Das Weltwirtschaftsforum (WEF) ist eine internationale Nichtregierungsorganisation. Sie wurde 1971 von dem deutschen Ingenieur Klaus Schwab gegründet und soll die Zusammenarbeit zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor fördern.
Das WEF ist vor allem für sein jährliches Treffen in Davos bekannt, einem Bergort in den Schweizer Alpen. Zu dem Event kommen rund 3000 Teilnehmer aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft, um in zahlreichen Sitzungen drängende globale Themen zu diskutieren.
Die Gästeliste von Davos
Der wohl prominenteste Gast ist der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (rechts vorne), der seit dem Angriff Russlands im Februar 2022 zum ersten Mal in die Schweiz reist. Dort traf er unter anderem US-Außenminister Antony Blinken (links vorne), der ihm die anhaltende Unterstützung seines Landes für die Ukraine zusicherte sowie NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg. „Wir erörterten die Lage an den Frontlinien“, schrieb Selenskyj danach auf X. „Ich informierte den Generalsekretär über die jüngsten massiven Luftangriffe Russlands und betonte die Notwendigkeit, die Luftverteidigung der Ukraine weiter zu stärken.“ Eine russische Delegation wird dieses Jahr nicht anreisen.
Microsoft-CEO Satya Nadella ist einer der wichtigsten Vertreter der Wirtschaft beim diesjährigen WEF. Neben ihm werden viele andere Top-Entscheider anreisen: Amazon-CEO Andy Jassy, IBM-Chef Arvind Krishna, Bayer-Chef Bill Anderson, Nestlé-Konzernchef Mark Schneider und Unilever-CEO Hein Schumacher. Insgesamt werden etwa 1600 Manager aus der ganzen Welt erwartet. Ein Novum: „Wir hatten noch nie so viele Führungskräfte aus Südamerika und aus Asien am WEF“, sagt Jeremy Jurgens, Managing Director des WEF. Zum Beispiel kommt Donald Tang, der Vizepräsident des chinesischen Modeunternehmens Shein. Ebenso der reichste Mann Asiens: Gautam Adani.
Li Qiang ist seit März 2023 Ministerpräsident der Volksrepublik China. Damit ist er zweitmächtigste Mann in dem kommunistischen Staat und enger Vertrauter von Staatspräsident Xi Jinping. Aufgrund seiner wirtschaftsfreundlichen und pragmatischen Haltung hofft die chinesische Wirtschaft, dass er Xi Jinping zu einer weiteren Öffnung Chinas gegenüber ausländischen Unternehmen ermutigen kann. In seiner Rede auf dem WEF bezog er sich auf das diesjährige Motto des Forums: „Vertrauen wiederherstellen“. Man sei sich bewusst, dass die chinesische Wirtschaft kritisch beobachtet werde, so der Ministerpräsident in seiner Rede. China sei jedoch ein Land, „dem man vertrauen kann.“
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock nimmt dieses Jahr zum ersten Mal am WEF teil. Sie reist gemeinsam mit Wirtschaftsminister Robert Habeck und Finanzminister Christian Lindner an. Sie vertreten Deutschland in Davos, Bundeskanzler Olaf Scholz ist diesmal nicht dabei. „Wir brauchen als Weltgemeinschaft Zusammenarbeit: mehr Kooperation, mehr Vertrauen und Wiederaufbau von multilateralen Institutionen“, sagte Habeck.
Ursula von der Leyen ist seit 2019 Präsidentin der Europäischen Kommission und regelmäßiger Gast beim Jahrestreffen. In ihrer Rede rief sie dazu auf, die Demokratie zu stärken und sich gegen Desinformation und Polarisierung zu stemmen. „Unsere Unternehmen leben von der Freiheit – innovativ zu sein, zu investieren und zu konkurrieren. Aber die gewerbliche Freiheit beruht auf der Freiheit unserer politischen Systeme“, sagte sie. Deshalb glaube sie, dass die gemeinsame und dauerhafte Aufgabe darin bestehe, die Demokratie zu stärken und sie vor Risiken und Eingriffen zu schützen. Man müsse mehr denn je das Vertrauen wiederherstellen, und Europa sei bereit, hier eine Schlüsselrolle zu spielen.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wird dieses Jahr wieder am WEF teilnehmen, nachdem Olaf Scholz voriges Jahr der wichtigste europäische Politiker auf dem Forum war. Es wird erwartet, dass er eine Rede über die Rolle seines Landes für die zukünftige Gestaltung Europas halten wird. Vor seiner Präsidentschaft war Macron Minister für Wirtschaft, Industrie und Digitales unter Präsident François Hollande. Macron gilt als pro-europäisch und hat während seiner Amtszeit verschiedene politische und wirtschaftliche Reformen in Frankreich durchgeführt.
