Ein Ranking der besten Länder der Welt ist schnell zusammengeschustert. Wie aussagekräftig es ist, steht auf einem anderen Blatt. Das 1948 gegründete Medienhaus U.S. News wählt bei seiner jährlichen Bestenliste einen weniger beliebigen Ansatz und fragt lieber: Welche Länder haben weltweit das beste Image?
Ein gutes Image macht sich bezahlt
Das Ranking von U-S. News in Zusammenarbeit mit der Strategieberatung BAV Group und der Wharton School der University of Pennsylvania soll den Wert von Staaten jenseits harter Wirtschafts- und Bevölkerungsdaten widerspiegeln. Das Image spielt dabei den Autoren zufolge eine entscheidende Rolle. „Der Ruf kann Wirtschaft, Tourismus und Investitionen ankurbeln und direkt Volkswirtschaften beeinflussen“, heißt es im Vorwort zum aktuellen Ranking.
Für die Bestenliste wurden 73 Nationen untersucht. Sie repräsentieren den Angaben zufolge rund 95 Prozent des weltweiten mit Waren, Gütern und Dienstleistungen erwirtschafteten Gesamtwerts. Das Ranking basiert laut U.S. News auf der Befragung von 20.548 Menschen aus 36 Ländern in vier Regionen (Asien, Europa, Afrika und Naher Osten sowie Nord- und Südamerika). Die Teilnehmer wurden in drei Kategorien unterteilt (manche fielen in mehr als eine Kategorie):
- informierte Eliten (Menschen mit Hochschulbildung, die sich mindestens zur Mittelschicht zählen und mindestens an vier Tagen pro Woche Nachrichten lesen oder sehen): 11.591 Befragte
- Wirtschaftsentscheider (Führungskräfte oder Geschäftsinhaber): 6081 Befragte
- breite Öffentlichkeit (Menschen ab 18 Jahren, die mit Blick auf Alter und Geschlecht repräsentativ für ihr Land sind): 6927 Befragte
Faktoren für den guten Ruf eines Staates
Jedes Land wurden den Angaben zufolge anhand von 65 möglichen Attributen bewertet, mit denen die Befragten den Staat assoziieren oder eben nicht. Die möglichen Eigenschaften fielen in diese neun Hauptkategorien:
- Sympathisch (zwei Prozent der Endnote): freundlich, Spaß, angenehmes Klima, sexy u.a.
- Bürgerrechte (15,88 Prozent): kümmert sich um Menschenrechte, Umweltschutz, Religionsfreiheit, Rechtsstaatlichkeit, Gleichberechtigung u.a.
- Kultureller Einfluss (12,96 Prozent): kulturell einflussreich, modern, prestigeträchtig u.a.
- Unternehmertum (17,87 Prozent): global vernetzt, hoher Bildungsgrad, innovativ, leichter Zugang zu Kapital, transparente Wirtschaftsstrukturen u.a.
- Erbe (1,13 Prozent): kultureller Zugang, viele kulturelle Attraktionen, vielfältige Geschichte, gutes Essen
- Macher (14,36 Prozent): anders, dynamisch, einzigartig
- Geschäftsgrundlagen (11,08 Prozent): niedrige Produktionskosten, günstiges Steuersystem, transparente Regierungsgeschäfte, korrupt, bürokratisch
- Macht (7,95 Prozent): ein Anführer, ökonomisch und politisch einflussreich, starke internationale Beziehungen, starkes Militär
- Lebensqualität (7,95 Prozent): guter Arbeitsmarkt, erschwinglich, stabile Wirtschaft, familienfreundlich, gleicher Lohn für gleiche Arbeit, sicher, gute öffentliche Schule, gute Gesundheitsversorgung
Damit ein Land für das Ranking infrage kam, musste es sich zudem in den Top 100 der Weltbank für Bruttoinlandsprodukt, direkte Investitionen aus dem Ausland und internationalen Tourismus im Jahr 2017 platziert haben. Voraussetzung war zudem ein Platz in den Top 150 des Index der menschlichen Entwicklung der Vereinten Nationen. Länder, die nicht in allen vier Ranglisten auftauchten und deshalb nicht berücksichtigt wurden, waren laut U.S. News unter anderem Belgien und Irland. Österreich habe es 2020 hingegen wieder in den Kandidatenkreis geschafft.
Diese Länder haben weltweit das beste Image
Diese Länder haben das beste Image
Norwegen ist im Ranking 2020 um einen Platz abgestiegen. Am besten schnitt das Land in den Kategorien Bürgerrechte (Platz drei) und Lebensqualität (Platz vier) ab. Nur für Rang 48 reichte es nach Ansicht der Befragten beim Erbe des skandinavischen Landes.
Die Niederlande konnten sich um zwei Plätze verbessern. Die schlechteste Beurteilung gab es mit Rang 39 in der Kategorie „Entscheider“. Dafür landete unser Nachbar in gleich vier Bereichen in den Top 10: Bürgerrechte, Unternehmertum, Geschäftsgrundlagen und Lebensqualität.
Für Schweden ging es in dem Länder-Ranking von U.S. News zwei Plätze runter. Dabei bekam keines der übrigen 72 Länder bei den Bürgerrechten bessere Noten als Schweden. Bei der Lebensqualität erreichte Schweden Platz drei. Beim Erbe und dem Macher-Image schnitt das skandinavische Land weniger gut ab.
Donald Trump hin oder her: Die USA sind im Image-Ranking 2020 einen Platz gestiegen. Allerdings fiel das Urteil der Befragten in den neun Kategorien extrem unterschiedlich aus. Die USA wurden zur mächtigsten Nation der Welt gekürt und in den Bereichen Unternehmertum und kultureller Einfluss in die Top 4 gewählt. Sympathisch waren die Vereinigten Staaten aber vielen Befragten nicht (Platz 33). Für die Geschäftsgrundlagen gab es sogar nur Platz 45.
Das Vereinigte Königreich ist trotz des Brexits ebenfalls einen Platz nach oben geklettert. Die beste Platzierung gelang beim Unternehmertum (Platz vier) sowie der Macht und dem kulturellen Einfluss (jeweils Platz fünf). Für das Mittelfeld reichte es nur bei der Sympathie (Platz 36) und dem Macher-Image (Platz 49).
Deutschland hielt in dem Ranking der Länder mit dem besten Ruf Platz vier. Auch hier war das Bild gespalten. Beim Unternehmertum sahen die Befragten Deutschland weltweit auf Platz eins. Beim Einfluss und den Bürgerrechten platzierte sich die Bundesrepublik in den Top 10. Deutliche Schwächen attestierten die Befragten Deutschland hingegen beim Macher-Image (Platz 41) und bei der Sympathie (Platz 50).
Kanada hat sich 2020 um einen Platz verbessert und Japan von Platz zwei verdrängt. Bei der Lebensqualität sicherte sich das Land weltweit den Spitzenrang, bei den Bürgerrechten Platz zwei und bei den Geschäftsgrundlagen Platz drei. Schwachpunkte waren das Macher-Image (Platz 37) und das Erbe (Platz 40).
Kein Land der Welt hat laut U.S. News einen besseren Ruf als die Schweiz. Sie verteidigte damit ihren Spitzenplatz aus dem Ranking 2019. Die Alpenrepublik kam zwar in keiner der Kategorien auf Platz eins. Dafür lag sie in fünf Bereichen in den Top 10 und bei drei Themen in den Top 20. Nur beim Erbe musste sie sich mit Platz 31 begnügen. Sechs der Länder mit dem besten Image kamen bei der Bestenliste 2020 aus Europa.