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Kolumne Süßer die Glocken nie klingen – ein Hoch auf die Marktwirtschaft!

Symbolbild: Weihnachten
Symbolbild: Weihnachten
Unternehmer bewegen oft mehr als jede Bewegung. Oder anders gesagt: Willst du etwas Gutes tun, dann mach ein Business daraus, schreibt Capital-Kolumnist Lars Vollmer

» Many brilliant people believe that ideas move mountains. But bulldozers move mountains; ideas show where the bulldozers should go to work. « – Dieser Satz war die Idee des grandiosen Peter F. Drucker. Und diese Idee möchte ich Ihnen jetzt ans Herz legen: Business ist ein Bulldozer.

Wenn Sie etwas bewegen wollen, dann gründen Sie nicht eine Bewegung. Denn Bewegungen bewegen nichts. Sie bewegen vielleicht Menschen, zum Beispiel auf die Straße zum Demonstrieren. Aber sie bewegen nicht die Welt. Jedenfalls nicht langfristig.

Was langfristig bewegt, sind die Ideen von Unternehmern.

Wenn es den Weihnachtsmann gäbe, wäre er Unternehmer

Weihnachten ist eine Zeit der Besinnung. Auf die Nächstenliebe. Auf die Familie. Auf Ruhe und Langsamkeit. Ich genieße das. Weihnachten ist auch die Zeit, in der viele Menschen bereit sind, Gutes zu tun. Zum Beispiel zu spenden.

Und was alle Jahre wieder auch an Weihnachten passiert, ist, dass bei vielen Menschen die Besinnung und die Bereitschaft Gutes zu tun gerne in eine gewisse Konsumfeindlichkeit umschlägt. Wenn es somit heißt, dass wir uns zu Weihnachten auf die echten Werte besinnen sollten, bedeutet das in der Lesart vieler: Konsumverzicht. Das »wahre Weihnachten«, die »unverfälschte frohe Botschaft«, lautet »Liebe«, nicht »kaufen«.

Dem möchte ich entgegenhalten: Wenn es den Weihnachtsmann gäbe, wäre er aus lauter Liebe zu den Menschen Unternehmer. Denn der Weihnachtsmann will doch, davon gehe ich jedenfalls aus, Gutes tun. Freude schenken. Und dafür braucht es (großes Glockengeläut, Jingle Bells und Engelschöre): die Marktwirtschaft. Wie auch sonst?

Nur aus Lebendigem entsteht Gutes

Warum brauchen wir die Marktwirtschaft, um wirklich etwas in Bewegung zu setzen?

Nun. Wenn Sie jeden Tag etwas machen, um Aufmerksamkeit für Ihre gute Sache zu erregen, um sich in die Köpfe und Gespräche der Menschen einzubringen, um Resonanz zu erzeugen, dann bewirken Sie für den Moment etwas Gutes.

Für diesen Moment.

Aber sobald Sie damit aufhören, passiert gar nichts mehr. Eine Bewegung bewegt sich, aber nicht die Welt. So gesehen ist sie etwas Totes.

Aber ein Unternehmen ist etwas Lebendiges! Es will wachsen und gedeihen, es zieht weitere Menschen an, die daran mitwirken wollen. Und da es Produkte und Leistungen kreiert, die viele Menschen freiwillig erwerben und in ihren Alltag integrieren möchten, bewirkt es etwas außerhalb seiner selbst und hält sich dadurch gleichzeitig am Leben.

Was bewegen oder ins Transformationstheater?

Im Innern vieler Unternehmen dagegen erkenne ich ein Missverständnis: Da gibt es unter den Mitarbeitern großartige Menschen, die etwas bewegen wollen, die zum Beispiel die Arbeit menschlicher machen wollen. Sie bieten Anlässe, bei denen sich ein fantastischer Spirit aufbaut. Sie schaffen schöne Momente, erzeugen Raum für große Emotionen des Miteinanders. Da bilden sich bewegende Bewegungen, die aber sofort aufhören irgendetwas außerhalb von sich zu bewegen, sobald das Transformationstheater vorbei und der Vorhang geschlossen ist.

Schön, dabei gewesen zu sein! Was für ein wohliges Gefühl, wenn wir uns mal wieder treffen und diese emotionalen Momente erinnern. Gänsehaut! – Aber unterm Strich: verpufft, sobald der Alltag die Bühne wieder einnimmt.

