäft mit Spacs lässt sich ein ähnliches Bild zeichnen.

Daten der Susquehanna International Group von Anfang März zeigen außerdem, dass Termingeschäfte auf Kursschwankungen, die in drei Monaten auslaufen, 20 Prozent über dem durchschnittlichen Niveau lagen. „Wir haben in den letzten Wochen einen Anstieg der Volatilität bei Aktien aus den Bereichen Kapitalmarkt, Tech, Arbeit und Einzelhandel sowie eine stärkere Umschichtung auf Wertpapiere gesehen“, sagte Emmanuel Cau, ein Stratege bei Barclays. „Das könnte einer Reihe von Fonds geschadet haben, die diesen Trades übermäßig ausgesetzt waren.“

US-Aktien verzeichneten am Freitag den größten Gewinn seit drei Wochen, auch der S&P 500 schloss 1,7 Prozent höher, da der Bullenmarkt seinen ersten Jahrestag seit dem Erreichen seines Tiefpunkts in der Pandemie feierte. „Die Märkte könnten zu Wochenbeginn freundlich in den Handel starten“, sagte Andreas Lipkow, Stratege der Comdirect Bank. „Zwar gibt es derzeit einige größere Gewinnmitnahmen und ungewöhnliche Block-Trade-Aktivitäten, aber diese Marktasymmetrien können derzeit noch gut verarbeitet werden.“

Mitarbeit von Lisa Pham, Kit Rees und Catherine Ngai

For more articles like this, please visit us at bloomberg.com

© 2021 Bloomberg L.P.

Mehr zum Thema

Neueste Artikel