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Kolumne Wagniskapital statt Derivate

Venture Capital Fonds haben es in Deutschland schwer. Dabei sind sie wichtig für die Volkswirtschaft. Von Martin Kaelble

Kürzlich auf der Superreturn-Konferenz in Berlin: Hier tummeln sich die Größen der Private Equity Branche. Die Stimmung ist gut, auf dem milliardenschweren Treffen. Die Zeichen stehen auf Fundraising. Und da sind die Erwartungen für das Jahr 2014 groß. Über Wagniskapital redet allerdings kaum jemand, trotz des Start-up-Booms. Traditionell spielt die Musik in der Private Equity Branche im Buyout-Geschäft, also dem Kauf gestandener Unternehmen. Wagniskapital finden die meisten hier nicht besonders interessant.

Fundraising ist für Venture Capital in Deutschland nicht einfach. Denn erklären Sie mal einem wohlhabenden Investor aus Schwaben, warum er in Firmen investieren soll, die jahrelang Geld verbrennen. In Fonds, die üblicherweise ein Drittel ihrer Investments abschreiben dürften (und einer Faustregel zufolge die Performance des gesamtes Fonds durch ein anderes Drittel extrem gut laufender Firmen herausgerissen wird). Noch dazu wurde die Performance der Asset-Klasse im vergangenen Jahrzehnt durch die geplatzte Dotcom-Blase versaut.

Venture Capital nutzt der Volkswirtschaft

Hinzu kommt: In Deutschland sind die Quellen für Venture Capital überschaubarer als andernorts. In den USA speist sich das Geld vor allem aus Pensionsfonds, Endowments der Universitäten sowie Banken und Versicherungen. Die ersten beiden fallen in Deutschland praktisch völlig weg. Zudem ziehen sich viele Banken und Versicherungen hierzulande derzeit aus der Assetklasse zurück, aufgrund strengerer Regulierung.

Dabei erfüllt Venture Capital eine wichtige Funktion für eine Volkswirtschaft. Es ist zwar hochriskant, aber nützlich. Denn nur so können neue Firmen und damit auch neue Jobs und Innovationen entstehen. Hinzu kommt: Es gibt eine Reihe von Fonds mit sehr guter Performance – die Sequoias, Accels und Benchmarks dieser Welt – mit denen man gutes Geld verdienen kann.

Da Wagniskapital eben diese wichtige volkswirtschaftliche Funktion erfüllt, springt teilweise der Staat ein. Zum Beispiel durch den High-Tech-Gründerfonds. Doch gibt es hier die Gefahr, dass das den Markt verzerrt - zum Beispiel, indem zu viele Start-ups in der Frühphase staatlich finanziert werden, für die in späteren Phasen gar keine Anschlussfinanzierung zur Verfügung steht. Nicht die beste Lösung.

Auch Derivate sind riskant

Bleiben die Family Offices und vermögenden Privatpersonen. Sie sind in den USA nur an Platz vier der wichtigsten Kapitalgeber für Wagniskapital. In Deutschland sind sie jedoch besonders gefragt. Leider investieren sie lieber in Immobilien. Oder in Derivate, die auf den zweiten Blick nicht unbedingt weniger riskant sind als Wagniskapital.

Das ist bedauerlich. Professionelle Anleger, die mit Risiko umzugehen wissen, sollten lieber ein paar Euro in Venture Capital stecken. Damit helfen sie der Wirtschaft auf dem Weg zu mehr Innovationen.

E-Mail: Kaelble.Martin@capital.de

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