Deutsche Bank:
Deutsche Bank (XETRA: DBKGn.DE / NYSE: DB) und Commerzbank haben heute entschieden, die Gespräche über einen Zusammenschluss beider Institute nicht fortzusetzen. Nach gründlicher Prüfung hat sich herausgestellt, dass ein solcher Zusammenschluss nicht im Interesse der Aktionäre sowie anderer Interessengruppen beider Unternehmen wäre.
„Es war sinnvoll, diese Option einer innerdeutschen Konsolidierung zu prüfen. Für uns war aber von Anfang an klar: Mit einem Zusammenschluss müssten wir höhere und nachhaltigere Renditen für unsere Aktionäre erreichen und die Leistungen für unsere Kunden verbessern können“, sagt Christian Sewing, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank. „Nach gründlicher Analyse sind wir zum Schluss gekommen, dass ein Zusammenschluss mit der Commerzbank keinen ausreichenden Mehrwert bieten würde – auch mit Blick auf die Umsetzungsrisiken, Restrukturierungskosten und Kapitalanforderungen, die mit einer solch großen Integration einhergehen. Martin Zielke und allen Beteiligten möchte ich für die vertrauensvollen Gespräche in den vergangenen Wochen danken.“
Die Deutsche Bank wird weiterhin alle Alternativen prüfen, um langfristig die Profitabilität und die Renditen für ihre Aktionäre zu steigern.
Für das erste Quartal 2019 erwartet die Deutsche Bank einen Vorsteuergewinn von etwa 290 Millionen Euro und einen Gewinn nach Steuern von rund 200 Millionen Euro – wobei Bankenabgaben von rund 600 Millionen Euro für das Gesamtjahr im ersten Quartal verbucht wurden. Die Erträge werden voraussichtlich 6,4 Milliarden Euro betragen, davon 3,3 Milliarden Euro in der Unternehmens- und Investmentbank. Die Bank erwartet zinsunabhängige Aufwendungen und bereinigte Kosten (1) von je 5,9 Milliarden Euro, jeweils inklusive der erwähnten Bankenabgaben. Die harte Kernkapitalquote (Common Equity Tier 1) dürfte im Verlauf des Quartals von 13,6 auf etwa 13,7 Prozent gestiegen sein. Die Privat- und Firmenkundenbank konnte das Volumen an Krediten und Einlagen steigern. Auch in der Unternehmens- und Investmentbank wuchs das Kreditgeschäft. Die Bank verzeichnete Nettozuflüsse im Geschäft mit vermögenden Kunden (Wealth Management) und im Asset Management.
„Unsere vorläufigen Ergebnisse zeigen die Stärke unseres Kundengeschäfts“, sagt Christian Sewing. „Wir haben unseren Plan in einem schwierigen Marktumfeld konsequent umgesetzt und Fortschritte bei wichtigen Erfolgsfaktoren gemacht: Wir sind bei Krediten und Einlagen gewachsen, haben das verwaltete Vermögen wieder steigern können und unsere Marktanteile im Emissions- und Beratungsgeschäft verbessert. Mit unserer Disziplin bei den Kosten konnten wir niedrigere Erträge weitgehend ausgleichen. Wir sind auf einem sehr guten Weg, unser Kostenziel von 21,8 Milliarden Euro für das Jahr 2019 zu erreichen.“
Die Deutsche Bank wird ihre Ergebnisse für das erste Quartal 2019 wie geplant am 26. April veröffentlichen.
(1) Die bereinigten Kosten entsprechen den zinsunabhängigen Aufwendungen ohne Wertberichtigungen auf den Geschäfts- und Firmenwert und sonstige immaterielle Vermögenswerte, Rechtsstreitigkeiten und Aufwendungen für Restrukturierung und Abfindungen.
Bankenfusionen: Chronologie des Scheiterns
Bankenfusionen: Chroniken des Scheiterns

