Ian Karan, 77, in Sri Lanka geboren, kam mit 16 durch ein Sportstipendium nach London. Über den Abbruch seines Studiums hatte Karan zunächst unrichtige Angaben gemacht, wie er später einräumte. In seiner Wahlheimat Hamburg wurde er als Schiffscontainerhändler reich und durch ein kurzes Intermezzo als Wirtschaftssenator der Hansestadt bekannt.
Capital: Herr Karan, Sie gehören zu den legendären Typen, die es vom Tellerwäscher zum Millionär geschafft haben. Das geht also wirklich?
Ian Karan: Die Phrase finde ich eher peinlich, aber die Geschichte stimmt. Ich war gerade nach Hamburg gekommen, konnte aber noch kein Deutsch. Deshalb war es schwer, einen Job zu finden. Bei einem vegetarischen Restaurant an der Alster konnte ich in der Küche helfen und habe 450 D-Mark im Monat verdient.
Warum sind Sie damals von London nach Deutschland gezogen?
Ich war Ende der 60er-Jahre Trainee in der britischen Niederlassung des Speditionskonzerns Schenker. Um bei dem deutschen Unternehmen Karriere zu machen, dachte ich, wäre es hilfreich, Deutsch zu lernen. Also ging ich für ein Jahr in die Schweiz zu einer Partnerfirma von Schenker, wollte dann nach Hamburg – und bin geblieben.
Und wie lange mussten Sie Teller waschen?
Nur für ein paar Monate. An den freien Nachmittagen habe ich nach Jobs gesucht. Bei der Spedition Max Grünhut konnte ich anfangen. Dann wurde der Chef durch Zufall auf mich aufmerksam und bat mich, jeden Donnerstag um 15 Uhr zum Tee in sein Büro zu kommen, damit er mit mir Englisch sprechen konnte. Als ich ihn nach einer Gehaltserhöhung fragte, verdoppelte er meinen Monatslohn auf 1500 D-Mark. Nach einem Jahr war ich Abteilungsleiter für das US-Geschäft.
Mit Mitte 30 haben Sie Ihr erstes Unternehmen gegründet. Warum ausgerechnet Containerhandel?
Ich war von einer US-Firma abgeworben worden, die in dem Geschäft tätig war. Ich habe den Standort in Hamburg geleitet. Die Firma wurde aber bald von Japanern übernommen. Ich habe gekündigt und mich zum 1. Juli 1975 selbstständig gemacht. Ich durfte das Büro übernehmen und das Europa-Geschäft abwickeln. Das war mein erster Auftrag, die Basis für meine Firma.
Und die erste Million haben die Ihnen auch gleich noch geschenkt?
Nein, aber bei meinem ersten großen Deal mit 3000 Containern habe ich 1,6 Mio. D-Mark verdient.
Wann waren Sie Millionär?
Zumindest dachte ich das. Ich hatte meine Firma an einen britischen Konkurrenten verkauft. Für 21 Mio. Dollar! 7 Mio. hatte ich meinen Mitarbeitern versprochen. Und ich wäre trotzdem Multimillionär gewesen. Aber die Briten überwiesen das Geld nicht.
Arm waren Sie aber nicht?
Ich hatte 5 Mio. D-Mark Schulden, musste mein Haus verkaufen und zur Miete wohnen. Ich habe richtig gelitten. Dann habe ich geklagt und nach drei Jahren einen Bruchteil des Geldes bekommen. Das war die größte Schmach meines Lebens. Aber es hat mich angetrieben zu beweisen, dass ich es besser kann. Ich habe eine neue Containerhandelsfirma gegründet, den China-Boom mitgenommen und zur richtigen Zeit alles wieder verkauft – für einen dreistelligen Millionenbetrag.