Der OpenAI-Gründer Sam Altman sagte in Davos: „Die Zukunft von KI hängt von einem Energiedurchbruch ab.“ Künstliche Intelligenz werde in den kommenden Jahren immer mehr Energie benötigen, mehr als man es heute erahnen könnte. Die Lösung dafür seien klimafreundliche Energiequellen, insbesondere Kernfusion oder billigere Solarenergie und -speicherung. Mit ChatGPT war Altman Ende 2022 ein Durchbruch in der KI-Technologie gelungen. Schlagartig wurde er zu einem der gefragtesten Experten zu dem Thema. OpenAI, das Unternehmen hinter ChatGPT, wird unter anderem von Microsoft mitfinanziert.
Bill Gates, Gründer von Microsoft und einer der reichsten Menschen der Welt, wird dieses Jahr wieder in Davos sein. Dort versucht er unter anderem das Thema „Globale Gesundheit“ in den Fokus zu rücken. In einem Interview mit Bloomberg sagte er dazu: „Die globale Gesundheit ist im Moment ein wenig aus dem Blickfeld geraten. In den nächsten zehn Jahren, in denen das Geld so knapp sein wird, sollten die Gesundheitsausgaben steigen und nicht sinken, wenn man sich um die Auswirkungen des Klimas kümmern will.“ Themen wie diesen widmet sich Gates seit 2008, nachdem er sich aus der operativen Führung von Microsoft zurückzogen hatte. Heute leitet er die gemeinnützige Bill and Melina Gates Foundation, die 36 Mrd. Dollar philanthropisch verwaltet.
Klaus Schwab ist ein deutscher Ingenieur, Wirtschaftswissenschaftler und Gründer des WEF. Seit der Gründung der Organisation im Jahr 1971 ist er deren Vorsitzender. 1961 schloss er sein Studium als Maschinenbauingenieur an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich ab. Während eines Auslandsaufenthalts in Harvard wurde der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger sein Mentor. In seiner Eröffnungsrede des diesjährigen Forums sagte Schwab, die Besonderheit des WEF sei es, dass man hier „übergreifend denke“. So könne man die großen Probleme besser lösen. Schwab und seine Organisation stehen aber immer wieder in der Kritik und sind Gegenstand von Verschwörungstheorien. Als Person sei Schwab, intransparent was seine Finanzen angehe, und das Forum beschäftige sich nicht mit den wirklich wichtigen Themen wie Armut oder Hunger.
Aidan Gomez ist CEO des kanadischen KI-Start-ups Cohere. Das 2019 gegründete Unternehmen entwickelt generative KI für Firmen, bei der sensible Daten sicher aufgehoben sind. Zuletzt investierten Nvidia, Oracle und Salesforce 270 Mio. in das Start-up. Cohere wurde von ehemaligen Google-Mitarbeitern gegründet und kooperiert weiterhin mit dem Suchmaschinenkonzern. Das WEF veranstaltete 2023 zwei Gipfeltreffen zum Thema künstliche Intelligenz und rief die AI Governance Alliance (AIGA) ins Leben, die sich damit befasst, wie die KI-Politik mit der Technologie Schritt halten kann. Die zunehmenden Auswirkungen der KI sind in Davos ein wichtiges Thema.
Dava Newman ist Direktorin des MIT Media Lab. Auf dem diesjährigen WEF spricht sie über den Einsatz von Weltraum-Satelliten. Vor ihrer Tätigkeit beim MIT Media Lab war sie Hauptforscherin bei vier Weltraummissionen. Außerdem entwickelte sie neue Technologien für das Space Shuttle, die Raumstation „Mir“ und die Internationale Raumstation ISS. Teilnehmer wie sie sollen zeigen, dass das Forum nicht nur Schnittstelle für Politik und Wirtschaft sein soll, sondern auch für die Wissenschaft.
Die prominentesten Gäste des Forums werden im Hotel „Alpengold“ untergebracht. Außerdem wird im „Steigenberger Belvédère“ genächtigt. Die beiden Luxushotels werden immer wieder für das WEF gebucht. Dort herrschen für die Zeit des Forums strengste Sicherheitsvorkehrungen. Unter anderem ist der Luftraum über Davos gesperrt.