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Sipgate-Gründer Tim Mois über seine erste Million

Tim Mois
Tim Mois
© Sipgate
Vor 20 Jahren gründete Tim Mois das Preisportal billiger-telefonieren.de. Heute betreibt er den Telefonieanbieter Sipgate

Tim Mois, 42, hat vor knapp 20 Jahren die Preisvergleichsseite billiger-telefonieren.de mitgegründet. Heute betreibt er den cloudbasierten Telefonieanbieter Sipgate mit 30 Mio. Euro Umsatz. Die 130 Mitarbeiter arbeiten eigenverantwortlich, ohne Titel und Hierarchien, suchen neue Kollegen selbst aus und machen keine Überstunden.

Als das Monopol der Deutschen Telekom 1998 fiel und Konkurrenten den Markt mit günstigen Telefontarifenstürmten, saßen Sie noch in BWL-Vorlesungen. Wie haben Sie da ein Geschäft gewittert?
Erst mal habe ich gezittert. Es war Winter, ich trug nur ein T-Shirt und wollte schnell über den Campus der Düsseldorfer Uni laufen. Da traf ich Thilo Salmon, meinen späteren Geschäftspartner. Der erzählte, dass er eine Datenbank für Telefontarife programmiert. Drei Stunden haben wir im Schnee gestanden und diskutiert, wie man das vermarkten kann.

Sie haben das Preisvergleichsportal billiger-telefonieren.de gestartet. War das so bahnbrechend?
Viele haben vergessen, wie radikal der Umbruch war. Ein Vier-Minuten-Gespräch in die USA kostete bei der Telekom 20 D-Mark, dann stürzte der Preis auf wenige Pfennige. Es gab komplizierte Billigangebote wie Call-by-Call und Preselection. Die Kunden hatten keinen Durchblick. Für uns entstand ein neuer Markt. Wir hatten im ersten Jahr zwei Millionen Anfragen pro Monat auf unserer Seite.

Damit kann man reich werden?
Das war zu Beginn des Internetbooms. Wir haben Werbeflächen auf unseren Websites angeboten und noch weitere Portale wie billiger-surfen.de und billiger-reisen.de gebaut. Das war ein solides Geschäft mit sechsstelligen Umsätzen im Monat. Wir haben uns ein Geschäftsführergehalt ausgezahlt, was super war – nachdem ich im Studium nur 400 D-Mark pro Monat hatte.

Der Spaß dauerte nur drei Jahre, dann platzte die Dotcom-Blase. Damit erodierte Ihr Geschäftsmodell?
Ja, die Werbeeinnahmen brachen weg, sodass wir mal den legendären Kontostand von 7 000 D-Mark hatten – bei sechsstelligen Kosten für 20 Mitarbeiter. Da mussten wir unser ganzes Erspartes investieren.

Wo kam dann die erste Million her?
Wir haben vor knapp zehn Jahren einige Spin-offs an Investoren verkauft. Daraus ist nach Abzug der Steuern noch ein siebenstelliger Betrag auf mein Konto geflossen.

Haben Sie das gefeiert?
Nein. Das war ein großer Schritt mit schwierigen, emotionalen Verhandlungen. Wir haben tagelang mit Anwälten in schlecht belüfteten Räumen gesessen. Als die Verträge unterschrieben waren, haben wir mit den Käufern am Frankfurter Hauptbahnhof ein Bier getrunken. Das war es.

Aber irgendwann haben Sie auch mal was Größeres angeschafft?
Ich habe die Wohnung, in der wir zur Miete wohnten, gekauft. Außerdem noch eine für meine Eltern. Die mussten aus ihrer alten raus, und wir brauchten sehr dringend eine Lösung, weil mein Vater schwer erkrankt war. Da habe ich gemerkt, wofür Geld wirklich gut ist.

Sie haben 2004 den Telefonieanbieter Sipgate gegründet. Warum pilgern so viele Dax-Vorstände zu Ihnen?
Die wollen wissen, warum hier so gute Stimmung herrscht und wir gute Ergebnisse erzielen. Sie können uns zwar nicht eins zu eins kopieren, aber sie können sehen, dass es sich lohnt, Arbeitsweisen zu verändern und seinen eigenen Weg zu gehen.

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