Herausforderung
Weil Wind weht, wann und wie er will, und weil sich auch Sonnenschein schlecht planen lässt, lautet eine der größten Herausforderungen für den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen: Energie speichern. Zugleich stellt sich in der Energiekrise für die Industrie kaum eine Frage drängender als die, wie sich Strom und Gas einsparen lassen. Ein Weg: Abwärme, die bei der Produktion entsteht, etwa durch Brennöfen, weiterzunutzen. Bisher passiert das nur zum Teil. Die meiste der wertvollen Wärmeenergie entweicht in die Atmosphäre.
Innovation
Das Geschäft mit Energiespeichern ist ein wachsender Milliardenmarkt. Zahlreiche Start-ups und Konzerne forschen an Lösungen. Kraftblock aus dem Saarland arbeitet mit einem modularen System. Kern der Speicher ist ein auf Nanotechnologie basierendes Granulat. Es kann Temperaturen bis zu 1300 Grad für bis zu zwei Wochen speichern.

In der Praxis
Seit drei Jahren läuft ein Pilotprojekt in der Keramikindustrie. Dieses Jahr baut Kraftblock in den Niederlanden im Auftrag des Energiekonzerns Eneco Speicher für den US-Lebensmittelhersteller Pepsico. Der will mit Strom aus Windkraft Fritteusen anheizen, die Kartoffelchips herstellen. Ein Stahlwerk in Indien soll demnächst folgen.
„Bei Abwärme gibt es riesige Einsparpotenziale“
Martin Schichtel, Gründer und CEO von Kraftblock
Sie haben jahrelang daran geforscht, die Speicher zu entwickeln. Wie kam es dazu?
Ich bin Chemiker und hatte einen Bericht über thermische Speicher gesehen, die mit Beton funktionieren. Dort war von bis zu 500 Grad die Rede. Ich war überzeugt, dass höhere Temperaturen und breitere Anwendungen möglich sind, und begann zu experimentieren. So entstand ein völlig neues Material.
Woraus besteht das Granulat?
Das Rezept ist patentiert, und wir schlüsseln es natürlich nicht auf. Rund 85 Prozent sind Wertstoffe, die sonst auf der Deponie landen, etwa Stahlschlacke.
Wie hilft die Kraftblock-Technologie in der Energiekrise?
In Deutschland entstehen rund 125 Terawattstunden ungenutzte Abwärme pro Jahr. Das entspricht etwa einem Fünftel des Wärmebedarfs der Industrie. Hier sind also riesige Einsparpotenziale, wenn wir Abwärme speichern und als Prozesswärme einsetzen.