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Fitness-Unternehmer Vor einem Jahr starb Rainer Schaller. Wie geht es McFit heute?

Rainer Schaller leitete die McFit-Mutter RSG Group
Rainer Schaller leitete die McFit-Mutter RSG Group
© Jan Philipp Welchering
Im Oktober 2022 verunglückte McFit-Gründer Rainer Schaller tödlich – und hinterließ ein führungsloses Freizeitimperium. Was macht es mit einem Unternehmen, wenn der Übervater plötzlich fehlt?

Ein Mann sitzt in einer Remise in einem Berliner Hinterhof und spricht über Dackel. Was hat es zu bedeuten, wenn der Chef dich einen „Dackel“ nennt und dazu in den Arm kneift? Ronny Kindt hatte sich über diese Frage lange den Kopf zerbrochen. Bis ihm jemand erzählte, dass Rainer Schaller, der Chef, als Kind einen Dackel hatte. Er meinte es also offenbar gut. Irgendwann ließ Kindt sich einen Dackel auf den Unterarm tätowieren. Ein paar Zentimeter weg von der Stelle, in die er immer gekniffen wurde, da hätte das Stechen des Tattoos nämlich viel mehr wehgetan. Und weh tat es ja ohnehin schon.

Ohne Schaller, den Gründer der Fitnesskette McFit, wäre Kindt nicht der, der er heute ist: einer, der in der Firma etwas zu sagen hat. Ein Künstler. Schaller trieb ihn an, alles aus sich herauszuholen. Er brachte ihm bei, dass die erste Idee nie die beste ist. Und wenn er Kindt pushen wollte, dann machte er den Dackelgriff. Nie hätte Kindt gedacht, dass Schaller eines Tages einfach nicht wiederkommt.

Im Oktober 2022 brodelt die Gerüchteküche: Ein Drogenkartell habe Schaller entführt. Die Russen hätten ihre Hände im Spiel. Er kämpfe sich bestimmt durch den Dschungel und tauche bald wieder auf. Die Geschichten kursieren in den Fitnessstudios und Büros, in den Ateliers und Küchen. Sie erzählen sie sich überall im Firmenuniversum, das Rainer Schaller aufgebaut hat. Denn dass es kein Happy End geben wird, können sie nicht glauben. Schaller weiß doch immer eine Lösung. So einer kann doch nicht einfach in seinem Flugzeug vom Himmel fallen.

Verschollen in der Karibik

Dabei geben die Fakten, bei Lichte betrachtet, von Anfang an wenig Grund zur Hoffnung: Am Abend des 21. Oktober 2022, einem Freitag, verschwindet um 18 Uhr Ortszeit vor der Küste Costa Ricas ein Privatjet des Typs Piaggio P.180 vom Radar. An Bord ist Rainer Schaller mit seiner Lebensgefährtin und den beiden Kindern, außerdem der Pilot und Schallers Assistent. Am Samstag entdeckt die Küstenwache Flugzeugtrümmer im Meer, später finden Einsatzkräfte die Leichen eines Erwachsenen und eines Kindes. Am 4. November, knapp zwei Wochen später, teilt die RSG Group auf Instagram unter einem Foto Schallers mit: „Mit großer Bestürzung haben wir die traurige Gewissheit erhalten, dass unser Gründer Rainer Schaller und sein Sohn als Verstorbene des Flugzeugabsturzes in Costa Rica identifiziert wurden.“

Vor einem Jahr ist der Unternehmer Rainer Schaller gestorben, sein Unternehmen, die Rainer Schaller Global Group, kurz RSG Group, hat vom einen auf den anderen Tag ihren Gründer verloren – und muss nun ohne den schillernden Chef auskommen. Es ist eine Geschichte über Verlust und Neubeginn. Sie erzählt von einem Konzern, der seine Leitfigur verloren hat, und von Menschen, die Orientierung suchen. Viele trauern, manche sind wie verwundet. Einige taumeln, andere werden von der Erinnerung getragen.

Die neuen RSG-Chefs Jobst Müller-Trimbusch (links) und Hagen Wingertszahn
Die neuen RSG-Chefs Jobst Müller-Trimbusch (links) und Hagen Wingertszahn
© Marzena Skubatz

Schaller war ein Selfmade-Millionär, von denen es hierzulande nicht allzu viele gibt. Mit McFit brachte er das Discountprinzip in die Fitnesswelt. Die Idee revolutionierte die Branche und machte den Gründer reich. Schallers Privatvermögen wurde auf 250 Mio. Euro geschätzt. Er begann mit einem Studio auf dem Dachboden seiner Eltern im fränkischen Schlüsselfeld und schuf Deutschlands größten Fitnesskonzern, der heute weltweit 10.000 Menschen beschäftigt. 2022 setzte die RSG Group 523 Mio. Euro um.

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