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Bernd Ziesemer Xi Jinpings Angriff auf deutsche Autokonzerne

Capital-Kolumnist Bernd Ziesemer
Capital-Kolumnist Bernd Ziesemer
© Martin Kress
BMW, Mercedes und VW stehen in China auf verlorenem Posten. Und vielleicht begreifen sie jetzt: Xi Jinping will es so

BMW meldet eine Absatzflaute in China. VW verhandelt über die Schließung eines Werks in China. Und Mercedes kappt die Gewinnprognose – wegen China. Was allein in der letzten Woche an negativen China-Nachrichten aus den deutschen Autokonzernen in die Öffentlichkeit drang, fügt sich zu einem immer dramatischeren Bild zusammen. Die deutschen Hersteller stehen offensichtlich im Reich Xi Jinpings auf verlorenem Posten. Ihre Marktanteile sinken dramatisch, die schönen Profite der vergangenen Jahre pulverisieren sich. Und weil China zum wichtigsten Markt der Konzerne geworden ist, gerät nun ihre gesamte Gewinn- und Verlustrechnung aus dem Gleichgewicht.

Es gibt viele Erklärungen für das, was wir gerade erleben: eine falsche Modellpolitik, zu hohe Kosten, der Konkurrenzdruck der chinesischen Hersteller wie BYD. Ein wichtiger Grund aber taucht nur selten auf: Die deutschen Autohersteller werden in China nicht mehr gebraucht. Xi Jinping und die regierende kommunistische Partei wollen, dass ihr Marktanteil weiter sinkt. Denn nur so kann wenigstens ein Teil der heimischen 40 Autohersteller überleben. Die Mehrheit von ihnen sind nicht einmal zehn Jahre alt – das Ergebnis einer völlig aus dem Ruder gelaufenen staatlichen Investitionspolitik. Viele der chinesischen Hersteller sind eigentlich bankrott, bleiben aber dank staatlicher Kredite am Markt. Und verdrängen mit Preisnachlässen von bis zu 50 Prozent nun die ausländische Konkurrenz.

China ging es immer nur um sich selbst

Ein Blick zurück in die Vergangenheit hilft, die Gegenwart zu verstehen. Für China ging es von Anfang an immer nur um die Entwicklung der eigenen Autoindustrie. Deshalb holte die chinesische Führung in den früheren achtziger Jahre VW als ersten Hersteller ins Land – und zwang ihn in ein Gemeinschaftsunternehmen mit einem völlig veralteten Industriekonzern. 

Das war über viele Jahrzehnte hinweg das wiederkehrende Muster: Ausländische Konzerne durften nur dann investieren, wenn sie sich auf solche Partnermodelle einließen und im Lauf der Jahre immer mehr Technologie ablieferten. Am Ende mussten die Konzerne, allen voran die deutschen Autohersteller, in China sogar Entwicklungszentren betreiben. Und die KP Chinas sorgte dafür, dass ihre eigenen Konzerne dabei schnell lernten. Hunderte von chinesischen Spitzenmanagern wechselten aus den ausländischen Firmen zu heimischen Herstellern. 

Nichts kann diese Entwicklung wieder umdrehen. Eigentlich bleibt Mercedes, VW und BMW nur die Aufgabe, den eigenen Niedergang in China möglichst vernünftig zu managen. Nachhaltig wieder steigende Marktanteile können sie nicht erwarten. Sie haben Glück, wenn sie sich in den Nischen des chinesischen Markts halten können – vor allem im obersten Segment. Als Massenhersteller aber werden sie nicht mehr reüssieren. Noch stellen sich die Konzerne dieser bitteren Wahrheit nicht wirklich. Aber man kann davon ausgehen, dass eine Erkenntnis allmählich einsickern wird: China ist eben kein normaler Markt, solange Xi Jinpings Regime über das Wohl und Wehe aller Industrien bestimmt.

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