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LSD und Ketamin für die Karriere Wie Elon Musk und Co. den Halluzinogen-Rausch zum Erfolgsfaktor verklären

Elon Musk
Elon Musk betonte gerade die positiven Effekte von Ketamin
© Fred Dugit / Picture Alliance
Drogensumpf Silicon Valley: In Kalifornien war die Einstellung zu Drogen schon lange etwas lockerer. Doch im Silicon Valley greifen immer mehr Menschen auch während der Arbeit zu Halluzinogenen – um besser arbeiten zu können

Dass Menschen in harten Arbeitsumfeldern zu Drogen greifen, um ihre Leistung zu steigern, ist nichts Neues. Doch Halluzinogene wie LSD verbindet man eher nicht mit einem Arbeitsumfeld. In den Techkonzernen des Silicon Valley gewinnen sie aber immer weiter an Beliebtheit. Und das nicht nur in der Freizeit.

„Es ist der klarste Weg, seinen Geist zu öffnen und für sich selbst klar zu sehen, was wirklich geschieht“, schwärmt Karl Goldfield gegenüber dem „Wall Street Journal“. Der ehemalige Marketing-Manager berät heute die Tech-Welt über die richtige Dosis halluzinogener Drogen, um deren Effekt zu spüren, ohne wirklich high zu werden. Microdosing nennt sich diese Praxis, extrem kleine Mengen der Drogen einzunehmen. Einen medizinischen Hintergrund hat Goldfield aber nicht. Er hat sein Wissen zu Dosierungen durch eifrige Eigenexperimente erworben.

„Smarte Drogen“

Das Interesse an seinem Wissen ist groß. Nachdem selbst die Medizin die möglichen positiven Effekte von psychoaktiven Drogen wie Psylocibin erforscht, dem Wirkstoff der „Zauberpilze“, sehen viele in den einst als Abhänger-Rauschmittel verschrieenen Substanzen einen möglichen Boost für die Karriere. Sie erhoffen sich freiere Gedanken, mehr Kreativität oder ein tieferes Verständnis von den Erfahrungen. „Man muss sich das wie eine smarte Droge vorstellen“, erläutert Goldfield. „Es erlaubt einem ein analytischeres und bewussteres Denken.“

Spencer Shulem, CEO eines KI-Start-ups nimmt etwa alle drei Monate LSD. Manchmal auch bei der Arbeit, wenn er abends mal länger im Büro bleibt als sein Team. Die Dosis sei dabei so klein, dass man es ihm aber gar nicht anmerken würde, betont er gegenüber dem „Wall Street Journal“. Als Grund nennt er den Druck der Investoren. „Die suchen jemanden Außergewöhnlichen. Aber niemand wird so außergewöhnlich geboren.“

Microdosierung gegen Depressionen

Auch Tesla-CEO und Twitter-Besitzer Elon Musk soll Microdosing für sich nutzen. Berichten von Personen aus seinem Umfeld zufolge, nähme der Unternehmer kleine Mengen Ketamin ein, um eine Depression zu behandeln, so das „WSJ“. Auf Partys soll er auch größere Dosen konsumieren. Tatsächlich betonte Musk am Dienstag bei Twitter, dass er Ketamin gegenüber Seratoninhemmern für eine bessere Medikation von Depressionen halte. Er bezieht sich allerdings auf Erfahrungen seiner Freunde.

Dem Bericht der Zeitung zufolge soll Musk auch Gast auf exklusiven Partys sein, die von hochrangigen Mitgliedern der Techszene in exotischen Locations wie Miami oder Mexiko veranstaltet werden. In sehr kontrollierter Gesellschaft werden dort verschiedene Substanzen eingenommen, um zu feiern, den Geist zu erweitern oder seelische Wunden zu „heilen“.

Großes Interesse

„Vor ein paar Jahren war es im Silicon Valley noch ein großes Tabu, über psychedelische Drogen zu reden“; erklärt Edward Sullivan, der eine Beraterfirma leitet. „Das hat sich aber spürbar verändert.“ Mehr als 40 Prozent seiner Kunden würden heute offen Interesse an den Substanzen bekunden. Früher seien es nur eine Handvoll gewesen.

Dabei dürfte auch ein Umdenken in der Gesellschaft eine Rolle spielen. Die medizinischen Erfolge der Halluzinogene bei der Therapie wurden auch schon im Stern behandelt. Die Netflix-Serie „How to Change Your Mind“ fand zahlreiche Zuschauer. Und selbst Hollywood-Promis werben für die Idee. In „The Goop Lab Show“ von Schauspielerin Gwyneth Paltrow nimmt eine Unternehmerin vor laufender Kamera psychedelische Pilze ein. Und schwärmt danach, für sie wäre die Erfahrung „effektiver als eine jahrelange Therapie“ gewesen.

Gefährliche Selbsttherapie

Bei medizinischen Experten ist diese Art des Umgangs mit den Drogen umstritten – vor allem, weil er von Nichtexperten und meist auf Basis von Selbstdiagnosen praktiziert wird. Das Vorgehen ist deshalb im Gegensatz einer von medizinischen Experten ausgeführte und durch Untersuchungen und Gespräche unterstützte Therapie durchaus gefährlich. „Es gibt keine Garantie, dass man eine von den Personen ist, bei denen es einen positiven Effekt gibt“, warnt entsprechend ein von der Zeitung befragter Suchtspezialist. „Es ist sehr bequem, den Substanzen einen positiven Effekt zu bescheinigen – und sie deshalb unbedarfter einzunehmen.“ Viele könnten so in einen Drogenmissbrauch rutschen, fürchtet er.

Tatsächlich gibt es solche Negativbeispiele bereits. Der ehemalige Chef des zu Amazon gehörenden Unternehmens Zappo, Tony Hsieh, hatte sich ebenfalls mit Ketamin aufzuputschen versucht. Seine Nutzung des Anästhetikum wurde allerdings so problematisch, dass er wegen seines unberechenbaren Verhaltens zum Rücktritt gedrängt wurde. Kurze Zeit später starb er, als ein nie vollständig aufgeklärter Brand in einem Schuppen ausbrach. Hsieh hatte dort Gas-Kartuschen konsumiert. Er erhoffte sich von ihnen eine geistige Erleuchtungserfahrung.

Der Beitrag ist zuerst bei stern.de erschienen.

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