Sätze über Bill Ackman kommen kaum ohne seine Berufsbezeichnung aus. Ackman, der „aktivistische Investor“, der in Unternehmen investiert und seine Forderungen durchboxt. Wo Ackman auftritt, gibt es Konflikte. Aber: Sein Vorgehen hat ihn immerhin sehr reich gemacht, sein Vermögen wird laut „Forbes“ auf 3,5 Mrd. Dollar geschätzt.
Zuletzt ist es ruhiger geworden um Ackman, der genau das auch versprochen hatte. Seine Investmentfirma Pershing Square sollte sich aus aktivistischen Leerverkäufen zurückziehen, was Ackman als „Pershing Square 3.0“ – als dritte Phase des Unternehmens bezeichnete. Die Interaktion mit Unternehmen solle herzlich und konstruktiv sein.
Die genau gegenteilige Strategie fährt Ackman aber nun gegen den deutschen Konzern Axel Springer. Gegen dessen Tochterfirma, das US-Portal „Business Insider“ (BI), will Ackman jetzt juristisch vorgehen. Auslöser war ein Artikel, in dem über Plagiatsvorwürfe gegen Ackmans Frau Nerio Oxman berichtet wird.
Oxman, eine frühere MIT-Professorin, solle an mindestens vier Stellen ihrer Doktorarbeit die Ursprungsquelle nicht ordentlich zitiert haben. Oxman streitet das nicht einmal vollständig ab. Sie habe nicht korrekt zitiert, erklärt Oxman auf der Plattform X, sie habe die Anführungszeichen vergessen. Das hieße aber nicht, dass sie ein Plagiat erschaffen habe, denn die Quelle ergebe sich schließlich aus dem Kontext.
Kampagne oder saubere Recherche?
Business Insider hatte nach seinem ursprünglichen Artikel auf den Tweet von Oxman reagiert, und in einem zweiten Artikel getitelt, dass Oxman „zugegeben“ habe, „ein Plagiat“ geschaffen zu haben. Das sei aber nicht richtig, wie Ackman in einem mehrere tausend Zeichen langen Tweet ausführte. „Ein Plagiat ist laut Definition eine Form des Betrugs. Das heißt, die Arbeit eines anderen wird gestohlen und anschließend darüber gelogen. Neri [Oxman] hat nichts davon gemacht.“
Seine Frau habe an 2774 Stellen auf 330 Seiten richtig zitiert, nur an vier Stellen hätten Anführungszeichen gefehlt. „Das ist eine Fehlerrate von 0,1141 Prozent. Nicht perfekt, aber extrem gut“. Das habe sie auch eingeräumt – und damit nicht gelogen.
Ackman vermutet hinter den Artikeln einen anderen Grund: eine politische Kampagne aus dem Springer-Haus. Hintergrund sei die Absetzung von Claudine Gay als Präsidentin der Universität Harvard. Ackmann hatte sich vehement für die Absetzung eingesetzt, da Gay die Anschläge der Hamas in Israel nicht ausreichend verurteilt habe. Ackmann und seine Frau sind jüdisch, sie habe sogar für die israelische Luftwaffe gedient. Als im weiteren Verlauf Plagiatsvorwürfe gegen Gay aufkamen, musste die 53-Jährige Uni-Leiterin zurücktreten.
Ackman in Thinktank von Springer engagiert
Ackman unterstellt Springer sogar Antisemitismus. Das mutet zunächst jedoch seltsam an, denn gerade bei Springer müssen Redakteurinnen und Redakteure das Existenzrecht Israels per Arbeitsvertrag anerkennen. Der Vorwurf dürfte den Konzern hart treffen – vor allem dort, wo CEO Mathias Döpfner eigentlich wachsen will: in den USA.
Ackman hatte sich mit seiner Kritik direkt an Döpfner gewandt. Der US-Investor und seine Frau gehören laut „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ dem Projekt „World Minds“ an, an dem Springer die Mehrheit hält. „World Minds“ ist ein Thinktank, in dem sich führende Köpfe aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft zu Zukunftsthemen austauschen. Doch trotz dieser Kontakte kam Ackman bei Döpfner nicht durch.
Ähnliches galt für andere Mitglieder aus dem erweiterten Springer-Universum – etwa bei Investor KKR oder diversen BI-Redaktionsmitgliedern. Alle seien überzeugt gewesen von der Story, so Ackman.
Umso erstaunlicher war dann aber, dass Springer den Fall trotzdem intern geprüft haben soll. Das berichtet die britische „Financial Times“. Demnach sei zwar kein Fehlverhalten der Redakteure festgestellt worden. Aber ob die Redakteure instrumentalisiert worden seien, das wollte der Konzern noch prüfen.
Dazu gab es im Vorfeld der Überprüfung offenbar „ernsthafte Meinungsverschiedenheiten“, schreiben mehrere US-Medien. Am Ende sei man trotzdem zu einem eindeutigen Ergebnis gekommen: „Es gab keine unfaire Voreingenommenheit oder persönliche, politische oder religiöse Motivation“, schrieb BI-Chefin Barbara Peng am Sonntag im Intranet. Springer stellte sich daraufhin öffentlich hinter BI. Und Ackman? Der kündigte daraufhin seine Klage gegen den Konzern an. Es werde mehrere Wochen dauern, die Vorwürfe zusammenzutragen. Er sei aber weiter von seiner Position überzeugt.