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Pro + Contra Hayek und Keynes streiten über Fußball

Jahrzehntelang stritten die Ökonomen Friedrich August von Hayek und John ­Maynard Keynes über den Konflikt zwischen Staat und Markt. Capital führt den Streit fort. Diesmal: Soll der Staat Fussballclubs retten?
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Streithähne: Friedrich August von Hayek (l.) und John Maynard Keynes

Hayek,

ich bin wütend. Ihre marktliberalen Fans in der EU-Kommission haben sich nun wieder eine neue perfide Strafe für die armen Spanier ausgedacht. Dort haben einige Fußballclubs Hilfen vom spanischen Staat erhalten, um sie vor dem Bankrott zu retten. Die EU will nun, dass die Clubs dieses Geld zurückgeben. Dabei ist der Fußball doch die letzte Freude, die dem rezessionsgeplagten Land bleibt – und das Fußballgeschäft eine der wenigen krisenfesten Branchen dort. Treibt man die Clubs in die Pleite, zerstört man endgültig das Konsumklima und die Nachfrage.

Not amused, John Maynard

Sehr geehrter Herr Keynes,

die Herren EU-Kommissare sind ausnahmsweise im Recht, weil sie den freien Wettbewerb wiederherstellen wollen: Diese Unternehmen sollten ihre Ausgaben lieber durch gesundes Management refinanzieren und nicht auf Kosten der Steuerzahler. Staatshilfen verzerren den Wettbewerb. Und wo wird so etwas schmerzlicher deutlich als auf dem grünen Rasen? Auf dem Platz hat der Staat nichts zu suchen.

Gez.: F. A. Hayek

Die neue Capital
Die neue Capital

Also wirklich, Hayek,

das Ganze wird doch auf dem Rücken der einfachen Leute ausgetragen, denen ihr Herzensgut Fußball zerstört wird. In diesem besonderen Fall muss der Staat einspringen dürfen, um einen Club vor dem Konkurs zu retten. Kennt Ihr kaltes Marktherz denn kein Mitgefühl? Oder ärgern Sie sich nur, dass Rapid Wien gegen Real Madrid auf dem Rasen keine Chance hat?

Ihr John Maynard

Sehr geehrter Herr Keynes,

lassen Sie mir den Rücken und das Herz der einfachen Leute aus dem Spiel. Davon verstehen Sie als Akademiker ebenso wenig wie ich. Bei Ihnen aber vermisse ich das Herz für die Freiheit. Ein Unternehmer sollte Freiheiten haben. Dazu gehört auch die Freiheit zu scheitern. Und das gilt auch für Fußballclubs.

Hochachtungsvoll, F. A. Hayek

Werter Herr Hayek,

nun würde mich eines aber doch interessieren: Wenn Oligarchen einzelne Clubs mit Millionen aufpumpen, ist das für Sie vermutlich keine Wettbewerbsverzerrung, richtig?

John Maynard

Sehr geehrter Herr Keynes,

lassen Sie fußballbegeisterten Investoren doch um Himmels willen die Freiheit, Geld in ihren Verein zu stecken. Wenn sie scheitern, stehen sie immerhin selbst dafür gerade. Aber, Herr Keynes, ein Vorschlag zur Güte: Wenn die spanischen Clubs sich demnächst auch ohne Staatshilfe auf dem Platz durchsetzen, dann spendiere ich Ihnen einen guten Heurigen.

F. A. Hayek

Hayek,

Ihren Heurigen müssen Sie alleine trinken. Wahrscheinlich sollte man mit einem Österreicher einfach nicht über Fußball reden.

Grüße aus England, John Maynard

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