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Neuer BSW-Schatzmeister Der Millionär hinter Sahra Wagenknecht: Wer ist Ralph Suikat?

Ralph Suikat am Montag in der Berliner Bundespressekonferenz
Ralph Suikat am Montag in der Berliner Bundespressekonferenz
© picture alliance / photothek | Florian Gaertner
Sahra Wagenknecht gründet eine neue Partei – und holt sich dazu mit Ralph Suikat ausgerechnet einen Millionär in ihr Kernteam. Was führt den Unternehmer zur Linken-Politikerin?

Sein Debüt auf dem politischen Parkett Berlins eröffnet Ralph Suikat mit einem dänischen Sprichwort: „Der größte Schritt ist der durch die Tür.“ Es soll ein Bild für den Neustart sein, den er zusammen mit der Noch-Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht und ihrem Zirkel aus Vertrauten und Parteifreunden plant. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), wie die Gruppe sich nennt, strebt die Gründung einer neuen Partei an. Sie soll einen Gegenentwurf zur gescheiterten Linkspartei darstellen, sagte die bisherige Fraktionsvorsitzende Amira Mohamed Ali auf einer Pressekonferenz am Montag. Suikat, 58-jähriger IT-Unternehmer aus Karlsruhe, wird im Bündnis die Rolle des Schatzmeisters übernehmen.

Neben Mohamed Ali und den weiteren bisherigen Linken-Mitgliedern Christian Leye und Lukas Schön, die sich auf dem Podium der Bundespressekonferenz versammelten, dürfte die Personalie des milionenschweren Unternehmers für die größte Überraschung sorgen. Bislang war Suikat medial vor allem für seine Initiativen Taxmenow und Fairantwortung aufgefallen, mit denen er für ein gerechteres Steuersystem und mehr Umverteilung kämpft.

Suikats Unternehmerlaufbahn begann Mitte der 1990er-Jahre, als er zusammen mit einem Partner die IT-Firma STP gründete. Das in Karlsruhe ansässige Unternehmen spezialisierte sich auf sogenanntes Legal Tech, also Software für Kanzleien und Verfahrensmanagement. 23 Jahre lang leitete Suikat das Unternehmen, bis er seine Anteile 2016 verkaufte – und auf einen Schlag zum Millionär wurde.

Wiedereinführung der Vermögenssteuer gefordert

Mit dem Wohlstand begann Suikat sich über seine eigenen Privilegien Gedanken zu machen. Darauf, dass er nach einem Geschäftserfolg einmal zwei Porsche Cayenne Turbo geleast hatte, sei er heute nicht mehr stolz, verriet er vor einigen Jahren im Interview mit Capital. Heute prangert Suikat die wachsende Ungleichverteilung deutscher Vermögen an – und fordert nicht nur die Wiedereinführung der Vermögenssteuer, sondern auch höhere Erbschafts- und Kapitalertragssteuern. Es sei ungerecht, dass hart arbeitende Menschen prozentual weniger Steuern zahlent als jene, die ihr Kapital für sich arbeiten lassen.

Suikat glaubt an das Leistungsprinzip, er hat den Aufstieg aus eigener Kraft geschafft: Sein Vater war Beamter, die Mutter verdiente noch etwas dazu. „Wir sind gut über die Runden gekommen“, erinnert er sich. „Ein Urlaub auf dem Campingplatz in Kroatien war auch drin.“

Privat hat Suikat der Tod seiner Frau Alexa geprägt, die 2019 nach schwerer Krankheit mit nur 47 Jahren verstarb. Mit der gemeinnützigen Alexa Suikat Kinderstiftung setzte er ihr später ein Andenken. Die Stiftung setzt sich für die Chancengleichheit von Kindern ein, speziell im lateinamerikanischen Raum.

Bei Suikats unternehmerischer Tätigkeit spielt soziale Verantwortung ebenfalls seit langem eine Rolle. Eines seiner Leitbilder dabei ist der US-amerikanische Selbsthilfe-Autor Stephen Covey. Der Name der Vermögensverwaltung 4L Vision, die Suikat 2012 gründete, leitet sich von den vier Grundbedürfnissen der Menschen nach Covey ab: „Live, love, learn and leave a legacy“ (zu Deutsch: Leben, lieben, lernen und ein Vermächtnis hinterlassen). Mit 4L praktiziert Suikat sogenanntes Impact Investing und hat sich etwa an der veganen Supermarktkette Veganz oder dem Elektro-Ladesäulen-Hersteller Numbat beteiligt.

Fundraising als wichtigste Aufgabe

Über die aktuelle Wirtschafts- und Sozialpolitik mache er sich ernsthafte Sorgen, erklärte Suikat am Montag: „Leider gibt es aus der Ampel sehr wenige Impulse für Menschen, die am wirtschaftlichen Ende unserer Gesellschaft stehen.“ Daher habe er sich bei Wagenknecht gemeldet und angeboten, sie mit seinem Know-how als „Unternehmer und Mentor von Start-ups“ zu unterstützen. Mit dem neuen Parteiprojekt könne wieder Vernunft in die Politik einziehen, so Suikat.

Lange war ungewiss, ob und wann Sahrah Wagenknecht die Idee einer eigenen Partei tatsächlich umsetzen würde. Mit der Bündnisgründung wird dafür nun der Grundstein gelegt. Ab Januar 2024 soll die neue Partei stehen. Bis dahin muss die BSW-Gruppe genügend Spendengelder zur Finanzierung einsammeln. Das wird eine der zentralen Aufgaben von Suikat als Schatzmeister sein. Spenden seien gerade jetzt in der Anfangsphase ein ganz zentraler Erfolgsfaktor für die politische Arbeit des Bündnisses, sagt Suikat und verweist dazu auf die Website der Initiative.

Auf Nachfrage gab Suikat bereits einen Ausblick darauf, wie er sich die Politik der neuen Partei vorstelle: Die Mittelschicht wolle er schützen, dazu faire Wettbewerbsbedingungen gegenüber Großkonzernen schaffen, etwa über entsprechende Steuerfreibeträge und die Reduzierung von Steuersparmodellen.

Wie Suikat den Wechsel aus der Privatwirtschaft ins raue politische Tagesgeschäft meistern will, muss er jetzt unter Beweis stellen. Medial dürfte sich seine Personalie aber bereits für Wagenknecht und ihre Parteiavancen ausgezahlt haben.

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