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Crashkurs Ost- und Westdeutschland: Vier Bücher über ein schwieriges Verhältnis

Wartehäuschen auf freiem Feld mit einem Wahlplakat von Ministerpräsident Dietmar Woidke, SPD
Wahlplakat von Ministerpräsident Dietmar Woidke: In Brandenburg wird am kommenden Sonntag ein neuer Landtag gewählt 
© Arnulf Hettrich/imageBROKER / Picture Alliance
Brandenburg wählt am kommenden Sonntag, Thüringen und Sachsen haben schon gewählt, und der Osten steht unter Beobachtung. Vier Bücher, die sich mit der komplizierten Beziehung von Ost- und Westdeutschen beschäftigen

Steffen Mau, Ungleich vereint

Der Osten ist anders und wird anders bleiben, meint der Soziologe Mau, der selbst in der DDR aufgewachsen ist. Er macht das fest an Sozialstruktur, Demografie und politischer Kultur. Das müsse nicht schlimm sein – auch Italien und Frankreich leben mit großen regionalen Unterschieden. Problematisch sei es jedoch, wenn dies Ergebnis von Wiedervereinigungsfrust sei. Während die Demokratie im Westen ein erfolgreiches Modell war, erlebten 80 Prozent aller ostdeutschen Familien von 1990 bis 1994 Langzeitarbeitslosigkeit. Diese „Zurückweisungen“ verfolgten viele bis heute. 

Crashkurs: Ost- und Westdeutschland: Vier Bücher über ein schwieriges Verhältnis

Maxim Leo, Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße

Als Junge stand der Autor oft am Bahnhof Friedrichstraße, wo er die S-Bahnen auf dem Weg in den Westen beobachtete. Mit 19 Jahren erlebte er den Mauerfall. In seinem Roman thematisiert er das verzerrte DDR-Bild im Westen. Protagonist Michael Hartung, einst Stellwerksmeister, wird von einem Journalisten besucht, der über eine angebliche Massenflucht aus der DDR recherchiert. Nach anfänglichem Zögern bestätigt Hartung die Geschichte und wird zum Medienhelden. Die Erzählung entlarvt auf vergnügliche Weise West-Vorurteile.

Crashkurs: Ost- und Westdeutschland: Vier Bücher über ein schwieriges Verhältnis

Ursula Weidenfeld, Das doppelte Deutschland

Westdeutschland erwischte die bessere wirtschaftliche Ausgangssituation, erhielt das effizientere politische System, eine stabile Währung und erlitt kaum Demontagen durch die Siegermächte. Ostdeutschland hingegen war Verlierer in der Systemkonkurrenz zwischen Ost und West. Die Journalistin hat keine fertigen Antworten, sondern Fragen. Warum sind sich viele Ost-und Westdeutsche 35 Jahre nach der Vereinigung fremd? Wo ist der Kitt? Sie sucht Gemeinsamkeiten, geteilte Erinnerungen und erzählt die Geschichte der DDR von vorne. Sehr lesenswert. 

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Katja Hoyer, Diesseits der Mauer

Die in Guben geborene Historikerin Hoyer, die in London lebt, verzichtet auf gängige DDR-Klischees aus dem Kalten Krieg und präsentiert ihre eigene Sicht auf das verschwundene Land. Sie beschreibt die Alltagsfreuden normaler Menschen und enthüllt eine reiche politische, soziale und kulturelle Landschaft, die trotz aller Unterdrückung und Entbehrungen existierte. Es ist kein verklärendes Buch, sondern ein Stück Zeitgeschichte, gestützt auf viele unveröffentlichte Interviews und Dokumente. Ein fundiertes Werk, das neue Einsichten in die Geschichte der DDR bietet. 

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