Der blaue Himmel über Paris sollte eigentlich die perfekte Kulisse für Volocopters Image-Kur liefern. Dort, wo Spitzenathleten aus aller Welt in diesen Tagen Olympia-Rekorde aufstellen, wollte die angeschlagene Flugtaxi-Firma aus dem badischen Bruchsal ihre eigene Weltpremiere feiern: mit der Beförderung von Passagieren in ihrer Riesendrohne Volocity.
Die Vision für den Olympia-Shuttleverkehr schlug Volocopter allerdings schon vor einigen Monaten in den Wind. Als Plan B kündigte das Unternehmen einen Schauflug über der Seine an.
Wenige Stunden vor dem Start am Donnerstag dann große Verwirrung: Erst soll das Flugtaxi abheben, dann doch nicht, berichteten verschiedene Nachrichtenagenturen. Um kurz nach 11 Uhr startete ein Fluggerät von Volocopter dann zwar tatsächlich in die Lüfte – allerdings an einem anderen Ort und mit deutlich älterer Technik.
Kompromiss-Flug mit alter Drohne am Stadtrand
Statt dem geplanten Start in der Seine von einem schwimmenden Vertiport – so nennt Volocopter seine Start- und Landeplätze – musste die Firma auf einen Flugplatz am Stadtrand ausweichen, in Saint-Cyr-l'Ecole, rund 25 Kilometer vom Pariser Stadtzentrum entfernt.
Ein Video der regionalen Agentur für Wirtschaftsförderung CEEVO zeigt den gut zweiminütigen Flug: Ein Pilot steuert das Flugtaxi senkrecht in den Himmel, dreht dann eine Runde über die Felder, mit Blick auf Schnellstraßen und Wälder statt auf Eiffelturm und Seine.
Anstelle des neuen Volocity kam zudem nur das gut zehn Jahre alte Vorgängermodell 2X zum Einsatz, das 2021 und 2023 schon einmal eine Runde über einen Flugplatz im Norden von Paris gedreht hatte.
Vertiport eingeweiht
Volocopter versuchte den Schauflug dennoch als Erfolg zu verkaufen: „Der heutige Flug in Saint-Cyr-l'École ist ein wichtiger Meilenstein und wir sind stolz, diesen mit unseren Partnern zu begehen“, teilte CEO Dirk Hoke in einer Pressemitteilung mit.
Mit dem Start in Saint-Cyr-l'Ecole habe Volocopter am Donnerstag einen von mehreren geplanten Vertiports in der Metropolregion Paris eingeweiht. Den schwimmenden Vertiport auf der Seine wolle man noch in diesem Jahr in Betrieb nehmen, so Hoke. Darüber hinaus konzentriere man sich auf die Musterzulassung des Volocity.
Probleme mit Genehmigungen
Volocopter und das Betreiberunternehmen der Pariser Flughäfen (ADP) hatten zuvor dafür geworben, die Flugtaxis zum Start der Olympischen Spiele erstmals unter realen Bedingungen im Statdverkehr zu testen.
Ursprünglich wollten sie einen regelmäßigen Passagiertransport zwischen Saint-Cyr-l’École und zwei näher am Pariser Zentrum liegenden Vertiports starten, dazu ein Shuttle zwischen den Flughäfen Charles de Gaulle und Le Bourget.
Die Pläne waren jedoch an einer Reihe von ausstehenden Genehmigungen und Zertifizierungen sowie Verzögerungen am Bau gescheitert. Vom einstigen Prestigeprojekt, mit dem sich das Unternehmen als ernstzunehmender Verkehrsbetrieb präsentieren wollte, blieb nur ein gesichtswahrender Testflug.