In der Corona-Pandemie droht eine weltweite Schuldenkrise. Staaten leihen sich auch im Ausland Geld, um die Folgen abzumildern. Aber wer Geld leiht, macht sich abhängig. Nicht immer werden Verbindlichkeiten nur in Form von Zinsen eingefordert. Die Beziehungen der USA zu China sind auch deshalb so kompliziert, weil die Volksrepublik lange Zeit der größte Gläubiger der Vereinigten Staaten war. Im Juni 2019 übernahm Japan knapp mit 1,122 Billionen US-Dollar diesen Titel. Fast ein Drittel der gesamten US-Auslandsschulden (6,636 Billionen Dollar) entfielen damit auf Japan und China (1,112 Billionen Dollar). Das drittplatzierte Vereinigte Königreich kam nur auf 341 Milliarden Dollar.
Fast fünf Billionen Euro Auslandsschulden
Deutschland ist nicht ganz so abhängig von einzelnen Gläubigern. Aber auch hier ist die Liste überschaubar. 2019 konzentrierten sich rund zwei Drittel der deutschen Bruttoauslandsschulden in zehn Ländern. Das geht aus der Jahresstatistik der Deutschen Bundesbank hervor. Die beiden Spitzenreiter kamen zusammen auf ein Viertel aller deutschen Schuldtitel, die im Ausland gehalten werden. Ihr Gesamtvolumen lag 2019 bei 4,974 Billionen Euro. Das waren 107 Millionen Euro mehr als im Vorjahr.
In Relation zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) war die Auslandsverschuldung allerdings rückläufig. Sie sank von 146 auf 145 Prozent des BIP. Der Höchststand seit der Jahrtausendwende war 2012 mit 166 Prozent des BIP erreicht worden. Die deutschen Auslandsschulden sind seit 1990 nahezu kontinuierlich gestiegen. Im Jahr der Wiedervereinigung hatten sie bei rund zwei Billionen Euro und etwa 93 Prozent des BIP gelegen.
Deutschland leiht Geld im Ausland
Die Auslandsschulden sind nicht zu verwechseln mit den deutschen Staatsschulden (die beliefen sich 2019 auf 2,05 Billionen Euro). Die Auslandsverschuldung umfasst die finanziellen Verbindlichkeiten von Inländern gegenüber Ausländern mit festen Zins- und/oder Tilgungsterminen. „Hierzu zählen beispielsweise Schuldverschreibungen, Kredite und Einlagen. Außen vor bleiben hingegen finanzielle Ansprüche ohne Rückzahlungsverpflichtung wie beispielsweise Aktien, Direktinvestitionen und Grundbesitz“, definiert die Bundesbank den Begriff. „Der Fokus auf die Auslandsschulden mit festen Zahlungsverpflichtungen erlaubt einen Blick auf mögliche Liquiditäts- oder Solvenzrisiken eines Landes.“
Fünf Wirtschaftssektoren bilden die deutsche Auslandsverschuldung:
- Staat
- Bundesbank
- Monetäre Finanzinstitute (MFIs ohne Bundesbank)
- Finanzielle Kapitalgesellschaften ohne MFIs
- Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften, private Haushalte und private Organisationen ohne Erwerbszweck
Auslandsschulden werden mit den Marktpreisen und Wechselkursen zum jeweiligen Stichtag bewertet. Bei der Bundesbank ist dies der 31. Dezember.
Dies sind Deutschlands größte Gläubiger im Ausland.
Bei diesen Ländern hat Deutschland die meisten Schulden
2019 entfielen zwei Prozent der deutschen Auslandsschulden auf Belgien. Das Land kam mit 111 Milliarden Euro laut der Deutschen Bundesbank auf Platz zehn der größten Gläubiger im Ausland. 2018 hatten sich die Schulden in Belgien noch auf 122 Milliarden Euro summiert.
Italien war 2019 der neuntgrößte Gläubiger Deutschlands weltweit. Die Auslandsschulden von Staat, Bundesbank, Finanzinstituten, Kapitalgesellschaften und privaten Haushalten beliefen sich auf 134 Milliarden Euro (2018: 128 Milliarden Euro). Das entsprach drei Prozent der gesamten Auslandsschulden.
