Die Corona-Pandemie und ihre Folgen haben sich auch auf den Straßenverkehr ausgewirkt. Mit einem beträchtlichen Teil der Bevölkerung im Homeoffice war vor allem während der Lockdowns der Verkehr ausgedünnt. Weltweit ist die Überlastung des Straßennetzes damit um durchschnittlich ein Viertel zurückgegangen. Das zeigt der Tomtom Traffic Index für 2020.
Auch die Stauhochburgen verzeichnen daher ein Minus. In der indischen Metropole Bangelore (Platz sechs) sank das Verkehrsaufkommen ähnlich stark wie der internationale Durchschnitt – und war in 2020 um 20 Prozent niedriger. In Novosibirsk (Platz neun im Ranking) blieb das Stauniveau dagegen unverändert.
In der Studie werden 416 Städte nach Stau-Aufkommen sortiert. Dabei ermittelt Tomtom den Staupegel in Prozentwerten. Bei einer einstündigen Fahrt und einem Staupegel von 50 Prozent, brauchen Autofahrer demnach eine zusätzliche halbe Stunde, um an ihr Ziel zu kommen. Darüber hinaus bewertet der Index, an wie viel Tagen im Jahr das Stau-Level niedriger als im Vorjahr war.
Unter den Städten mit den meisten Staus sind dabei auch 26 deutsche Städte. Mit dem Verkehr der drei größten Staumetropolen Moskau, Mumbai und Bogotá können sie zwar nicht mithalten. Verglichen mit den Schlusslichtern in Deutschland ist die Überlastung im Straßenverkehr trotzdem beachtlich. Während Wuppertal als Schlusslicht im innerdeutschen Vergleich einen Staupegel von 16 Prozent hat, liegt er beim Spitzenreiter unter den deutschen Stauhauptstädten fast doppelt so hoch.
In diesen deutschen Städten standen Sie am längsten im Stau
Die deutschen Stau-Städte 2020
Den zehnten Platz in Deutschland belegt Sachsens einwohnerreichste Stadt. Das Stau-Level lag hier in 2020 bei 23 Prozent. Bei einer Stunde Fahrt, waren Autofahrer hier knapp 15 Minuten länger unterwegs. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Pegel damit leicht um einen Prozentpunkt gesunken. Auch was die Tage mit geringem Verkehrsaufkommen angeht, ist Leipzig mit 12 Tagen eines der Schlusslichter. Das ist aber auch die geringste Veränderung in den deutschen Top Ten.
Pro Fahrt in der Rushhour konnte man in Kiel gut ebenfalls knapp ein Viertel der Zeit länger einplanen. Anders als Leipzig hat die Überlastung der Straßen im Vergleich zum Vorjahr aber um drei Prozentpunkte abgenommen. Über das Jahr verteilt gab es an 16 Tagen weniger Stau als am selben Tag in 2019; die meisten davon im Frühjahr während des Lockdowns. Im August gab es dagegen die meisten Staus. Im Ranking landet Kiel damit ganz knapp vor Leipzig auf Platz neun.
Mehr als doppelt so viele stauarme Tage als Kiel konnte Dresden verzeichnen (33). Dennoch stand man hier auf das gesamte Jahr gerechnet 87 Stunden lang im Stau. Besonders schlimm war es Mitte Oktober auf den Straßen – an diesen Tagen erreichte das Stau-Level zum Teil einen Wert von 59 Prozent mehr Fahrtzeit. Das Stau-Level des gesamten Jahres ging aber im Vergleich zum Vorjahr leicht zurück und lag 2020 bei 23 Prozent. Im Deutschland-Vergleich heißt das Platz acht.
Einen Rückgang des Stau-Levels schaffte auch München – und zwar um sechs Prozentpunkte. Das machte sowohl in der morgendlichen als auch abendlichen Rushhour bemerkbar. Damit liegt die bayrische Hauptstadt bei „nur“ 24 Prozent mehr Fahrtzeit. Auf das gesamte Jahr gesehen macht das für die Münchner trotzdem 94 verlorene Stunden. Besonders viel los war, wie auf den Plätzen acht bis zehn, donnerstagsnachmittag. Im Weltranking steht München auf dem 129. Platz.
In 2020 rückt Kassel im deutschen Stau-Ranking um einen Platz nach vorne – obwohl sie beim durchschnittlichen Stau-Level gleichauf mit München liegt. Hinsichtlich der stauarmen Tage liegt die hessische Großstadt dagegen deutlich hinter München – mit 36 Tagen im Jahr. Im September brauchten Autofahrer hier fast ein Drittel mehr Fahrzeit. Dieser Monat war auch der einzige, in dem es mehr Stau in der Kasseler Rushhour gab als in 2019.
Mit einem durchschnittlichen Stau-Level von 25 Prozent mehr Fahrzeit liegt Stuttgart auf Platz fünf der deutschen Stau-Städte. Über das Jahr gerechnet standen die Stuttgarter rund 92 Stunden im Stau. Zumindest ein kleiner Erfolg: Das sind ein Tag und acht Stunden weniger als 2019. Außerdem gab es 38 Tage mit verhältnismäßig geringem Stau-Aufkommen – der zweitbeste Wert in den Top Ten. Diese ziehen sich größtenteils über den Zeitraum des ersten Corona-Lockdowns.
96 Stunden standen die Nürnberger in 2020 insgesamt im Stau. Die einzelne Fahrt dauerte dabei durchschnittlich 25 Prozent länger – immerhin ein Rückgang um fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Hinsichtlich der stauarmen Tage liegt Nürnberg mit Kassel gleich auf. An 36 Tagen war der Verkehr weniger stark belastet als im Vorjahr. Noch eine Gemeinsamkeit mit Kassel: Innerhalb der Woche standen die Nürnberger am längsten am Dienstagnachmittag im Stau.
Mit einem Staulevel von 26 Prozent ist Hessens Landeshauptstadt auf Platz drei der deutschen Stau-Städte. Im Vergleich zum Vorjahr sank der Wert damit um fünf Prozentpunkte. Mit 36 stauarmen Tagen pro Jahr liegt Wiesbaden damit gleichauf mit Kassel und Nürnberg. Insgesamt standen die Wiesbadener damit 96 Stunden im Stau, während sie in 2020 im Straßenverkehr unterwegs waren.
2019 noch auf der eins in Deutschland, hat sich die Verkehrslage in Hamburg in 2020 deutlich entspannt. Im Vergleich zum Vorjahr sank das Stau-Level um 15 Prozent. Trotzdem dauert die Fahrtzeit hier noch durchschnittlich 29 Prozent länger als mit freien Straßen. Insgesamt standen die Hamburger damit in 2020 105 Stunden lang im Stau – mit lediglich 32 stauarmen Tagen im Jahr.
Die Hauptstadt löst Hamburg in 2020 als Stau-Spitzenreiter ab. Im weltweiten Ranking liegt Berlin dagegen noch nicht einmal unter den 50 ersten Plätzen, sondern bekleidet Rang 58. Weniger Stau als im Vorjahr gab es an nur 20 Tagen – nach Kiel und Leipzig der drittniedrigste Wert in den deutschen Top Ten. Obwohl sich auch hier die Fahrtzeit im Vergleich zu 2019 verkürzte, musste man noch 30 Prozent mehr Zeit rechnen. Damit verloren die Berliner aufs Jahr gerechnet insgesamt 108 Stunden im Verkehr.