Die Fondsgesellschaft Allianz Global Investors (AGI) darf wieder Geschäft in den USA machen. „Wir haben unsere Lizenz zurückbekommen, in den USA wieder Vermögensverwaltungs-Geschäft zu betreiben“, sagte Oliver Bäte, Vorstandschef der Konzernmutter Allianz. Die Option zur Rückkehr in die USA dürfte der Assetmanagement-Sparte des Versicherungskonzerns helfen ihre ambitionierten Wachstumsziele in den nächsten Jahren zu verwirklichen.
Auslöser des Geschäftsverbotes für AGI in den USA war der „Structured Alpha“-Skandal. Während der Corona-Pandemie waren mehrere dieser Produkte zusammengebrochen. Die in den USA ebenfalls tätigen Allianz-Töchter Pimco (Fonds) und Allianz Life (Lebensversicherungen) waren vom Verbot nicht betroffen.
Die „Structured Alpha“-Hedgefonds waren von AGI als sichere Anlage an Pensionskassen und andere institutionelle Investoren verkauften worden und brachen während der Corona-Crashs an den Kapitalmärkten in sich zusammen. Der zuständige Fondsmanager hatte versäumt, die Absicherungsgeschäfte zu tätigen, die die Hedgefonds in einer Krise vor Kursverlusten schützen sollten.
Die Allianz willigte ein, die Anleger mit rund sechs Mrd. Dollar zu entschädigen und sich mit der Tochter Allianz Global Investors für zehn Jahre weitgehend aus den USA zurückzuziehen. Dieses Verbot wurde laut Allianz-Angaben nun von der US-Börsenaufsicht SEC aufgehoben. Vorausgegangen war die komplette Auflösung der US-Tochter Allianz Global Investors U.S., LLC als rechtliche Einheit.
Allianz-Gewinnmaschine „Retirement“
Die neuen Möglichkeiten für das US-Geschäft dürften der Allianz dabei helfen, ihre Pläne zur deutlichen Gewinnsteigerung umzusetzen. Wie Bäte sagte, soll das Segment „Retirement“ (Ruhestand) im Jahr 2027 einen operativen Gewinn (also Gewinn vor Steuern und Zinsen) von zehn Mrd. Euro erzielen. Ein Vergleich ist schwierig zu ziehen, weil Allianz bislang „Retirement“ nicht bilanziert. Das Assetmanagement verdiente im Jahr 2024 operativ 3,2 Mrd. Euro. Das Segment Lebens- und Krankenversicherung kam auf 5,5 Mrd. Euro. „Wir glauben an sehr starkes Wachstum im Assetmanagement“, betonte Bäte. Einer Ausgliederung in eine eigene Gesellschaft erteilte er deshalb eine Absage.
Ob zum Wachstum auch Übernahmen oder Zusammenschlüsse (M&A) mit anderen Fondsanbietern beitragen sollen, ließ Bäte offen. Man spreche nie über M&A betonte er. Deshalb wollte er auf Nachfrage auch nichts zu den Ende vergangenen Jahres publik gewordenen Gesprächen mit dem europäischen Marktführer Amundi sagen. „Gespräche gibt es immer wieder, es melden sich immer wieder Leute wegen einer möglichen Partnerschaft.“ Dies gelte auch für den konkreten Fall.
Großfusionen in Frankreich
Bäte hob zudem die hohe Rentabilität des Assetmanagements hervor. „Wir sind einer der rentabelsten Assetmanager“, sagte er. „Das trifft ebenfalls für Allianz Global Investors zu.“ Die Frankfurter Fondstochter kommt seinen Worten zufolge auf eine Nettomarge von 38 Prozent. Diejenigen Gesellschaften, die derzeit in Europa verkauft werden, kämen teilweise nur auf rund 20 Prozent. In Frankreich schließen sich derzeit Axa Investment Managers und BNP Paribas Asset Management zusammen. Außerdem will der französisch-amerikanische Anbieter Natixis mit der italienischen Gesellschaft Generali Investments fusionieren.
Amundi und Allianz haben bereits im vergangenen Jahr miteinander verhandelt, die Gespräche im Dezember dann aber auf Eis gelegt. Streitpunkt sollen nach Capital-Recherchen die Mehrheitsverhältnisse im Gemeinschaftsunternehmen aus Amundi und AGI gewesen sein. Möglicher Knackpunkt: AGI verwaltet zwar weniger Geld als Amundi, das Unternehmen gilt jedoch als rentabler. Während die Allianz einen Zusammenschluss als Ausbau des eigenen Geschäfts betrachte, wollten die Franzosen offenbar AGI kontrollieren oder sogar komplett schlucken.
Ein weiterer Wachstumstreiber für das Allianz-Assetmanagement sollen Pensionsverpflichtungen mittelständischen Unternehmen werden, sagte Bäte. Viele der Unternehmen seien hohe Verpflichtungen gegenüber Mitarbeitern eingegangen, die nun auf der Unternehmensbilanz liegen. In der Vergangenheit hatten viele der börsennotierten deutschen Unternehmen bereits ihre Pensionsverpflichtungen gegenüber Mitarbeitern ausgegliedert.