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Exklusiv Körber macht aus seiner Digitaleinheit eine Start-up-Fabrik

Roboter-Greifarme von Körber
Roboter-Greifarme von Körber
© PR
Der Hamburger Maschinenbaukonzern Körber entwickelt seinen Digitalbereich zu einem Company Builder weiter – ein mutiger Schritt, denn lange galt das Konzept der Start-up-Produktion in Serie als überholt

Digitale Geschäftsmodelle in Serie entwickeln – das ist die Idee hinter Inkubatoren oder Company Buildern. Einige Jahre lang war das Konzept in der deutschen Start-up-Szene ziemlich populär, vor allem in Berlin sprossen die Brutstätten allerorten aus dem Boden, eine ganze Reihe von Konzernen versuchte sich daran. Nur: Erfolgreich war fast keiner damit. Und die Mode schien sich überlebt zu haben .

Und trotzdem versucht es auch 2020 noch ein großer deutscher Mittelständler sein Glück mit einem Company Builder: Der Hamburger Maschinenbauer Körber baut nach Informationen von Capital sein Digitalgeschäft in eine Firmenfabrik um, die in Zukunft Start-ups in Serie ausgründen will. Zwei bis drei Unternehmen pro Jahr sollen nach dem Willen von Digital-CEO Daniel Szabo entstehen, die jeweils über ein Umsatzpotenzial von mindestens 50 Mio. Euro verfügen sollen.

Das sind ambitionierte Vorgaben – aber Körber Digital sieht sich durchaus in der Lage dazu, schließlich ist der Unternehmensbereich schon heute kein namenloses oder besonders ressourcenarmes Digitallabor. Der mit den anderen Körber-Sparten formal gleichwertige Geschäftsbereich beschäftigt bereits 120 Mitarbeiter in Berlin, Karlsruhe und Porto – bis Jahresende soll ihre Zahl auf 200 steigen. Geformt wurde der Bereich innerhalb des Körber-Konzerns – der in Summe 10.000 Mitarbeiter hat und 2 Mrd. Euro umsetzt – Ende 2017. Seither wurden 50 Projekte angeschoben, die aber längst nicht alle überlebt haben.

Nun sollen daraus eigenständige Firmen werden: Inhaltlich sollen sich die Start-ups vor allem auf Software-as-as-Serice-Produkte konzentrieren, die mithilfe von Produktionsdaten und künstlicher Intelligenz die Effizienz von Maschinen steigern. Ein Beispiel: Mit einem Körber-Kunden aus der Zellstoffbranche wurde das System Smooth Operator entwickelt, das über maschinelles Lernen automatisch die optimalen Einstellungen einer Maschine für jedes Produkt ermittelt – und so Maschinenbediener und Prozessingenieuren hilft.

Körber-Digital-CEO Daniel Szabo
Körber-Digital-CEO Daniel Szabo
© PR

„Nur 0,5 Prozent der Daten, die in produzierenden Unternehmen zur Verfügung stehen, werden bislang für Verbesserungen genutzt“, sagt Szabo. Mit Big Data und KI will er erreichen, dass Maschinen weniger Ausfälle haben, bessere Performance erzielen und konstant in hoher Qualität produzieren.

Wichtig ist Szabo dabei, dass die entstehenden Modelle „maschinenagnostisch“ seien – das heißt, sie funktionieren nicht nur mit von Körber produzierten Geräten, sondern auch mit anderen Fabrikaten. Er will zudem erreichen, dass Daten auch über verschiedene Anbieter und unterschiedliche proprietäre Systeme ausgetauscht werden.

Konkret sollen in dem neuen Company Builder innerhalb von sechs Monaten aus Kundenprojekten Unternehmen werden, die dann ausgegründet werden. Innerhalb von 18 Monaten sollen sie in der Lage sein, sich selbst zu tragen. Sie sind zunächst 100-prozentige Töchter des Körber-Konzerns, sollen später aber auch offen für externe Investments sein.

Für die Gründer gibt es hingegen keine echten Anteile – das ist ungewöhnlich. Szabo verweist darauf, dass erfahrene Management-Teams für die Projekte rekrutiert würden, denen zudem „gute Gehälter“ winken würden. Es soll ein Anreizsystem mit sogenannten synthetischen Anteilen geben – das passe besser zum Plan von Körber, „nicht auf einen Exit zu optimieren, sondern darauf, ein nachhaltiges und profitables Geschäft aufzubauen“.

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