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Nebenverdienst Beamte in Bundesministerien verdienten mehr als 2 Mio. Euro extra

Das Bundesfinanzministerium (BMF) in Berlin
Das Bundesfinanzministerium (BMF) in Berlin
© Schoening / Picture Alliance
Der Fall einer Beamtin des Finanzministeriums, die auf einer Veranstaltung Tipps zur Steuervermeidung präsentiert haben soll, sorgte für Aufsehen. Auch in anderen Ministerien verdienten Beamte kräftig nebenher

Beamte in Bundesministerien haben seit Beginn der Ampel-Regierung mehr als 2 Mio. Euro durch Nebentätigkeiten verdient. Das geht aus Zahlen des Bundesinnenministeriums hervor, die dem Stern vorliegen. 

Spitzenreiter sind demnach die Beamten des Bundesfinanzministeriums. Dort wurden insgesamt 445 Nebentätigkeiten genehmigt, angezeigt oder nicht untersagt und Einkünfte von rund 716.000 Euro erzielt. Mit einigem Abstand folgen die Beamten des Bundesjustizministeriums mit 206 Nebentätigkeiten – bei den Einkünften liegt jedoch das Bundeswirtschaftsministerium mit etwa 592.000 Euro auf dem zweiten Platz.

Die Zahlen gehen aus einer Antwort auf eine schriftliche Frage des CDU-Bundestagsabgeordneten Matthias Hauer hervor und datieren auf den 11. Januar diesen Jahres. 

Nebeneinkünfte von BMF-Beamten bei mehr als 700.000 Euro

Demnach wurden seit Beginn der Ampelkoalition in den Ministerien 2176 Genehmigungen zur Ausübung einer Nebentätigkeit erteilt beziehungsweise Nebentätigkeiten angezeigt, die nicht untersagt wurden. Beamte müssen jede entgeltliche Nebentätigkeit – mit Ausnahmen – entweder genehmigen lassen oder anzeigen.

Die Zahlen könnten noch höher liegen, denn: Das Bundesinnenministerium weist in seiner Antwort darauf hin, dass die genauen Einkünfte nicht in allen Ressorts nachgehalten würden. Der Bundesregierung würden daher keine aussagekräftigen Erkenntnisse zu den insgesamt erzielten Einkünften durch Nebentätigkeiten vorliegen. Außerdem sorgten die unterschiedlichen Mitarbeiterzahlen in den Ministerien für eine „mangelnde Vergleichbarkeit“.

Die fünf Bundesministerien mit den meisten Nebentätigkeiten – aufgrund der vorliegenden Zahlen – sind demnach:

  1. Bundesfinanzministerium (BMF): 445
  2. Bundesjustizministerium (BMJ): 206
  3. Auswärtiges Amt (AA): 199
  4. Bundeswirtschaftsministerium (BMWK): 183
  5. Bundesinnenministerium (BMI): 174

Innerhalb der Gruppe der Bundesministerien – die die Einkünfte erfassen – erzielen diese fünf Behörden demnach am meisten:

  1. Bundesfinanzministerium: 715.977 Euro
  2. Bundeswirtschaftsministerium: 592.536 Euro
  3. Bundesbildungsministerium (BMBF): 491.131 Euro
  4. Bundesjustizministerium: 224.220 Euro
  5. Bundesfamilienministerium (BMFSFJ): 196.854 Euro

Ingesamt kommen die Beamten aus den fünf Bundesministerien also auf 2.220.718 Euro an Nebeneinkünften.

Der CDU-Abgeordnete Hauer sieht nun die Bundesregierung in der Pflicht. Diese müsste „geeignete Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass Nebentätigkeiten korrekt angezeigt und in allen Ministerien systematisch dokumentiert werden“, sagte Hauer dem Stern. Gerade die „üppigen Einkünfte“ aus Nebentätigkeiten in den Ministerien von Christian Lindner (Finanzen) und Robert Habeck (Wirtschaft) würden Fragen aufwerfen.

Die Ampel müsse sicherstellen, dass bei den Nebentätigkeiten ihrer Beamten keine dienstlichen Interessen beeinträchtigt würden, forderte Hauer. „Hierzu ist die Ampel bislang Antworten schuldig geblieben – wir werden da sehr genau hinsehen“, sagte der CDU-Politiker. Schon der Anschein eines Interessenkonfliktes könne das Vertrauen in die Politik beschädigen.

Auch die Grünen-Fraktion nimmt das Thema sehr ernst. „Nebeneinkünfte können problematisch sein, vor allem, wenn sie im Themenbereich der Tätigkeit der Beamten stattfinden“, sagte die finanzpolitische Sprecherin Katharina Beck dem Stern. „Anfragen der Grünen haben in der Vergangenheit gezeigt, dass vor allem Beamtinnen und Beamten der Steuerabteilung im BMF hohe Nebeneinkünfte haben“, sagte Beck. „Vor diesem Hintergrund sollten die Aktivitäten im BMF, aber auch insgesamt bei den Ministerien, immer laufend geprüft und Regelungen womöglich angepasst werden.“ 

Durch den Fall einer Referatsleiterin waren die Nebentätigkeiten von Beamten des Finanzministeriums in den Fokus gerückt. Eine ZDF-Recherche hatte ergeben, dass eine Referatsleiterin des BMF als Rednerin an einer Veranstaltung teilgenommen haben soll, auf der Tipps zur Vermeidung von Steuern präsentiert wurden. Das Haus von Finanzminister  Lindner (FDP) hatte daraufhin erklärt, die Verhaltensregelungen für Nebentätigkeiten zu überprüfen.

Beamte müssten unbedingt unabhängig sein und jeden Verdacht der Beeinflussung vermeiden, so Grünen-Politikerin Beck, folglich auch durch die Ministerien durch äußere Einflussnahme durch Interessenvertreter geschützt werden. Der Austausch mit Praktikern sei zwar wichtig, die Linie zu einer Beinflussung dennoch „sehr dünn“.

Der Beitrag ist zuerst bei stern.de erschienen

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