Wer das Northvolt-Werk in Skellefteå erkunden möchte, tut gut daran, ein Auto dabeizuhaben. Dreimal so groß wie das Pentagon ist das Gelände, auf dem seit 2022 Batteriezellen für Elektrofahrzeuge produziert werden. In Nordschweden, rund 200 Kilometer südlich des Polarkreises, will Europas größtes Start-up beweisen, dass die Mobilitätswende nicht nur die Emissionen beim Fahren reduziert, sondern dass auch die Stromspeicher der E-Mobile selbst klimaneutral produziert werden können – mit Strom aus erneuerbaren Quellen: Keine 500 Meter vom Gelände entfernt fließt der Skellefte älv, an dessen Lauf mit Wasserkraftwerken schon lange emissionsfrei Energie erzeugt wird. Der perfekte Standort für Northvolt.
Das schwedische Unternehmen wächst so schnell, wie das Wasser am Oberlauf des Flusses im Fjell Richtung Ostsee schießt. Mehr als 8 Mrd. Euro hat es seit Gründung 2016 eingesammelt, die Marktbewertung beträgt fast 20 Mrd. Euro. Mehr als 4.000 Menschen sind in bislang drei Werken beschäftigt, und es werden fast täglich mehr. In wenigen Jahren könnte Northvolt womöglich auch in Deutschland Batteriezellen produzieren – in einer Fabrik nahe der schleswig-holsteinischen Nordseeküste, die mindestens so groß geplant ist wie die in Nordschweden.
Der Mann, der diesen Erfolg eingeleitet hat, steht in der Aula der Northvolt-Zentrale in Stockholm: Carl-Erik Lagercrantz, Chef der Vargas Holding, auf deren Betreiben Northvolt gegründet wurde. Im Unternehmen nennen ihn alle wie in Schweden üblich nur bei der Kurzform seines Vornamens: Calle. Lagercrantz’ Auftritt ist skandinavisch-zurückhaltend, doch seine Ansage könnte forscher kaum sein: „Wir wollen dafür sorgen, dass ein Prozent der globalen CO₂-Emissionen wegfallen“, sagt er. Man kann dem 59-Jährigen nicht vorhalten, dass er keine Ambitionen hätte.