Shoppen wie ein Milliardär! Diesen Werbeslogan kennt spätestens seit der Fußballeuropameisterschaft fast jeder in Deutschland. Es ist das aggressive Verkaufsversprechen, mit dem die aus China stammende Verkaufsplattform Temu für sich wirbt. Gehandelt wird ein breites Sortiment von Thermohandschuhen über Bluetooth-Kopfhörer bis hin zu Gewächshäusern. „Man bekommt da alles, was man bei Otto auch bekommt, nur eben für Pfennigpreise“, sagt Capital-Redakteurin Hannah Schwär, die sich zusammen mit Marieke Einbrodt in einer ausführlichen Recherche mit Temu beschäftigt hat.
Temu hat nur drei Mitarbeiter
Doch was steht hinter dem Unternehmen, das es erst seit 2022 gibt und das trotzdem angeblich schon über 210 Millionen Nutzer in 80 Ländern hat? Die Journalistinnen stießen auf einen mysteriösen Anbieter, der offiziell nur drei Mitarbeiter hat und bei Beobachtern den Verdacht erweckt, bewusst Zollvorschriften zu umgehen. Zudem zeigten sie die Produkte Fachleuten der für Elektronikartikel zuständigen Bundesnetzagentur, die große Zweifel an der Qualität anmeldete. „Fast alles, was wir den Experten da vorgelegt haben, hatte irgendwelche Mängel“, sagt Schwär – ein Grund, weshalb Temu von Konkurrenten scharf kritisiert wird.
Ungewöhnlich ist auch der Weg, auf dem die Artikel zum Endkunden gelangen: Statt eigener Lager baut das Unternehmen eine direkte Verbindung zu den Produzenten in China auf, die ihre Waren per Luftfracht an den Verbraucher in Europa senden. „Man kann das mit Ebay vergleichen“, sagt Schwär. „Temu stellt wirklich nur die Plattform zur Verfügung. Und die Händler können diese Plattform im Anspruch nehmen, um die Kunden in Europa anzusprechen.“
Hören Sie in der neuen Folge von „Die Stunde Null“
- Was die Konkurrenten über Temu sagen
- Wie das Unternehmen auf Kritik reagiert
- Was Hütchenspiele mit Temu zu tun haben