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Die Stunde Null Können Heimspeicher das deutsche Stromnetz retten, Herr Koch?

Oliver Koch ist seit 2020 Geschäftsführer von Sonnen
Oliver Koch ist seit 2020 Geschäftsführer von Sonnen
© PR
Immer mehr Sonne und Wind im deutschen Stromnetz sind politisch gewollt. Zum Problem aber wird es, wenn der Strom zu Zeiten anfällt, zu denen er gar nicht gebraucht wird. Oliver Koch von der Shell-Tochter Sonnen will das ändern – mit einem „virtuellen Kraftwerk“

CAPITAL: Es gibt immer mehr in Deutschland installierte Solaranlagen. Heißt das, dass auch immer mehr Stromspeicher gebraucht werden, um die erzeugte Energie gewissermaßen zwischenzulagern?
OLIVER KOCH: Eins stimmt sicherlich: 2022 und 2023 waren in der Solarenergie und bei den Speichern absolute Boom-Jahre. Wir sind bei Sonnen in der Produktion gar nicht mehr hinterhergekommen, es gab überall Mangel. An Elektronikkomponenten, Installationskapazitäten und Anlagen. Das aber hat sich Ende 2023 dann geändert. Die Nachfrage ist deutlich zurückgegangen, vor allem bei den Einfamilienhäusern.

Woran liegt denn dieser Rückgang? Ist der Markt schon gesättigt?
Nein, es gibt keine Marktsättigung. Wir stehen immer noch erst am Anfang. Der Grund liegt in den Boomjahren 2022 und 2023. Wir sind nicht eingebrochen, sondern wir haben einfach zwei extrem starke Jahre hinter uns. Jetzt gehen wir wieder auf ein normales Niveau zurück. Das wird allerdings bei vielen Unternehmen Entlassungen bedeuten, und wir werden auch die eine oder andere Insolvenz erleben.

Ist das ein rein deutsches Phänomen?
Nein, wir sehen das auch in anderen europäischen Ländern. In den USA allerdings sieht es völlig anders aus. Da ist eigentlich nur die Frage, ob sich unser Geschäft dieses Jahr verdreifacht oder vervierfacht.

„Wir geben das Geld unseren Kunden weiter“

Sonnen versucht, mit Speichern dem Umstand zu begegnen, dass erneuerbare Energien oft zum falschen Zeitpunkt Strom liefern – wenn er nicht gebraucht wird. Wie genau funktioniert das?
Wir sprechen von einem virtuellen Kraftwerk. Wir benutzen Zehntausende kleiner Heimspeicher, um daraus ein virtuelles Großkraftwerk zu machen. Damit lässt sich das Stromnetz stabilisieren. Wir erbringen also de facto Netzdienstleistungen, die wir zum Beispiel den deutschen Übertragungsnetzbetreibern anbieten. Also denen, die dafür sorgen müssen, dass jederzeit ein Gleichgewicht zwischen Stromnachfrage und Stromangebot besteht.

Und damit verdient das Unternehmen Geld?
Wir werden von den Übertragungsnetzbetreibern dafür bezahlt, ja. Wir geben das Geld unseren Kunden weiter. Entweder in Form einer Freistrommenge oder mit einer Gewinnbeteiligung zum Ende des Jahres.

Wir sehen in der Photovoltaik, dass Produktion in Deutschland abgebaut wird, weil starke Konkurrenz aus Asien das Geschäft bedroht. Ist das nicht auch für Sonnen als Batterieanbieter eine Gefahr?
Natürlich muss man immer darauf schauen, wettbewerbsfähig zu bleiben. Ich glaube, dass unsere Technologie der Vernetzung und intelligenten Steuerung da entscheidend ist. Wir setzen darauf, dass wir uns damit auch gegen eine chinesische Konkurrenz am Markt behaupten können. Aber natürlich ist das ein hart umkämpfter Markt.

Was genau kann dann die Rolle für ein deutsches Unternehmen wie Sonnen sein?
Wir sehen uns im Grunde als wichtigen Baustein, der die Energiewende im Netz möglich macht. Es geht um die Flexibilität, Strom liefern zu können, wann immer er im Netz gebraucht wird. Das wird die Währung der Zukunft im deutschen Stromnetz.

Hören Sie in der neuen Folge von „Die Stunde Null“,

  • Wwarum Sonnen auch mit Supermärkten verhandelt,
  • wie Speicher neue Stromleitungen ersetzen können,
  • was ein virtuelles Kraftwerk für die Wärmepumpe bedeutet.

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