Selbst als Facebook zunehmend von Politikern und Regulierungsbehörden in Washington unter die Lupe genommen wurde, behielt der umstrittene Milliardär Peter Thiel seinen Sitz im Aufsichtsrat des Unternehmens. Er gehörte damit zu den wichtigsten Machtfiguren im Silicon Valley.
Jetzt gibt Thiel diesen Sitz, den er seit 2005 innehatte, endgültig ab - ein Schritt, der Meta Platforms weitere politische Kopfschmerzen ersparen dürfte. Außerdem kann Thiel damit das tun, was er schon seit langem angedeutet hat: sich voll und ganz der rechtsextremen Politik zuwenden.
Der Investor und Mitbegründer von Paypal und Palantir hatte lange Zeit ein zwiespältiges Verhältnis zu Facebook. Thiel war zwar der erste externe Investor und ein Mentor von CEO Mark Zuckerberg, verkaufte aber einen Großteil seiner Aktien kurz nach dem Börsengang des Unternehmens im Jahr 2012. Auch privat stand er dem sozialen Netzwerk kritisch gegenüber; selbst als er zwischen Zuckerberg und dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump vermittelte. (Thiel sprach auf dem Parteitag der Republikaner 2016 und war Mitglied im Übergangsteam des Präsidenten.)
Unterstützer rechter Kandidaten
Das Verhältnis zwischen Thiel und Zuckerberg hat sich zunehmend abgekühlt, zumal Thiel im letzten Jahr zu einem prominenten Fürsprecher politischer Kandidaten avancierte, die Zuckerberg auf ihre Feindesliste gesetzt haben. Zusammen mit Bürgerrechtlern, demokratischen Politikern oder Private-Equity-Managern nahmen sie Zuckerberg mit der Begründung ins Visier, weil er und andere angeblich die USA ruinieren.
Thiel ist beispielsweise der größte Spender eines politischen Aktionskomitees (PAC), das JD Vance unterstützt. Vance arbeitete früher in einer von Thiels Risikokapitalfirmen und kandidiert jetzt für den Senat in Ohio. Im vergangenen Sommer strahlte das PAC einen Fernsehspot aus, in dem Vance gegen „eine herrschende Klasse, eine Elite, die sich nicht wirklich um das amerikanische Volk kümmert“ wetterte, während ein Bild von Zuckerberg über den Bildschirm flimmerte.
Thiel hat dem Vance PAC im vergangenen März 10 Mio. Dollar gespendet, wie aus den Unterlagen der Federal Election Commission hervorgeht. Nach Thiel sind die konservativen Megasponsoren Robert und Rebekah Mercer die zweit- und drittgrößten Spender des PAC mit 100.000 bzw. 50.000 Dollar.
Tech-Industrie als Hauptgegnerin
Die 10-Mio.-Dollar-Spende zur Unterstützung von Vance war bei weitem die größte politische Einzelspende, die Thiel je getätigt hat. Gleichzeitig hat er signalisiert, noch viel mehr für Kandidaten auszugeben, die mit Trump und der populistisch-nationalistischen Bewegung auf einer Linie liegen. Einen Monat nach der Spende an Vance stellte Thiel einen zweiten 10-Mio.-Dollar-Scheck für ein neues PAC aus, das die Senatskandidatur des Republikaners Blake Masters in Arizona unterstützt. Masters ist langjähriger Mitarbeiter Thiels und Co-Autor seines Buchs Zero to One.
Wie Vance stellt auch Masters die Tech-Industrie und Facebook als Hauptgegner dar. Er behauptet - ohne Beweise - Facebook habe „die Wahl für Biden manipuliert“. Und dann versuchte er, das Unternehmen mit Trumps falschen Behauptungen in Verbindung zu bringen, wonach die Wahl 2020 gestohlen wurde. Thiels PAC „Saving Arizona“ hat diese Botschaften verstärkt und einen Werbespot ausgestrahlt, in dem einer von Masters' Vorwahlgegnern angegriffen wurde, weil er Bidens Wahlsieg bestätigt hatte. der derzeitige Generalstaatsanwalt Mark Brnovich.
Benefizgalas für Hardliner
Wie Bloomberg News berichtete, sagte eine Thiel nahestehende Person, er habe den Vorstand verlassen, um eine Ablenkung zu vermeiden. Thiel will sich auf die Unterstützung von Masters, Vance und anderen Kandidaten mit ähnlichen Ansichten konzentrieren. Der Schritt kommt zu einem Zeitpunkt, zu dem Thiel sein politisches Engagement bereits ausgebaut hat.
Zusätzlich zu den PAC-Spenden organisierte Thiel in den letzten Monaten sowohl für Masters als auch für Vance Benefizveranstaltungen. Ende Dezember kündigte Masters an, dass er eine Charge von 99 digitalen Non-Fungible Tokens (NFTs) prägen lassen werde. Sie wurden für 5800 Dollar verkauft und versprachen unter anderem „ein Stück Zero to One-Geschichte“ (in JPEG-Form) und „exklusiven Zugang zu Partys mit mir und Peter“. Am Ende waren sie ausverkauft und brachten Masters rund 575.000 Dollar für seine Kampagne ein.
Thiel unterstützt auch die Kampagne von Harriet Hageman, die als Nachfolgerin von Liz Cheney aus Wyoming kandidiert. Cheney gehört zu den wenigen Republikanern, die für ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump nach dem Sturm aufs Kapitol am 6. Januar 2021 gestimmt hatten. Thiel spendete Hageman im September 5800 Dollar und veranstaltete im vergangenen Monat eine Spendengala für sie, auf der er Cheney als Verräterin beschimpfte, wie Politico berichtete. „Die Art und Weise, wie wir die Linke besiegen, wie wir sie zurückdrängen werden, beginnt in der Republikanischen Partei. Dort haben wir einige Probleme, dort müssen wir zuerst aufräumen“, sagte Thiel demnach.
Zuckerberg sprach in ganz anderer Weise über den 6. Januar. In einer Aussage vor dem Kongress im vergangenen Jahr nannte er den Angriff auf das Kapitol „einen Skandal“ und einen „beschämenden Moment in unserer Geschichte“. Zuckerberg gab dem ehemaligen Präsidenten Donald Trump die Schuld. Im Gegensatz dazu werde Thiels Priorität darin bestehen, die Trump-Agenda vor den Wahlen im November voranzutreiben, so eine ihm nahestehende Person.
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