Wer sich in letzter Zeit die offiziellen Verlautbarungen der Deutz AG anschaute, der entdeckte eine ziemliche Diskrepanz zwischen grandiosen Zukunftsplänen und der schnöden Gegenwart. Bis 2030 soll der Umsatz des Motorenherstellers stark steigen, die Rendite auf ungeahnte Höhen schießen und eine stabile Dividende zur Selbstverständlichkeit werden. Aktuell aber beschäftigen sich die Kölner Manager eher mit Entlassungen und der Senkung von Kosten aller Art. Das hindert die Deutz AG aber nicht daran, ein Angebot für die Marinesparte von Thyssenkrupp (TKMS) ins Spiel zu bringen, wie das „Handelsblatt“ in der vergangenen Woche meldete.
Angesichts der letzten Meldungen aus Köln wirkt das wie ein kühner, vielleicht sogar tollkühner Tanz auf der Nadelspitze. Im Bericht für die ersten neun Monate des laufenden Geschäftsjahres liest man nichts als rote Zahlen im Vergleich zum Vorjahr: der Umsatz minus 14 Prozent, der Vorsteuergewinn minus 62 Prozent, die Nettofinanzposition minus 65 Prozent. Das Unternehmen kämpft seit Jahren mit vielen Schwierigkeiten gleichzeitig. Und die Aktie spiegelt das wider: In den letzten fünf Jahren hat sie ein Viertel ihres Werts verloren. Die Deutz AG kommt gerade noch auf eine Marktkapitalisierung von gut einer halben Milliarde Euro.
Auf den ersten Blick versammelt sich mittlerweile ein großes Bieteraufgebot bei TKMS. Das müsste eigentlich eine gute Nachricht für den Mutterkonzern sein, der sich seit fast 20 Jahren darum bemüht, das kapitalintensive und stark schwankende Geschäft mit U-Booten loszuschlagen. Doch der angebliche Sturm der Investoren bei TKMS gleicht eher einem Aufmarsch der Fußkranken.
Übernimmt sich Rheinmetall?
Mit einer Ausnahme: Auch der profitable Rheinmetall-Konzern signalisiert sein Interesse an der Sparte. Der Panzer- und Waffenhersteller verfügt über genügend Geld und Management-Know-how, um bei TKMS einzusteigen. Allerdings besteht die Gefahr, dass sich der umtriebige Rheinmetall-Chef Armin Pappberger übernimmt. Sein Konzern expandiert gegenwärtig wild in alle Richtungen. Gerade erst steigt das Düsseldorfer Unternehmen groß in das Geschäft mit Kampfflugzeugen ein. Der U-Boot-Bau wäre weiteres völliges Neuland für Rheinmetall.
Wer am Schluss bei TKMS zum Zuschlag kommt, steht nach wie vor in den Sternen. Alle möglichen Bieterkombinationen sind offenbar in der Diskussion, jeweils mit und ohne einen Einstieg des Staates. Nach wie vor geistert auch ein Börsengang durch die Medien, der jedoch auf sehr viele Hürden trifft. Am Schluss könnte es wie so oft bei Thyssenkrupp kommen: Das erst einmal gar nichts klappt.
Seit Jahren ziehen die verschiedenen zum Verkauf stehenden Konzernteile vorzugsweise Interessenten an, die kein Geld mitbringen wollen, sondern im Gegenteil auf frisches Geld hoffen. Sei es vom Mutterkonzern, sei es vom Staat, sei es vorzugsweise von beiden Seiten. Das letzte gute Beispiel dafür ist der versuchte Verkauf der Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM), die mehrheitlich zur Stahlsparte gehören. Wie man hört, rechnet der Investor, der wie Kai aus der Kiste aufgetaucht war, mit einer Mitgift von 1 Mrd. Euro und zusätzlichen staatlichen Subventionen. Wahrscheinlich scheitert der Deal an den überzogenen Forderungen des Bieters.