Japan war 2019 der größte Gläubiger der USA. Bei Deutschland belegt die asiatische Wirtschaftsnation nur Platz acht. 173 Milliarden Euro entsprachen laut Bundesbank drei Prozent der Auslandsschulden. Die Summe stieg leicht von 159 Milliarden Euro im Jahr zuvor.
Das kleine Irland ist einer der größten Gläubiger Deutschlands. Und die Verbindlichkeiten sind deutlich gestiegen. Sie erhöhten sich binnen eines Jahres zum Stichtag 31. Dezember 2019 von 183 auf 212 Milliarden Euro. Das entsprach vier Prozent der deutschen Auslandsschulden.
Staat, Finanzinstitute und Haushalte waren 2019 mit 210 Milliarden Euro bei Schweizer Gläubigern verschuldet. Damit entfielen vier Prozent der gesamten Bruttoschulden auf dieses Land im innereuropäischen EU-Ausland. Die Bruttoauslandsschulden verharrten auf dem Stand von 2018 (211 Milliarden Euro).
Auf der Liste der größten Gläubiger der USA rangiert Deutschland unter ferner liefen. Die Bundesrepublik kam im Dezember 2019 mit gerade mal 78,3 Milliarden Dollar auf Platz 20, hinter Norwegen und vor Bermuda. Umgekehrt sind die USA hingegen einer der größten Gläubiger Deutschlands. 354 Milliarden Euro oder sieben Prozent der Auslandsschulden entfielen Ende 2019 auf die Vereinigten Staaten. Sie belegten wie 2018 den vierten Platz.
Das Vereinigte Königreich leiht Deutschland sehr viel mehr Geld als den USA. Es belegt zwar in beiden Länderstatistiken den dritten Platz. Ende 2019 hatten sich US-Schuldner aber lediglich 332 Milliarden Dollar bei britischen Gläubigern besorgt. Der Wert für Deutschland lag hingegen bei 519 Milliarden Euro. Das waren zehn Prozent der gesamten Auslandsschulden der Bundesrepublik. Allerdings büßte das Vereinigte Königreich einen Platz ein. 2018 hatten sich die deutschen Verbindlichkeiten noch auf 556 Milliarden Euro summiert. Großbritannien sorgte damit neben dem neuen Zweitplatzierten für die einzige Veränderung in den Top 10 der größten deutschen Auslandsgläubiger.
Luxemburg hat das Vereinigte Königreich als der zweitgrößte Gläubiger Deutschlands im Ausland abgelöst. Das Großherzogtum stieg dank 582 Milliarden Euro (zwölf Prozent) um einen Platz. 2018 hatten die deutschen Auslandsschulden in Luxemburg noch bei 547 Milliarden Euro gelegen. Die Bundesrepublik macht den Großteil ihrer Schulden in Europa. Die damals 28 EU-Mitgliedsstaaten kamen Ende 2019 auf 71 Prozent oder 3,533 Billionen Euro der deutschen Auslandsschulden. Bei 55 Prozent der Verbindlichkeiten konnten sich die Statistiker die Währungsumrechnung sparen. 2,749 Billionen Euro verblieben 2019 im Euro-Raum.
Die Niederlande sind mit Abstand der größte Gläubiger der Bundesrepublik im Ausland. Die deutschen Schulden stiegen Ende 2019 von 654 auf 666 Milliarden Euro. Das entsprach laut der Bundesbank 13 Prozent der gesamten Auslandsschulden. Unsere Nachbarn Dänemark (113 Milliarden Euro) und Österreich (99 Milliarden Euro) belegten die Plätze elf und zwölf.
Der Vergleich mit den Auslandsgläubigern der USA zeigt: Viele der Top-Geldgeber sind dieselben. Das galt Ende 2019 für Japan, das Vereinigte Königreich, Irland, Luxemburg, die Schweiz und Belgien. Vier der größten Gläubiger der USA fehlten allerdings in den deutschen Top 10. Das waren Hongkong, die Cayman Islands, Brasilien und vor allem China.