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Kommentar Starthilfe für Elektroautos

Zwei Ländern ist es gelungen, die Energiewende auf den Straßen voranzutreiben. Mit massiven Subventionen und paradiesischen Sonderregeln. Von Nils Kreimeier
Tesla-Elektrosportwagen: Bewundert aber zumindest in Deutschland kaum verkauft
Tesla-Elektrosportwagen: Bewundert aber zumindest in Deutschland kaum verkauft
© Getty Images

Wenn es etwas gibt, worauf sich fast alle einigen können, dann ist es die Begeisterung für das Elektroauto. Die Technikfans lieben seine Effizienz, die Umweltfreunde sein sauberes Auftreten, und die Automobilfirmen freuen sich, dass sie ein Produkt in der Palette haben, für das sie nicht allseits beschimpft werden. Die ganz Kühnen träumen sogar davon, dass ein Netz von Straßenstromern als Minispeicher die Energiewende retten könnte. Einem solchen Erzeugnis wird, ja muss die Zukunft gehören.

Die Gegenwart allerdings nimmt sich im Vergleich dazu ernüchternd aus. Zwar steigen die Zahlen der verkauften Fahrzeuge, aber dieser Anstieg bewegt sich auf einem Niveau, das mit bloßem Auge kaum erkennbar ist. Der Anteil der neu zugelassenen Elektroautos am Gesamtmarkt lag in Europa im vergangenen Jahr bei 0,34 Prozent. In Deutschland, dem Land des Elektro-Smart, des E-up und des BMW i3 war der Wert noch geringer.

Das Elektroauto ist bisher nicht einmal ein Nischenprodukt, es ist ein Kuriosum.

Es gibt jedoch zwei Länder in Europa, in denen das anders ist, und die Gründe dafür sagen einiges darüber aus, wie sich ein Markt tatsächlich umwälzen lässt, wenn eine Regierung dies will. In Norwegen und in den Niederlanden wurden allein im Dezember 2013 über 1000 Elektroautos neu zugelassen, es sind die einzigen Länder Europas, in denen diese Marke übersprungen wurde. Vor allem die Skandinavier stoßen dabei in einen wirtschaftlich relevanten Bereich vor: Die Verkäufe im Gesamtjahr 2013 erreichten 5,5 Prozent des Gesamtmarktes. In den Niederlanden sind es immerhin 1,3 Prozent.

Massive Steuererleichterungen

Doch was haben die Norweger für einen solchen Rekordwert getan? Sie subventionieren, was das Zeug hält. "Der Kauf eines Elektroautos rechnet sich innerhalb der ersten fünf Jahre einfach noch nicht", sagt Ole Henrik Hannisdahl von Oslo Gronn Bil ("Grünes Auto"), einer Lobbyorganisation der norwegischen Energiebranche. "Deswegen macht die norwegische Regierung das elektrische Fahren billiger."

Die Stromer sind von der gewaltigen Mehrwertsteuer von 25 Prozent ausgenommen. Ihre Fahrer müssen keine Maut auf gebührenpflichtigen Straßen bezahlen. Sie dürfen in den Städten umsonst parken und die Busspuren nutzen. Und der Staat tut sogar noch mehr: Über das Land verteilt sind fast 5000 Ladesäulen aufgestellt worden, die sich mit dem Autoschlüssel der E-Vehikel öffnen lassen. "Man kann nicht einfach darauf warten, dass die Ladeinfrastruktur entsteht", sagt Hannisdahl. "Man muss sie vorbeugend bereitstellen."

Für Norwegen, das fast 100 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Energien und das meiste davon aus der im Überfluss vorhandenen Wasserkraft bezieht, ist es strategisch sinnvoll, einen Umstieg auf Elektrofahrzeuge mit staatlichen Mitteln voranzutreiben. Das heimische Öl wird ohnehin noch lange nachgefragt, und wenn es einst versiegen sollte, hätte man sich schon einen alternativen Markt geschaffen. Ob sich ein solches Modell allerdings auf ein Land wie Deutschland übertragen lässt, ist äußerst fraglich. Das Land steckt ohnehin in einer komplizierten Energiewende, so dass kaum vorstellbar ist, was passieren würde, wenn gleichzeitig auch der Automarkt mit neuen Anreizen umgekrempelt würde.

Das Signal aber ist klar: Wer will, kann den Anteil der Elektroautos schnell in die Höhe treiben. In Norwegen gelang ein Schub um fast drei Prozentpunkte innerhalb fast eines Jahres. Doch es gilt auch der umgekehrte Effekt: In den Niederlanden liefen die Steuervergünstigungen für Stromer Ende 2013 aus. Ihr Anteil an den Neuzulassungen stürzte im Januar ab.

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