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Truth Social Diese Shortseller sollen hinter dem Angriff auf die Trump-Aktie stecken

Donald Trumps Truth-Social-Aktie soll wegen gezielten Shortwetten abgestürzt sein
Donald Trumps Truth-Social-Aktie soll wegen gezielten Shortwetten abgestürzt sein
© dpa/MAXPPP | Vincent Voegtlin / Picture Alliance
Der US-Wahlkampf findet in diesem Jahr auch an der Börse statt. Die Aktie von Trumps Medienfirma ist auf Achterbahn-Fahrt. Das Unternehmen stoppt nun besonders aggressive Investoren, die auf einen Kursverfall spekulieren

„Weil es um Trump geht, spielt die Aktie verrückt.“ Dieser Satz stammt von US-Investor Matthew Tuttle und er erklärt, was derzeit nicht nur die Wall Street, sondern auch das Wahlkampfteam des US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump in Atem hält: Der Kurs von Trump Media, das vor rund einem Monat an die Börse gegangen ist, schlingert dermaßen stark, dass es fast schon normal ist, wenn Trump an einem Tag Milliarden verliert, nur um sie am nächsten Tag wieder zu gewinnen.

Viele Fans mit großem und kleinem Geldbeutel investieren. Und Gegner des umstrittenen Ex-Präsidenten setzen offenbar auf den Kursverfall der Aktie. Und das laut Trump Media nicht nur mit lauteren Methoden.  

Devin Nunes, Vorstandschef von Trump Media und ehemaliger Kongressabgeordneter der Republikaner, reichte bei der US-Börsenaufsicht SEC Ende vergangener Woche Beschwerde ein. Der Vorwurf lautet Marktmanipulation mit sogenannten ungedeckten Leerverkäufen.  

Illegale Shortwetten

Zur Erinnerung: Investoren setzen üblicherweise auf den Kursverfall eines Unternehmens, indem sie Aktien gegen eine Gebühr von einem Aktienbesitzer, etwa einem Fonds, ausleihen. Die geliehenen Aktien verkaufen sie, allerdings in einem sogenannten Leerverkauf, bei dem die geliehenen Aktien als Deckung dienen. Vor dem Rückgabetermin kaufen sie die Aktien zurück. Ist der Preis bis dahin gefallen, machen sie Gewinn. Wenn sie Leerverkäufe tätigen, ohne sich vorher Aktien geliehen zu haben, spricht man von einem ungedeckten Leerverkauf. In den USA sind sie verboten.

Laut Nunes Brief an die SEC war die Leihgebühr der Trump-Media-Aktien Anfang April höher als bei allen anderen US-Aktien. Das liegt daran, dass es nur wenige gibt. 40 Millionen Aktien hat Trump in den Handel gegeben, 136 Millionen liegen noch bei ihm und weiteren Anteilseignern. Hohe Gebühren schmälern den zu erwarteten Gewinn. Und das Interesse, die Aktie zu shorten, ist enorm. Die Quote beträgt knapp 15 Prozent. Zum Vergleich: Bei der Apple-Aktie liegt sie bei 0,75 Prozent.  

Das hat zum einen mit dem Wahlkampf zu tun – Trump-Gegner unternehmen auch in den sozialen Medien alles, um die Aktie zu schwächen. Während sie jeden Kurseinbruch auf Twitter unter dem Hashtag $DJT feiern, klingeln die Befürworter zum Kauf. Mit Erfolg, teilweise war das Interesse so stark, dass es keine Aktien zu kaufen gab. DJT ist das Börsenkürzel der Aktie.

Zum anderen ist die Aktie rein fundamental ein Kandidat, der fast zum Short einlädt. Trump Media verlor im vergangenen Jahr 58 Mio. Dollar und erwirtschaftete nur 4,1 Mio. Dollar. Dennoch wurde das Unternehmen am ersten Handelstag mit 11 Mrd. Dollar bewertet. Wer nur auf die Zahlen schaut und den Wahlkampf ausklammert, sieht: Diese Aktie ist aus wirtschaftlicher Sicht viel zu hoch bewertet.

Hedgefonds Citadel wehrt sich: „Loser“ 

Nunes hat nur Hinweise, aber keine Beweise für die ungedeckten Leerverkäufe. Aber der Trump-Mann scheut sich nicht, Namen zu nennen. „Die uns zur Verfügung gestellten Daten zeigen, dass nur vier Marktteilnehmer für mehr als 60 Prozent des außergewöhnlichen Handelsvolumens von DJT-Aktien verantwortlich waren: Citadel Securities, VIRTU Americas, G1 Execution Services und Jane Street Capital“, schreibt er an die SEC.  

Citadel, ein Hedgefonds mit Sitz in Miami, hat die Vorwürfe mit scharfen Worten zurückgewiesen. „Nunes ist ein sprichwörtlicher Loser, der versucht, ungedeckte Short-Wetten für seinen fallenden Aktienkurs verantwortlich zu machen“, sagte ein Sprecher beim US-Börsensender CNBC. 

Tatsächlich ist der in den USA bekannte Citadel-Chef Ken Griffin – laut Forbes auf der Liste der reichsten Menschen der Welt auf Platz 42 und einer der größten Wahlkampfspender – ebenfalls Republikaner und galt als moderater Unterstützer Trumps. Allerdings dürfte sich das 2020 geändert haben. Damals warf Trump Griffin öffentlich vor, ein Teil seines Geldes vor den US-Behörden zu verstecken.  

Citadel verdient sein Geld mit Long- und Short-Investitionen. Mit einem verwalteten Vermögen von 54 Mrd. Dollar zählt der Hedgefonds zu den größten seiner Art. Im schwierigen Börsenjahr 2022 machte das Unternehmen einen Rekordgewinn. Auch deshalb gilt Griffin als Börsenlegende.

Die drei anderen genannten Unternehmen sind sogenannte „Market Maker“, die im Auftrag ihrer Kunden etwa große Tranchen Aktien auf den Markt bringen oder andere schwierige Transaktionen abwickeln. Wer sie beauftragt hat, weiß Nunes offenbar auch nicht.  

Der Brief, den Nunes am 18. April an die SEC geschickt hatte, verfehlte seine Wirkung nicht. Seither hat die Aktien knapp 41 Prozent zugelegt. Seit Börsengang hatte sie ihren Wert bis dahin halbiert. Keinesfalls sicher ist, dass die Erholung dauerhaft bleibt. Unter Experten gilt die Aktie von Trump Media deshalb bereits als Meme-Aktie, als Schein-Aktie wie Gamestop. Der Kurs des Videospiele-Verleihers war Ende 2020 von Nutzern der US-Plattform Reddit hochgetrieben worden – um dann fulminant abzustürzen.

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