Im Sommer 1997 kommt es zur Fusion zweier Großbanken – allerdings nicht in Frankfurt, sondern in München. Die Bayerische Vereinsbank und die Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank verschmelzen zur Hypovereinsbank. Der Zusammenschluss ist auch eine Reaktion darauf, dass die Deutsche Bank ein Jahr zuvor fünf Prozent der Anteile an der Bayerischen Vereinsbank gekauft hat. Die Münchner möchten aber nicht zu den Vasallen eines Frankfurter Hauses verkommen, deshalb wehrt man sich. Allerdings ist die Fusion kein Glücksbringer: Ende der 90er-Jahre werden massive Probleme im Immobiliengeschäft bekannt, 2003 wird dieser Geschäftszweig schließlich in eine eigene Bank ausgelagert: die Hypo Real Estate, die in der Finanzkrise untergeht. 2005 wiederum kauft die italienische Großbank Unicredit die Hypovereinsbank, die ihr in den vergangenen Jahren einen rigiden Sparkurs verordnet hat. Von der einstigen Bedeutung ist wenig geblieben. Kein Wunder, dass der Bankenplatz München heute ein Schatten seiner selbst ist.

Im Frühjahr 2000 bebt die Frankfurter Finanzszene: Die Deutsche Bank und die Dresdner Bank kündigen ihren Zusammenschluss an. Von 125.000 Arbeitsplätzen sollen 16.000 wegfallen. Doch bereits wenige Wochen nach Ankündigung wird die Fusion abgeblasen. Die damals schon wichtigen Investmentbanker der Deutschen Bank sind gegen die Verschmelzung – und der damalige Vorstandschef der Deutschen Bank Rolf-E. Breuer (l.) kann sich nicht gegen sie durchsetzen. Der Chef der Dresdner Bank Bernard Walter tritt wegen des geplatzten Zusammenschlusses sogar zurück.

Die Allianz braucht weitere Vertriebskanäle, um ihre Versicherungen zu verkaufen. Deshalb kauft sie 2001 die Dresdner Bank. Doch der Zusammenschluss entpuppt sich bald als Fehlentscheidung: Bereits 2002 kann die Dresdner Bank nur mit Ach und Krach einen Verlust vermeiden. Übrigens: Auf Seiten der Allianz war damals ein Finanzvorstand namens Paul Achleitner mitverantwortlich für die Fusion. Achleitner ist seit 2012 Aufsichtsratschef der Deutschen Bank. Seine Bilanz bei Deutschlands größtem Geldhaus fällt ähnlich aus wie bei der Übernahme der Dresdner Bank: äußerst bescheiden.

Noch 2007 übernimmt die Münchner Hypo Real Estate die Depfa, die Bank finanziert überwiegend die öffentliche Hand. Das wirkt damals wie ein biederes, aber gleichzeitig sehr rentables Geschäft – doch die Depfa steht am Abgrund. Sie hat ihre Bilanz mit enormen Risiken vollgeladen und macht die Hypo Real Estate in der Finanzkrise zu einem Fall für den Bankenrettungsfonds. Der Rest ist Geschichte.

Der Zeitpunkt ist denkbar schlecht, die Finanzkrise belastet die Kreditinstitute weltweit: Dennoch übernimmt die Commerzbank 2009 die Dresdner Bank von der Allianz, die damals das drittgrößte Geldhaus der Republik ist. Die Fusion ist eine Notoperation, die Dresdner Bank macht im Geschäftsjahr 2008 einen Verlust von 6,3 Mrd. Euro. Die Folge: Das Eigenkapital ist dadurch nahezu aufgezehrt, das reißt die Commerzbank mit in die Tiefe. Der Staat muss deshalb Geld bei der Commerzbank einschießen und wird Anteilseigner, heute hält der Bund 15 Prozent an dem Geldhaus mit dem gelben Logo. Die Commerzbank braucht Jahre, um die Dresdner Bank bei sich zu integrieren. Trotz Fusion ist der Name der Dresdner Bank nicht ganz verschwunden: In Dresden unterhält die Commerzbank eine Filiale, auf der der Schriftzug des früheren Konkurrenten prangt.