Willst du Gutes tun, dann …

Viel erfolgsversprechender scheint mir, innerhalb des Unternehmens ein Business zu starten. Mit erfolgreichen Mitstreitern, mit Resultaten echter Arbeit, also mit Leistungen, für die es Kunden gibt, die dafür Geld bezahlen. Dann haben Sie plötzlich Argumente! Dann überzeugen Sie nicht durch Charisma und Choreographie, sondern durch Geschäfte, die in die Buchhaltung gehen. Außerhalb des Unternehmens bewirken Sie etwas, weil Ihr Produkt, Ihre Leistung fortexistiert und etwas im Leben von Menschen verändert.

Business bewegt die Menschen viel mehr als jede Bewegung. Oder andersrum gesagt: Willst du was Gutes tun, dann mach ein Business daraus!

Denn dann könnten Sie Menschen in Arbeit bringen und mit wertvollen Produkten Wertvolles bewirken. Dass Sie auch wirklich etwas bewirken, können Sie dann an der Wertschöpfung ablesen, die derzeit in der Einheit Euro bemessen wird. Und dann können, nein müssen Sie Steuern zahlen. Ja, die Unternehmenssteuern sind meiner Ansicht nach wirklich zu hoch, aber immerhin, wenn auch nicht freiwillig, geben Sie der Gesellschaft auf diese Weise etwas zurück. Davon können Kindergärten gebaut und Umweltschutzprojekte finanziert werden … insofern ist ein schlechtes Gewissen beim Erzielen von Profit heutzutage, rund 170 Jahre nach Erscheinen des kommunistischen Manifests von Marx und Engels, wirklich fehl am Platze.

Darauf einen Punsch

Kommunistisches Manifest? Marx und Engels? Klar, so dem einen oder anderen kommen bei dem Gesagten Bedenken, ja vielleicht ist der Vollmer ja sogar ein »Kapitalist« oder - noch viiiiel schlimmer - ein »Neoliberaler« … Puh. Darauf erst einmal einen Punsch. Oder einen Putsch? Einen Putsch gegen das uns gefangen nehmende Denken, dass Marktwirtschaft generell böse sei?

Nun will ich nicht gleich alle Begriffe in einen Glühweintopf schmeißen. Hier nur so viel: Ich bin nicht bereit, aus der Wirtschaft ein Reich des Bösen zu machen. Ich weiß, das mögen Leute mit einem antikapitalistischen Weltbild links und rechts entlang der Seitenlinie des politischen Spielfelds nicht gerne hören.Und ich gebe denen gerne proaktiv und gratis pfundweise Recht Ja, Ausbeutung, ja, immenser Reichtum, ja, Steuerhinterziehung, ja, Ungleichheit, ja, ja, ja … – Ja, selbstverständlich hat die Wirtschaft auch Schattenseiten. Und dennoch: Im Großen und Ganzen wirkt Business zum Wohle der Menschen. Die meisten Verbesserungen in Sachen Bildung, Gesundheit, Wohlstand, Umweltschutz, Ernährung oder Lebenserwartung gehen auf das Konto von Wirtschaftsunternehmen. Millionen Bulldozer sind unterwegs.

Auf der ganzen Welt und insbesondere in China haben Marktwirtschaft und Handel in den letzten beiden Jahrzehnten hunderte Millionen Menschen aus der absoluten Armut geholt. Etwas, das die vordergründig altruistische Entwicklungshilfe übrigens niemals geschafft hat. Diese setzt die Bulldozer nicht in Bewegung.

Darauf noch einen Punsch. Mit Schuss. Und noch einen besinnlichen Gedanken zur Weihnachtszeit: Ich sehe die Mechanismen des Marktes als Verbündete für die Freiheit an. Ja, in einer freiheitlichen Gesellschaft ist gruppenweise Sozialismus möglich. Während in einer sozialistischen Gesellschaft gruppenweise Freiheit unmöglich und verboten ist.

Lars Vollmer ist Unternehmer, Vortragsredner und Bestsellerautor. In seinem Buch »Der Führerfluch – Wie wir unseren fatalen Hang zum Autoritären überwinden« stellt er den Krisen in unserem Land Selbstorganisation und die Idee einer Verantwortung

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