Wären wir nur zum richtigen Zeitpunkt in den Markt eingestiegen, hätten wir nur zum richtigen Zeitpunkt verkauft … Genau – im Rückblick sind wir alle Börsenmillionäre. Wir träumen vom billigen Kauf einer Aktie, eines Index oder eines Fonds zum Tiefstpreis und dem späteren Verkauf zum Höchstpreis – und wissen doch eigentlich, dass dieser Traum meist ein Traum bleibt.
Trotzdem fragen sich bei Rekordständen an den Aktienmärkten wie in diesem Herbst viele Anleger, ob nun der Einstieg überhaupt noch lohnt. Grundsätzlich lautet die Antwort: Ja. Denn viel wichtiger als der absolute Stand eines Index ist die Frage, ob ein Markt oder ein Wertpapier hoch bewertet wird. Gemessen wird dies am Verhältnis des Kurses zu den erwarteten Gewinnen. Sind die Gewinne beziehungsweise die Gewinnerwartungen in gleichem Umfang gestiegen wie der Kurs, so hat sich an deren Wert nichts verändert. Während der Herbst-Höchststände lag das sogenannte Kurs-Gewinn-Verhältnis bei wichtigen Aktienindizes zwar oberhalb des Durchschnitts der Vergangenheit, aber weit unter den irrationalen Übertreibungen während der Dotcom-Blase.

Dass unter bestimmten Umständen der Aktienkauf bei einem Rekordstand sogar eine sinnvolle Strategie sein kann, zeigt eine Untersuchung des Vermögensverwalters HQ Trust aus Bad Homburg. „Höchstkurse müssen Anleger nicht erschrecken“, sagt deren Fondsmanager Sven Lehmann. „Auffällig ist, dass eine Investition auf Höchststand im Mittel einen Mehrertrag liefert.“ Lehmann hat für seine Berechnungen den globalen Aktienindex MSCI All Countries zugrunde gelegt. Beim Einstieg auf einem Höchststand habe in den jeweils folgenden zwölf Monaten die Performance im Schnitt bei 9,8 Prozent gelegen – im Vergleich zur durchschnittlichen Jahresperformance von 7,8 Prozent. Aber Anleger sollten trotzdem Vorsicht walten lassen. Denn Lehmann hat auch herausgefunden, dass dies nur gilt, wenn der Markt ein positives Momentum hat, sich also in einer Erholungsphase befindet.
Einstieg in Etappen
Sind Anleger unsicher, ob sie kaufen sollen oder nicht, so empfiehlt sich der Einstieg in Etappen. Die geplante Summe kann beispielsweise in vier Paketen in vier Monaten oder quartalsweise investiert werden. Das minimiert das Risiko, zu teuer einzukaufen, und ahmt einen Sparplan nach. Hierbei kauft der Anleger bei niedrigen Kursen etwas mehr von einem Fonds und bei hohen Kursen etwas weniger.
Wer auf diese Weise investiert, braucht sich um Höchststände auch wenig Gedanken zu machen. Er kann seinen Sparplan einfach laufen lassen. Es sei denn, man benötigt das angelegte Geld etwa für eine unvorhergesehene Anschaffung. Dann ist ein Höchststand auf jeden Fall ein guter Zeitpunkt zum Ausstieg.
Fragen zu Ihrenprivaten Finanzen? CAPITAL wählt jeden Monat ein Thema aus – und gibt Antworten. SCHICKEN SIE den Experten der Capital-Redaktion Ihre Frage zu Geld, Recht, Steuern, Versicherung oder Vorsorge: geldwert@capital.de