Wirtschaft Rehau: Mehr als Plastik

Wie sich Rehau in drei Schritten ein neues Geschäftsmodell schuf
Wie sich Rehau in drei Schritten ein neues Geschäftsmodell schuf
© Getty Images
Die Innovationslabore deutscher Unternehmen sollen unter Druck kreativ sein. Manche setzen dabei auf Schwarmintelligenz, andere auf überraschende Kooperationen. Wie sich Rehau in drei Schritten ein neues Geschäftsmodell schuf

Die Idee


Der in Bayern gegründete Polymerverarbeiter Rehau hat ein klares traditionelles Geschäftsmodell. Althergebrachte Materialien werden durch Kunststoff ersetzt: Schläuche, Verschalungen für Stromleitungen oder auch Autoteile. Unlimited X, das Innovation-Lab des Unternehmens, hat die schwierige Aufgabe, über dieses simple Prinzip hinauszugehen und in den Dienstleistungsbereich vorzudringen. Als die in München ansässige Einheit über Fenster nachdachte, kam die Frage auf: Wie generiert man mit einem uralten Produkt zusätzliche Wertschöpfung? Eine Idee: ein Sicherheitsfenster, das bei Gewalteinwirkung die Rollläden schließt, Alarm auslöst und Einbrecher in mehreren Stufen abschreckt.

Die Erkundungsphase



Ob eine Idee wirklich so gut ist, wie man selbst glaubt, stellt sich meistens erst heraus, wenn man mit potenziellen Kunden spricht. 30 Tage Zeit gab man sich bei Unlimited X, um herauszufinden, was Fensterhändler für nötig und möglich halten. Ein Ergebnis: Es gibt Fenster, es gibt Sicherheitslösungen, aber beides in einem gibt es noch nicht. Gleichzeitig gibt es bei Kunden eine grundsätzliche Skepsis gegenüber Elektronik in Fenstern, mit der sich Anbieter auseinandersetzen müssen. Alles in allem schien sich eine Marktlücke aufzutun. Wie groß sie war, wusste niemand genau.

Der Test

Es wurden 500 Testexemplare hergestellt und mit Kunden ausprobiert, die der Idee gewogen waren. Die Grundidee: Prävention statt aufgebrochene Fenster. Das Konzept: Sicherheit als Dienstleistung. Die Kundenreaktion war zustimmend. Doch dann passierte das, was bei vielen Lab-Projekten geschieht. Es herrschte erst einmal ein halbes Jahr lang Stille. Im Unternehmen galt die Idee als Nischenprodukt, das nicht unbedingt Priorität genießt. Erst auf der Branchenmesse Fensterbau Frontale erlebte das Sicherheitsfenster dann im März 2018 eine Art Mini-Durchbruch mit vielen interessierten Besuchern. Nun wartet der größte Schritt: die Skalierung.

In über 100 Laboren tüfteln deutsche Unternehmen an der digitalen Zukunft. Das gilt als schick und modern – doch nun wollen die Zentralen Ergebnisse sehen. Welche Ideenschmieden am besten funktionieren, zeigt ein exklusives Capital-Ranking.

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