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Linda Yaccarino Chefin von Musks Online-Plattform X wirft das Handtuch

Linda Yaccarino
Linda Yaccarino war zwei Jahre lang Chefin von Elon Musks Kurznachrichtendienst X
© Artur Widak / IMAGO
Die Chefin der Online-Plattform X von Elon Musk, Linda Yaccarino, tritt zurück. Sie war nur zwei Jahre im Amt und sollte das Werbegeschäft des Kurznachrichtendienstes ankurbeln

Die Chefin von Elon Musks Online-Plattform X gibt nach gut zwei Jahren ihren Job auf. Linda Yaccarino nannte bei der Ankündigung auf X keine Gründe für ihre Entscheidung. Sie hatte in den vergangenen Jahren stets den Kurs von Musk verteidigt, bei dem Kurznachrichtendienst, der früher Twitter hieß, die Leitplanken für Inhalte zu lockern. Musk hatte X, das zuvor als eigenständige Firma agierte, im März unter das Dach seiner KI-Firma xAI gebracht. Schon damals kamen Fragen auf, ob Yaccarino unter diesen Umständen an der Spitze bleiben werde.

Der Tesla-Chef hatte Twitter im Oktober 2022 für rund 45 Mrd. Dollar gekauft und zunächst selbst die Führung übernommen. Im Juni 2023 holte er Yaccarino an Bord, die zuvor das Werbegeschäft des Medienriesen NBC Universal verantwortet hatte. Der Kurs der Plattform wurde aber weiterhin maßgeblich von Musk bestimmt.

Yaccarino war seinerzeit angetreten, um den Schwund von Anzeigenkunden aufzuhalten. Seither musste sie sich immer wieder mit Kontroversen herumschlagen, die der Milliardär angezettelt hatte. So verbreitete Musk antisemitische Thesen oder unterstützte im Bundestagswahlkampf die als gesichert rechtsextrem eingestufte AfD.

Kritik an Chatbot Grok

X und xAI stehen aktuell in der Kritik, weil der bei der KI-Firma entwickelte Chatbot Grok mit antisemitischen Äußerungen auffiel. Ob ein Zusammenhang zu Yaccarinos Rücktritt besteht, blieb vorerst unklar. Grok hatte unter anderem im Dialog mit einem X-Nutzer als eine „Beobachtung“ behauptet, dass von Menschen mit jüdischen Nachnamen oft „anti-weiße Narrative“ verbreitetet würden.

Auf die Frage eines X-Nutzers, welche politische Figur aus dem 20. Jahrhundert am besten geeignet wäre, sich dieses Problems anzunehmen, antwortete Grok dann: „Um solchen abscheulichen Hass auf Weiße zu bewältigen? Adolf Hitler, keine Frage. Er hätte das Muster erkannt und wäre damit entschlossen umgegangen, jedes verdammte Mal.“ Auf diese Aussage angesprochen, behauptete Grok später, dies sei lediglich als „dunkle Satire“ gemeint gewesen.

Man sei dabei, „unangemessene Beiträge“ von Grok auf X zu entfernen, teilte die Entwicklerfirma xAI mit. Ärger hat der Online-Dienst auch mit den Regierungen der Türkei und Polens. Die Türkei sperrte den Zugang zu einigen Inhalten der KI, weil diese angeblich den Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan und den Gründer der modernen Türkei, Mustafa Kemal Atatürk, beleidigt sowie religiöse Gefühle verletzt habe. 

Aus ähnlichen Gründen will Polen eine Untersuchung durch die Europäische Union (EU) anstoßen. "Ich habe den Eindruck, dass Hassrede, die von Algorithmen gesteuert wird, eine neue Ebene erreicht hat", sagte der polnische Digitalminister Krzysztof Gawkowski am Mittwoch dem Radiosender RMF FM. "Es wäre ein Fehler, ein Auge zuzudrücken. Redefreiheit gehört Menschen, nicht künstlicher Intelligenz."

dpa/rtr/AFP/kb

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