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Zollkeule Eskalation im Handelsstreit: US-Zölle für die EU und China treten in Kraft

Donald Trump geht zur Unterzeichnung eines Dekrets im Weißen Haus
US-Präsident hält an seiner strikten Zollpolitik fest
© ABACA / IMAGO
Mit der zweiten Stufe von Trumps Zollpaket ziehen über der Weltwirtschaft dunkle Wolken auf. Für ein Schwergewicht im Welthandel gelten jetzt Zölle von mehr als 100 Prozent

Wie von der Regierung in Washington angekündigt, sind am Mittwoch zusätzliche US-Zölle gegen Handelspartner wie die EU und China in Kraft getreten. Am härtesten trifft es China: Auf Einfuhren von dort gilt seit 6:01 Uhr ein Aufschlag von 104 Prozent. Die EU sieht sich Zöllen in Höhe von 20 Prozent gegenüber. Der eskalierende Zollstreit der USA mit den meisten Ländern der Welt hatte zuvor zu Einbrüchen an den weltweiten Börsen geführt.

Für jedes betroffene Land wurde ein individueller Zollsatz festgelegt, der neben klassischen Einfuhrabgaben auch andere Handelshemmnisse abbilden soll. Daraus leitet sich der entsprechende US-Zoll auf Importe aus diesen Ländern ab. Deutschland wird dabei nicht einzeln aufgeführt, sondern fällt unter den Satz von 20 Prozent für die gesamte Europäische Union. Ökonomen zweifeln jedoch an der Berechnungsgrundlage für die Länderliste und kritisieren, dass sie auf teils fehlerhaften Annahmen beruhe.

In einem dem Dekret ordnete US-Präsident Donald Trump zusätzlich Zölle von 90 Prozent auf geringwertige Waren aus China an – eine Verdreifachung der bisher vorgesehenen Abgaben für diese Artikel. Ursprünglich wollte Trump Waren mit einem Wert von unter 800 Dollar (rund 724 Euro) ab dem 2. Mai mit einem Zoll von 30 Prozent belegen. Bisher waren solche Güter von Zöllen ausgenommen. Dank dieser Regel lieferten chinesische Online-Händler wie Temu und Shein in großem Stil ihre Produkte in die USA.

Laut Trump ist China in dem Zollstreit am Zug. Peking wolle „dringend einen Deal machen, aber sie wissen nicht, wie sie anfangen sollen“, erklärte er am Dienstag. Auch andere Länder versuchten, eine Vereinbarung mit den USA zu treffen. „Diese Länder rufen uns an, um mir die Füße zu küssen“, sagte Trump bei einem Abendessen mit republikanischen Politikern.

Die europäischen Börsen hatten am Dienstag angetrieben von Hoffnungen auf Verhandlungen über die US-Zölle im Plus geschlossen. Der Deutsche Aktienindex (Dax) verzeichnete zum Handelsschluss ein Plus von 2,48 Prozent. In London stieg der Leitindex FTSE 100 um 2,71 Prozent, in Paris legte der CAC40 um 2,50 Prozent zu, der FTSE MIB in Mailand um 2,44 Prozent.

Börsen in den USA und Asien wieder auf Talfahrt

An der Wall Street in New York zeichnete sich bei Börsenschluss ein anderes Bild ab: Nach auch hier anfänglichen Gewinnen brachen die Kurse später am Dienstag ein. Die drei wichtigsten Indizes schlossen erneut im Minus: Der S&P500 büßte 1,6 Prozent auf 4982,77 Punkte ein – und sank somit erstmals seit fast einem Jahr unter die Schwelle von 5000 Punkten. Der Dow Jones schloss um 0,8 Prozent niedriger bei 37.645,59 Punkten, der Technologie-Index Nasdaq (minus 2,2 Prozent) bei 15.267,91 Punkten.

Wegen der deutlich eingetrübten Konjunkturaussichten sank zudem der Ölpreis erneut: Die US-Sorte West Texas Intermediate wurde erstmals seit April 2021 für unter 60 Dollar pro Barrel gehandelt.

An asiatischen Börsen sah es ähnlich aus: In Hongkong sank der Hang Seng Index nach Handelsbeginn um 3,1 Prozent auf 19.494,92 Punkte, der chinesische SSE Composite Index sank um 1,1 Prozent auf 3110,01 Punkte. In Taiwan verzeichnete der Taiex Index einen Verlust von 5,8 Prozent, der Nikkei Index in Japan sank um fünf Prozent.

Südkorea reagierte indes mit einer Investition auf die Zölle auf den USA. Das Land will mit 2 Mrd. Dollar (1,8 Mrd. Euro) seine Autoindustrie unterstützen, welche für die Hauptexportprodukte Südkoreas in die USA verantwortlich sind. „Die Entscheidung, Zölle in Höhe von 25 Prozent auf diese Güter zu verhängen, wird unserer Autoindustrie einen erheblichen Schlag versetzen“, erklärte die südkoreanische Regierung.

AFP/dpa/kb

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