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Gastkommentar Zentralbanken auf verlorenem Posten

Die Geldpolitik ist mit dem Kampf gegen die Krise überfordert. Jetzt ist die Politik gefordert - sie muss Reformen umsetzen. Von Markus Koch
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© Dirk Eusterbrock

Markus Koch ist ein deutscher Fernsehjournalist. Er ist vor allem für seine Berichterstattung und Kommentierung des Marktgeschehens von der Wall Street beim Nachrichtensender N-TV bekannt.

Seit Jahrzehnten ist die vorherrschende Meinung, dass Zentralbanken durch die Ausweitung der Geldmenge Inflation schaffen können. Dass das in den 1930er-Jahren oder in Japan seit 1990 nicht gelungen ist, soll daran gelegen haben, dass die Zentralbanken unzureichend aggressiv gehandelt haben.

Mittlerweile bleibt uns aber nichts anderes übrig als einzugestehen, dass selbst negative Zinsen und eine aggressive Ausweitung der Geldmenge nicht ausreichen, um Wachstum und Ausgaben zu schaffen. Ob Haushalte, Staaten oder Banken, viele Bereiche dieser Welt sind schlichtweg zu hoch verschuldet. Der Prozess des Schuldenabbaus hat Priorität. Vielleicht auch ein Beweis dafür, dass das Zinseszinssystem auf Dauer zum Scheitern verurteilt ist.

Viele sind der Meinung, dass die Zentralbanken eine drohende Deflation besiegen werden, und doch ist das Risiko groß, dass dies nicht gelingen wird. Auch deshalb nicht, weil nun auch die Währungen zu einem Instrument der Geldpolitik geworden sind. Es bricht ein Währungskrieg vom Zaun. Die Bank of Japan hat den Yen halbiert ohne dadurch Wachstum zu schaffen. Dabei liegen bereits 60 Prozent der Konjunktur in der Bilanz der Zentralbank. Der Euro wird wiederum durch die EZB zerschossen. Beide Regionen exportieren dadurch massiv Deflation.

Massive Ungleichgewichte am Kapitalmarkt

Kostete ein 100.000 Euro Porsche in New York im letzten Jahr noch 145.000 Dollar, gibt es den Renner nun schon für schlappe 113.000 Mücken. Ein Toyota hat sich im Preis binnen weniger Jahre halbiert. Der Wettbewerb gegenüber GM und Ford steigt - und auch dort müssen die Preise reduziert werden.

Die Zentralbanken werden nicht in der Lage sein, aus eigener Kraft nachhaltiges Wachstum zu schaffen. Zudem scheint jegliche Disziplin bei der Geldpolitik verloren gegangen zu sein. Der Eindruck von Hilflosigkeit macht sich breit und am Kapitalmarkt sehen wir massive Ungleichgewichte, mit den Renditen 30-jähriger Staatsanleihen im Keller und dem Aktienmarkt im Sternenhimmel. Eine riskante Situation.

Ich habe es oft gesagt, und werde dies erneut tun: Tritt die Fiskalpolitik nicht bald an die Stelle der Geldpolitik, drohen Handels- und Währungskriege. Reformen sind notwendig, ebenso wie höhere Investitionen. Bleibt zu hoffen, dass die Politik nicht erst dann aufwacht, wenn der Zug abgefahren und der Glaube in die Zentralbanken vollends ruiniert ist.

Dann droht eine Finanzkrise, die 2008/2009 wie einen Witz erscheinen lässt.

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