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Getränkeproduzent Warum der Tod von Patriarch Dietrich Mateschitz Red Bull so hart trifft

Red Bull-Gründer Dietrich Mateschitz (rechts) neben seinem Sohn Mark (Mitte). Nach dem Tod des Seniors könnte Mark Mateschitz an die Konzernspitze rücken – doch es gibt Bedenken seitens des Joint-Venture-Partners
Red Bull-Gründer Dietrich Mateschitz (rechts) neben seinem Sohn Mark (Mitte). Nach dem Tod des Seniors könnte Mark Mateschitz an die Konzernspitze rücken – doch es gibt Bedenken seitens des Joint-Venture-Partners
© IMAGO/Gepa Pictures
Fast 40 Jahre führte Dietrich Mateschitz den österreichischen Getränkekonzern Red Bull. Bis zu seinem Tod hatte er nichts von seiner Macht eingebüßt – was nun ein großes Vakuum hinterlässt

Dietrich Mateschitz war Red Bull – und Red Bull war Dietrich Mateschitz. Der Tod des 78-Jährigen löst daher nicht nur Bestürzung im Unternehmen aus, sondern auch in der Sportszene, in die Red Bull seit Jahren kräftig investiert. Mateschitz gehörte zu der Art von Gründern, die bis zuletzt an der Macht blieben. Einen designierten Nachfolger baute er nicht auf. Auch deshalb herrschen im Konzern und im Sport nun Aufruhr: Niemand weiß, wer Mateschitz an die Spitze folgt – und wohin Red Bull nun steuert.  

Bereits die Umstände von Mateschitz‘ Tod lassen auf große Hektik beim Energydrink-Hersteller schließen: Der Österreicher litt seit anderthalb Jahren unter Bauchspeicheldrüsenkrebs. Offen kommuniziert wurde das allerdings nicht, wie so vieles rund um die Person Mateschitz. Der Unternehmer war extrem medienscheu und trat, wenn überhaupt, bei Sportevents wie der Formel 1 auf, bei denen Red Bull aktiv ist. Lange Zeit wussten daher nur die engsten Vertrauten, wie es wirklich um ihn steht. Doch auch als Mateschitz in den vergangenen Monaten immer mehr Gewicht verlor, und die Krankheit zumindest im Führungskreis des Unternehmens kein Geheimnis mehr war, wurde offenbar keine eindeutige Regelung für die Nachfolge getroffen.  

Mateschitz wollte Sohn aufbauen

Nach Capital-Informationen flog schon Ende September ein hochrangiger Red-Bull-Manager nach Thailand, um mit Mateschitz‘ Joint-Venture-Partner, der Familie Yoovidhya, über die Nachfolge zu sprechen. Der mächtige Familienclan, der auf den Erfinder des Getränks Chaleo Yoovidhya zurückgeht, hält aktuell 51 Prozent an der Red Bull GmbH mit Hauptsitz in Fuschl am See. Er muss daher den neuen CEO absegnen. Zwar hat Mateschitz einen Sohn, der immer wieder öffentlich als möglicher Nachfolger gehandelt wurde. Mark Mateschitz ist allerdings erst 29 Jahre alt, und nicht alle im Unternehmen und Gesellschafterkreis sind überzeugt, dass er der Aufgabe gewachsen wäre. In österreichischen Medien wird bereits spekuliert, dass die Familie lieber einen externen CEO einstellen würde. Klar ist jedenfalls: Der sonst so ruhige Konzern befindet sich derzeit in Aufruhr. 

Dazu passt auch, dass in Österreich schon seit Wochen über Mateschitz‘ kritischen Gesundheitszustand spekuliert worden ist. Offiziell kommuniziert hat Red Bull den Tod aber erst am 22. Oktober. Die Umstände passen zwar zur Verschlossenheit von Red Bull und Mateschitz, deuten aber auch daraufhin, dass alle Seiten noch an einer Lösung für das Unternehmen arbeiten – die es bislang aber noch nicht gibt. 

Mateschitz, der von vielen, die sich mit einer angeblichen Nähe zu dem Milliardär schmücken wollten, nur „Didi“ genannt wurde – den Namen aber partout nicht mochte – hätte angeblich gerne seinen Sohn Mark als Nachfolger installiert. Dieser stammt aus der zweijährigen Beziehung seines Vaters mit der Skilehrerin Anita Gerhardter. Vater und Sohn hatten angeblich ein enges Verhältnis, auch wenn offiziell nur wenig bekannt ist. Beide traten allerdings hin und wieder gemeinsam bei Sportevents auf.  

Auf den ersten Blick baute Mateschitz seinen Sohn ein Stück weit als Nachfolger auf. Schon früh arbeitete Mark Mateschitz im Unternehmen mit und studierte später BWL. Doch wie wichtig die Aufgaben waren, die der Patriarch an seinen Sohn übertrug, ist unklar. Wie Red-Bull-Insider berichten, blieb Dietrich Mateschitz bis zuletzt Herrscher im Konzern. Mark Mateschitz übernahm zwar Verantwortung als Leiter der Familienstiftung „Wings for Life“. Doch ob diese Erfahrung ausreicht, um ein Unternehmen mit 13.600 Mitarbeitern und 7,8 Mrd. Euro Jahresumsatz, zu leiten – daran gibt es ernsthafte Zweifel. 

Vorayuth Yoovidhya, Enkel des Red Bull-Erfinders Chaleo Yoovidhya, wird nach einem tödlichen Unfall von Interpol gesucht. Er taucht zwar immer mal wieder auf, kommt allerdings als Nachfolger von Dietrich Mateschitz nicht infrage 
Vorayuth Yoovidhya, Enkel des Red Bull-Erfinders Chaleo Yoovidhya, wird nach einem tödlichen Unfall von Interpol gesucht. Er taucht zwar immer mal wieder auf, kommt allerdings als Nachfolger von Dietrich Mateschitz nicht infrage 
© Picture Alliance/AP Photo

Auch die Familie Yoovidhya, Mateschitz‘ Joint-Venture-Partner und Red-Bull-Mehrheitseigentümer, kann aus den eigenen Kreisen keinen natürlichen Nachfolger präsentieren. Sohn Vorayuth wird seit knapp zehn Jahren von Interpol gesucht, weil er 2012 unter Kokain-Einfluss einen Polizisten überfahren haben soll – und anschließend flüchtete. Der Polizist starb, und Vorayuth Yoovidhya entzieht sich seitdem der thailändischen Justiz. Er taucht aber immer mal wieder am Rande von Formel-1-Rennen auf. 

Auch wenn bei Red Bull die Dinge häufig anders laufen als in vielen Großkonzernen und Verschlossenheit zur Firmenkultur zählt: Eine Nachfolgelösung für jenen Mann, der über Jahrzehnte Red Bull war, müssen die Eigentümer bald präsentieren. 

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