Capital: Ein Hörgerät zu benötigen ist für die meisten Menschen kein angenehmes Thema. Wie verkauft man ein solches Produkt?
CRISTINA CANTARELL: Es stimmt schon – niemand steht morgens auf und sagt: Schatz, heute gehen wir Hörgeräte kaufen. Es ist ein Produkt, das man kauft, weil man es benötigt. Wir vermarkten als Hersteller die Geräte an den Hörakustiker, und da spielen die technischen Werte eine Rolle. Aber natürlich versuchen wir auch, zusammen mit unseren Kunden den Endverbraucher zu erreichen. Und da geht es darum zu zeigen, dass das Hörgerät ein Hightechprodukt ist. Es sieht nicht mehr so aus wie vielleicht noch vor 20 Jahren. Groß und hautfarben, so wie es meine Großmutter noch hatte.
Wir sind von einer Vielzahl von Geräuschquellen und Mobilfunkgeräten umgeben. Was bedeutet das für die Entwicklung von Hörgeräten?
Das Problem fängt schon mit den Umgebungsgeräuschen an. Wenn man sich in einem lauten Ambiente befindet, auf der Straße oder in einem Restaurant, dann verstärken die Geräte auch die Störgeräusche. Da ist die Herausforderung, die Sprache von den Störgeräuschen zu trennen. Der Nutzer will Gesprochenes ja nicht nur hören, sondern auch verstehen. Wichtig ist auch die Akkulaufzeit. Ein Hörgerät muss so klein sein wie möglich, aber einen aufladbaren Akku haben, der den ganzen Tag hält.
Unsere Gesellschaft wird älter und bringt mehr Menschen mit Gehörproblemen hervor. Wie sehr lässt das den Markt wachsen?
Im Jahr 2024 wurden in Deutschland 1,7 Millionen Hörgeräte verkauft. Das nimmt von Jahr zu Jahr zu. Ein Grund ist die Demografie und die alternden Babyboomer. Aber auch die Akzeptanz hat zugenommen, weil sich die Geräte ja weiterentwickelt haben. Aber es ist immer noch so: In Deutschland haben etwa neun Millionen Erwachsene einen Hörverlust, und nur vier Millionen tragen ein Hörgerät. Da ist also ein großes Potenzial. Und die Technologie entwickelt sich schnell weiter.
Sonova hat vor drei Jahren die Kopfhörer-Sparte des deutschen Unternehmens Sennheiser übernommen. Warum? Das ist ja ein Bereich, in dem Sie auf sehr viel Konkurrenz stoßen.
Bei Sonova geht es eigentlich um das beste Hörerlebnis. Das kann sein, wenn man ein Hörgerät oder ein Implantat braucht. Aber auch einfach, wenn man gute Musik hören will. Das Geschäft mit Sennheiser erlaubt es uns, die Menschen da schon früher zu begleiten. Wir können mit der Marke Sennheiser außerdem den Hörakustikern etwas Neues anbieten. Zum Beispiel für Leute, die noch kein Hörgerät brauchen, aber beim Fernsehen ein Extra benötigen. Wir nennen das situational hearing.
Hören Sie in der Folge von Die Stunde Null:
- Welche verschiedenen Arten von Hörgeräten es gibt
- Wie Sonova seine Lieferketten absichert
- Wie Künstliche Intelligenz bei der Entwicklung der Geräte hilft
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