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Kommentar Facebook-Konzern Meta: Realität schlägt Vision

Aus Facebook wurde Meta: Die ersten Geschäftszahlen unter neuem Namen enttäuschten
Aus Facebook wurde Meta: Die ersten Geschäftszahlen unter neuem Namen enttäuschten
© David Paul Morris / Bloomberg / Getty Images
Facebook-Produkte verzeichnen zum ersten Mal in ihrer Geschichte weniger Nutzer. Die Aktien des Mutter-Konzerns Meta stürzen nach dieser Nachricht um 20 Prozent ab. CEO Mark Zuckerberg kann die Probleme nur unzureichend erklären

Wer gehofft hat zu erfahren, was, wo und wofür das Metaverse genau ist, wird dazu in den jüngsten Geschäftszahlen von Meta keine Antwort finden – und erst recht keine Freude. Denn die ersten Ergebnisse, die das Unternehmen seit seiner Umbenennung von Facebook veröffentlicht hat, könnten erklären, warum es sich den neuen Namen gab. Meta braucht eine überzeugende Geschichte, um zu erklären, warum das langsamere Wachstum kein Problem ist.

Sich an einer neuen Version des Internets zu beteiligen und Anspruch darauf zu erheben ist zwar eine Idee, wenn auch eine schwammige. Aktien, die im nachbörslichen Handel um 20 Prozent gefallen sind, lassen jedoch darauf schließen, dass die Anleger gerne vorgewarnt worden wären über den Gewinnrückgang und die Zukunftsvisionen.

Ein Problem ist, dass Meta versucht, zwei Veränderungen auf einmal zu erklären. Zum einen ist da das Metaverse, eine immer noch vage Idee eines immersiven, eintauchenden Online-Erlebnisses, das nach Ansicht der Analysten von Morgan Stanley einen potenziellen Gesamtmarkt von 8 Mrd. Dollar umfasst.

Meta offenbart in seinem Finanzbericht die Zahlen der Virtual-Reality-Einheit Reality Labs, die diese Welt erschließen soll. Aber es fällt schwer, sich für eine Einheit mit einem Betriebsverlust von 3,3 Mrd. Dollar bei 877 Mio. Dollar Quartalsumsatz zu begeistern. Als Amazon 2015 zum ersten Mal die Umsätze seiner Cloud-Sparte auswies, machten sie sieben Prozent des Gesamtumsatzes des Konzerns aus. Reality Labs macht weniger als drei Prozent aus.

In der Zwischenzeit versucht Meta auch, den Veränderungen in seinem wichtigsten Werbegeschäft Rechnung zu tragen. Die Konkurrenz durch die beliebte Videoplattform Tiktok führt zu einem langsameren Nutzerwachstum bei Meta. Die Zahl der täglich aktiven Nutzer ist gegenüber dem Vorquartal gesunken.

Metas Comeback soll das Kurzvideo-Produkt Instagram Reels sein. Aber kurze Videos bedeuten weniger Werbung. Hinzu kommen Datenschutzanpassungen, die zu einer geringeren Monetarisierung führen. Das Umsatzwachstum hat sich von 35 Prozent im letzten Quartal auf 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verlangsamt. Für das laufende Quartal wird ein Wachstum von bis zu elf Prozent erwartet. Die operativen Margen sind rückläufig.

Eine Perspektive muss her. Meta ist ein Unternehmen mit 3,59 Milliarden Nutzern, die mindestens eine seiner Anwendungen pro Monat besuchen. Digitale Werbung ist ein Wachstumsmarkt, und CEO Mark Zuckerberg hat schon zuvor umsatzsteigernde Transformationen gesteuert. Es ist daher noch zu früh, um die Metamorphose von Meta als Fehlschlag zu bezeichnen.

Copyright The Financial Times Ltd. 2022

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