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Kolumne Klar zur Konjunkturwende

2014 könnte zu einem Jahr voller Wendepunkte für die Weltkonjunktur werden. Die Unsicherheit verlagert sich zunehmend zu den Schwellenländern. Von Martin Kaelble

Geht die Rezession in Europa zu Ende? Endet gar die systemische Krise der Eurozone? Wird Amerika erstmals seit Ausbruch der Finanzkrise wieder die Lokomotive der Weltwirtschaft? All das wären markante Einschnitte für die Weltwirtschaft. All das scheint in diesem Jahr möglich.

Und – ebenfalls bemerkenswert – erstmals seit Jahren scheint zu Jahresbeginn eher die Zuversicht bei vielen Konjunkturexperten zu überwiegen. Das gab es in den letzten Jahren zu Jahresanfang nicht. Sogar Schwarzseher Nouriel Roubini zeigte sich zu Jahresbeginn für seine Verhältnisse optimistisch. Spätestens das sollte doch aufhorchen lassen.

Auch wenn in Europa die Probleme noch lange nicht gelöst sind, gibt es einige Experten, die glauben der systemische Teil der Krise könnte tatsächlich enden. Holger Schmieding, Chefökonom der Privatbank Berenberg, zählt zu diesen Optimisten, was die Entwicklung in Europa angeht.

Sollte in diesem Jahr wirklich keine neue Eskalation auftauchen in der Eurozone, dann wäre das nach Jahren der Dauerkrise fast schon etwas ungewohnt. Und: Die großen Fragezeichen lägen erstmals seit Jahren plötzlich bei den Schwellenländern und nicht mehr bei den Industrieländern.

Comeback der USA

Der angekündigte Ausstieg der US-Notenbank aus der Überschussliquidität 2014 dürfte genau dazu beitragen. Durch die niedrigen Zinsen in den USA waren Vermögen auf der Suche nach Rendite verstärkt in die Schwellenländer abgewandert. Mit dem nun anstehenden Ausstieg der Fed könnte sich dieser Prozess umkehren. Schon die Ankündigungen von Fed-Chef Bernanke 2013 hatten dafür gesorgt und Verwerfungen in einigen Schwellenländern nach sich gezogen. In diesem Jahr könnte sich das verschärfen. Damit dürfte sich die schwache Lage in den Schwellenländern fortsetzten: Das Wachstum in China nimmt ab, Brasilien und Indien stecken in der Krise. So war es 2013, so dürfte es 2014 bleiben.

Zur Lokomotive der Weltwirtschaft könnten wieder die USA werden. Für keine Weltregion sind die Analysten in diesem Jahr so zuversichtlich. Der Ausblick ist besser als für Europa. Auch die weniger expansive Geldpolitik der Fed dürfte das Wachstum nicht merklich schwächen. Und auch im Haushaltsstreit zwischen Demokraten und Republikanern erwarten die meisten Analysten viel politischen Lärm, aber keine ernsthafte Krise.

Wird es also erstmals seit Ausbruch der Krise 2007 ein ruhigeres Jahr für die Weltwirtschaft? Die Chancen dafür stehen so gut wie seit langem nicht. Aber wie immer gilt bei solchen Prognosen: Vorsicht vor den so genannten „Schwarzen Schwänen“, wie sie der Essayist Nassim Taleb bezeichnet hat – den überraschenden Ereignissen, die keiner auf dem Zettel hat die die Weltkonjunktur aber nachhaltig beeinflussen können.

E-Mail: Kaelble.Martin@capital.de

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