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Konjunktur IWF erwartet wegen Corona-Pandemie schlimmste Folgen seit Großer Depression

In der Krise schlägt die Stunde des Fonds: IWF-Chefin Kristalina Georgiewa bei einer Pressekonferenz
In der Krise schlägt die Stunde des Fonds: IWF-Chefin Kristalina Georgiewa bei einer Pressekonferenz
© IMAGO
Der internationale Währungfonds IWF erlebt in der Corona-Krise einen beispiellosen Ansturm. Mehr als 90 Länder bitten um kurzfristige Finanzhilfen. Aber dies seien Zeiten, für die der IWF geschaffen wurde, sagte Fonds-Chefin Kristalina Georgiewa

In einer Ansprache vor der Frühjahrstagung von IWF und Weltbank stimmte IWF-Chefin Kristalina Georgieva die Welt am Donnerstag auf die schwersten Turbulenzen dieses Jahrhunderts ein. „Wir erwarten die schlimmsten wirtschaftlichen Konsequenzen seit der Großen Depression“, sagte Georgiewa. Nicht weniger als 170 der 189 Mitgliedstaaten dürften einen Rückgang des Pro-Kopf-Einkommens erleiden. Auch im kommenden Jahre stehe bestenfalls eine „teilweise Erholung“ bevor. Es könne aber auch schlimmer werden.

Mit dieser Perspektive fährt der IWF alle Geschütze auf. Der Fonds sei bereit, seine volle Kreditvergabekapazität von einer Billion Dollar einzusetzen, um Mitgliedstaaten im Kampf gegen Covid-19 und die teils desaströsen wirtschaftlichen und finanziellen Folgen zu unterstützen, betonte Georgiewa. Um Anfragen von mehr als 90 Ländern nachzukommen habe das Exekutivdirektorium bereits einer Verdoppelung seiner Notfallfinanzierung auf eine erwartete Nachfrage von 100 Mrd. Dollar genehmigt. Es dürften aber eher hunderte von Milliarden werden.

Vor allem schwachen und bereits hoch verschuldeten Ländern wie Kirgisistan, Ruanda, Madagaskar und Togo hat der IWF Georgiewa zufolge bereits flexible Notfallkredite aus einem Pool von 50 Mrd. $ zur raschen Verwendung bewilligt. Doch das ist erst der Anfang. In der einzigartigen Krise zeigt sich der Fonds auch bereit, seinen Instrumentenkasten um kurzfristige Liquiditätshilfen zu erweitern. Auch Staaten, deren Schulden lange nicht mehr tragfähig sind, sollten in der Not nicht alleine gelassen werden. Es würden Alternativen zu Darlehen entwickelt.

Schuldenmoratorium gefordert

Gemeinsam mit der Weltbank hatte der IWF staatliche bilaterale Gläubiger bereits vor einigen Wochen zu einem Schuldenmoratorium für die ärmsten Länder aufgerufen. Sofortigen Beistand zur Vermeidung von Schuldenkrisen könne der IWF aus einem Hilfsfonds für Katastrophenfälle leisten, der laut der IWF-Chefin auf 1,4 Mrd. Dollar aufgestockt wird. Es sei besser, Mittel für die Gesundheitsversorgung aufzubringen, so die IWF-Chefin, als jetzt Schulden zu bedienen.

Die höchsten Risiken sieht der IWF in den Schwellenländern und Staaten mit niedrigem Einkommen – in Afrika, Lateinamerika und weiten Teilen Asiens. Nicht nur hätten sie den Kampf in dicht besiedelten Städten und Slums zu führen. Sie seien gegen die Schocks von gleichzeitig sinkendem Angebot und Nachfrage und drastischen finanziellen Engpässen am wenigsten gewappnet. Einigen drohe eine nicht mehr tragfähige Schuldenlast – die Pleite.

Die Corona-Pandemie kann also Schwellenländer schwerer treffen als die Industrieländer, weil ihre Gesundheitssysteme schwach sind, viele Menschen ohne sozialen Schutz in informeller Beschäftigung sind und die Verschuldung schon vor der Krise kaum mehr tragfähig war. Als besonders riskante Länder gelten Brasilien, Südafrika, Mexiko oder auch Indien. Vor einigen Wochen hatte die IWF-Chefin den Finanzbedarf von in Not geratenden Schwellenländern konservativ auf 2,5 Trillionen Dollar geschätzt.

Hier geht es zu einigen Ländern, die sich in der Krise bereits an den IWF gewandt haben, oder dies womöglich noch tun werden.

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