Das eigentliche Geschäftsmodell von Gamestop ist einfach erklärt: In kultigen Filialen auf der ganzen Welt verkauft der Händler Videospiele. Doch das Kerngeschäft lief in den vergangenenn Jahren zusehends schlecht. Während die Konkurrenz ins Internet abwanderte und viele Videospielehersteller ihre Produkte dort direkt an ihre Kunden verkaufen – nur noch 28 Prozent der Games werden als CD gekauft –, hatte Gamestop den Strukturwandel verschlafen. Für das Schlussquartal des jüngst beendeten Geschäftsjahres überraschte Gamestop zwar mit einem Gewinn von 48,2 Mio. Dollar, doch diese Entwicklung scheint alles andere als nachhaltig zu sein.
Rückblick: 2021 wetteten US-amerikanische Hedgefonds auf den Fall der Gamestop-Aktie und spekulierten gegen das Unternehmen. Daraufhin schlossen sich Kleinaktionäre im Internet zusammen, kauften massenhaft Gamestop-Aktien und drückten den Kurs dermaßen nach oben, dass die Investoren ihre Wette verloren.
Doch der Hype hielt nicht an, die Aktie verlor wieder an Wert. Doch der kurzzeitige Aufschwung schien dennoch etwas in dem totgesagten Unternehmen wiederbelebt zu haben. Im selben Jahr übernahm Jung-Investor Ryan Cohen das Ruder im Unternehmen. Er wollte Gamestop und seine 4400 Filialen wieder aufzupäppeln.
Sein damaliger Plan: GameStop müsse auf E-Commerce setzen, um nicht das Schicksal anderer Einzelhändler zu erleiden. App und Internetauftritt wurden modernisiert, eine neue Lagerhalle in Pennsylvania und eine Kundendienststelle in Florida eröffnet. Das Ziel war klar: dem kränkelnden Einzelhandel den Rücken zu kehren und besser spät als nie ins Online-Geschäft einzusteigen. Mitarbeiter wurden eingestellt, Millionen Dollar investiert.
Sogar Amazon-Manager heuerten an
Gamestop konnte alte Schulden mit Gewinnen aus der Aktien-Kurs-Explosion 2021 zurückzahlen und die Lieferzeiten von Bestellungen verkürzen. Kurze Zeit sah es wirklich so aus, als könne sich der Einzelhändler zu einem großen Onlineplayer transformieren. Sogar Ex-Manager von Amazon konnte das Unternehmen für sich gewinnen.
Um mehr Verbraucher anzusprechen, verkaufte das Unternehmen auch neue Produkte, vor allem Spielzeug und Fernseher. Doch ausgerechnet hierbei verhob sich die Firma: Gamestop hatte Probleme mit unzuverlässigen Lieferketten, steigenden Warenbeständen in den Lagern und dem zu späten Einstieg in den Online-Handel: Die Konkurrenz war viel weiter und Games-Hersteller hatten zudem erkannt, dass sie sich den Umweg über die Einzelhändler sparen können – Playstation, Nintendo und X-Box-Spiele lassen sich mittlerweile einfach herunterladen und so auch Upgrades einfacher installieren. Die neuen Produkte, mit denen Gamestop diese neu entstandenen Lücken füllen wollte, floppten.
Eines der neuen Produkte, das besonders schlecht bei den Kunden ankam, waren Fernseher. Das Unternehmen meldete im März 2022 seinen ersten Verlust für ein viertes Quartal. Nach Angaben des „Wall Street Journal“ musste Gamestop am Ende viele der Fernseher an Wohltätigkeitsorganisationen spenden.
Dann kamen der Kahlschlag und ein harter Sparkurs, die die Gewinne erst möglich machen sollten: Ende August 2022 fokussierte sich Gamestop wieder auf seine Einzelhandelswurzeln und entließ hunderte Mitarbeiter, kündigte Managern und schloss mehrere E-Commerce-Center. Die eigentlich als veraltet bewerteten Filialen bezeichnete Gamestop zudem wieder als Kern seiner Marke. Die Standorte in Einkaufszentren und Fußgängerzonen sollen jetzt als Mini-Versand-Center das Online-Geschäft unterstützen.
Und so gab Gamestop im letzten Jahr schließlich bekannt, dass das Unternehmen seine Ausgaben um über 100 Mio. US-Dollar senken konnte. So einfach lässt sich der überraschende Gewinn des Schlussquartals vom Geschäftsjahr 2023 über 48,2 Mio. Dollar erklären.
Durchs Sparen Gewinne machen und den Aktienkurs befeuern sei nun die Strategie, so Vorstandschef Matt Furlong zu den Gewinnen – weitere Entlassungen seien zudem möglich. Auch in Deutschland sollen Filialen schließen. Den Anlegern ist dieser zweifelhafte Kurs offenbar egal: Sie investieren wieder in das Unternehmen.