2009 kauft die Deutsche Bank die Postbank – und kommt so einem Angebot des spanischen Geldhauses Santander zuvor. Das Ziel der Deutschen Bank damals: Die Erträge im Heimatmarkt steigern und stabilisieren und von der größeren Kundenbasis profitieren. Argumente, die auch jetzt bei den Fusionsgesprächen zwischen Deutscher Bank und Commerzbank eine Rolle spielen. Das Problem ist bloß: Die Deutsche Bank hat es bis heute nicht geschafft, die Postbank zu integrieren. Grund sind IT-Probleme, aber auch das strategische Hickhack der Deutsch-Banker. Zwischenzeitlich soll die Postbank sogar wieder verkauft werden, aber niemand schlägt zu. Also versucht die Deutsche Bank weiter die Tochter irgendwie mit den anderen Unternehmensteilen zu verschmelzen.

Im Juni 2009 meldet der Warenhauskonzern Arcandor Insolvenz an – und stürzt damit die Kölner Privatbank Sal. Oppenheim, gegründet 1789, in eine tiefe Krise. Das einst so stolze Geldhaus ist eng mit Arcandor und dessen Mehrheitsaktionärin Madeleine Schickedanz verbandelt. Eine Insolvenz des Instituts kann nur abgewendet werden, indem die Deutsche Bank Sal. Oppenheim übernimmt. Sie zahlt immerhin 1 Mrd. Euro für den deutlichen kleineren Konkurrenten. 2017 kündigt die Deutsche Bank an, Sal. Oppenheim zu schließen. Allzu viel Freude dürfte die Übernahme der Deutschen deshalb nicht gemacht haben. Die Deutsche hätte gerne wichtige Mitarbeiter von Oppenheim gerade aus dem Fondsmanagement behalten, doch viele wechseln zur Konkurrenz.

Auch die einst stolze nordrhein-westfälische Landesbank WestLB gerät in der Finanzkrise ins Taumeln. Nach vielen Jahren des Siechtums und gescheiterten Übernahmeversuchen durch andere Landesbanken, übernimmt schließlich die Landesbank Hessen-Thüringen Teile des Geschäfts, etwa den Zahlungsverkehr. Die übrigen Reste werden in einer Bad Bank abgebaut. 2012 verschwindet das Logo.

Nach vielen gescheiterten Anläufen gelingt es endlich: 2015 kündigt die damals größte Zentralbank der Genossenschaftsbanken an, die DZ Bank in Frankfurt, die zweite noch existierende genossenschaftliche Zentralbank zu übernehmen, die WGZ Bank aus Düsseldorf. Die Fusion wird 2016 vollzogen, bis 2022 dürften voraussichtlich 20 Prozent der Arbeitsplätze gestrichen werden, die das neue Zentralinstitut ursprünglich hatte. Der Zusammenschluss läuft vergleichsweise gut.
Commerzbank:
Commerzbank und Deutsche Bank haben heute entschieden, die Gespräche über einen Zusammenschluss beider Institute nicht fortzusetzen. Nach gründlicher Prüfung hat sich herausgestellt, dass ein solcher Zusammenschluss nicht im Interesse der Aktionäre beider Unternehmen sowie anderer Interessengruppen wäre.
„Es war sinnvoll, diese Option einer innerdeutschen Konsolidierung zu prüfen. Für uns war aber von Anfang an klar: Mit einem Zusammenschluss müssten wir höhere und nachhaltigere Renditen für unsere Aktionäre erreichen und die Leistungen für unsere Kunden verbessern können“, sagt Martin Zielke, Vorstandsvorsitzender der Commerzbank. „Nach gründlicher Analyse sind wir zum Schluss gekommen, dass ein Zusammenschluss mit der Deutschen Bank keinen ausreichenden Mehrwert bieten würde – auch mit Blick auf die Umsetzungsrisiken, Restrukturierungskosten und Kapitalanforderungen, die mit einer solch großen Integration einhergehen. Christian Sewing und allen Beteiligten möchte ich für die vertrauensvollen Gespräche in den vergangenen Wochen danken. Die Commerzbank bleibt bei ihrer Strategie. Wir werden unser Wachstum gemeinsam mit unseren Kunden vorantreiben und konsequent in die Zukunft investieren.“